Herr David, was wird mit Ihnen als neuer Chefredaktor bei Cash anders?
Das heutige Cash ist, so wie es ist, ein sehr eigenes und erfolgreiches Produkt. Meines Wissens gibt es weltweit nirgendwo sonst ein Wirtschaftsmagazin mit dieser Mischung. Das Grundkonzept ist absolut stimmig und wird auch so bleiben. Was sich jedoch ändern muss, ist eine verstärkte Öffnung nach aussen hin. Die Schweizer Wirtschaft als Thema ansich reicht einfach nicht mehr. Es kann nicht sein, dass wir die Grenzen bei Feldschlösschen ziehen. Was Cash braucht, ist ein Blick von der Schweiz nach aussen, aber gleichzeitig auch ein Blick von aussen her auf die Schweiz. Das soll keine Kritik am bisherigen Konzept sein, aber ich bin der Überzeugung, dass das Internationale in Zukunft eine verstärkte Rolle spielen muss. Wirtschaftsinteressierte Schweizer, die tagein, tagaus aus mit dem Ausland zu tun haben, müssen sich im Cash wiederfinden. Und dann sollte man auch nicht vergessen, dass die Schweizer Wirtschaft nicht nur in Zürich stattfindet. Als Ostschweizer kann ich das nur unterstreichen (lacht).
Wo sehen Sie die Stärken des Blatts?
Die Mischung von Themen aus Wirtschaft, Konsum, Politik und Kultur finde ich genial. Und das ist sicher etwas, was bleiben wird. Der Investteil als eigene Säule hat sich ebenfalls sehr profiliert die Lancierung erfolgte damals genau zum richtigen Zeitpunkt. Wichtige Trends rechtzeitig zu registrieren und darauf zu reagieren, das wird auch weiterhin unser Ziel sein.
Wo liegen die Schwächen?
Wenn Cash überhaupt Schwächen hat, dann vielleicht die, dass es manchmal etwas zu kühl ist. Mir fehlt das emotionale Element. Wirtschaft ist nicht rein rational; dahinter stehen Menschen Menschen, über die ich mehr wissen will. Was sind das für Leute, die ein Unternehmen führen? Was denken sie? Was wollen sie?
Also Homestories à la Schweizer Illustrierte?
Nein, keine Homestories mit Kuchenrezepten und ähnlichem! Mich interessiert, was so einer da ganz oben an der Spitze denkt, was er will, wie er tickt. Es muss ja nicht unbedingt der Boss der UBS sein es gibt auch andere interessante Macher, die etwas zu sagen haben. Und im Gegensatz zu früher sind die Schweizer Manager heute zugänglicher. Persönlichen Standpunkten einen grösseren Raum geben Themen intelligent gegen den Strich bürsten: Ich will eine Zeitung für Leute machen, die gerne lesen. Mit einer ausgewogenen Mischung aus Kurzfutter und langen Artikeln, die auch eine gewisse Emotionalität zulassen. Denn der Tod jeder Zeitung ist die Langeweile.
Werden Sie für Cash-TV ebenfalls vor der Kamera stehen?
Das ist ein Entscheid, den die Redaktion von Cash-TV und der Verlag fällen müssen zur Zeit steht noch alles offen. Klar ist, dass man aus Cash eine übergreifende Marke machen will, als Qualitätsmerkmal und mit einem Wiedererkennungseffekt. Wie das jedoch genau aussehen wird, kann ich heute noch nicht sagen.
Wie wird die Stabübergabe zwischen Ihnen und Markus Gisler erfolgen?
Nun, Gisler geht Ende Jahr ich starte am 1. Januar 2001. Wir beide hatten in all den Jahren, in denen ich im Ausland gearbeitet habe, einen sehr guten Kontakt und ich glaube nicht, dass es irgendwelche Probleme bei der Ablösung geben wird. Und dann steht mir ja mit dem Blattmacher und Stellvertretenden Chefredaktor Hans Schneeberger weiterhin ein Vollprofi zur Seite. Mich beschäftigt vielmehr, dass Gisler für mich die Latte sehr hoch gelegt hat. Aber ich sehe das andererseits auch als tolle olympische Herausforderung!
Fred David