Vor genau 175 Jahren, am 24. März 1836, ist der Winterthurer "Landbote" das erste Mal erschienen. Heute weist er eine Auflage von gut 33'000 Exemplaren auf und befindet sich zu 80 Prozent noch immer in Familienbesitz. 20 Prozent gehören seit 2005 dem Medienkonzern Tamedia. Wie der "Landbote" in seiner Jubiläumsausgabe vom Donnerstag ausführt, wurde er 1836 als Stimme gegen die Übermacht der Stadt Zürich im Kanton ins Leben gerufen. Er vertrat von Anfang an den Liberalismus, der damals im Gegensatz zur konservativen Regierung stand.
1974 erneuerte der Verwaltungsrat der Herausgeberin Ziegler Druck- und Verlags AG diese politische Ausrichtung ausdrücklich. Bis auf einen Chefredaktor, den SP- Mann Oskar Huber von 1898 bis 1903, hielten sich auch alle Chefredaktoren daran. Seit 2006 steht Colette Gradwohl an der Redaktionsspitze des Blattes. Winterthurs Stadtpräsidenten Ernst Wohlwend (SP) bescheinigt der Lokalzeitung in ihrer Jubiläumsausgabe, sie habe sich in den letzten Jahren "vom bürgerlichen Hofblatt zur Forumszeitung entwickelt".
Geprägt wurde der "Landbote" ab 1860 vor allem durch Salomon Bleuler, der als Vertreter der Demokratischen Bewegung des Kantons Zürich Kantons-, Regierungs-, und Nationalrat war. Er hatte das Blatt zu einem Sprachrohr "seiner" Demokraten gemacht. Er selbst war bis zu seinem Tod 1898 erst Redaktor, dann Chefredaktor und später Verleger. Er hatte das Blatt 1886 vom seinem Schwager Gottlieb Ziegler geerbt.
37 der heute 41 Aktionäre sind Nachkommen der Ziegler-Töchter. Drei weitere sind frühere leitende Angestellte und der 41. Aktionär ist die Tamedia. Dieser Aktionär prägt die heutige Zusammenarbeit. Im letzten Jahr verkaufte Tamedia die "Thurgauer Zeitung (TZ)" an die NZZ-Gruppe im Tausch mit den Zürcher Landzeitungen. Als Folge davon liefert der "Landbote" seit Jahresbeginn die überregionalen Seiten der "Zürichsee Zeitung", dem "Zücher Oberländer" und dem "Zürcher Unterländer", hingegen nicht mehr der TZ. Seit 2010 beziehen ausserdem die "Schaffhauser Nachrichten" den Zeitungsmantel aus Winterthur. (sda)
