von Christian Beck
Herr Brechbühl, wie viele SMS-Nachrichten haben Sie seit Montag erhalten? Oder setzen Sie auf modernere Kommunikationsmittel?
SMS-Nachrichten waren es eine Handvoll, aber auf den vielen anderen Kommunikationskanälen hat es häufig gebimmelt am Montagnachmittag. Ich habe nicht gezählt, bin noch mit Beantworten beschäftigt und bedanke mich auch an dieser Stelle herzlich für die schönen Gratulationen.
Noch sind Sie Chief Digital Officer bei der Energy-Gruppe Schweiz (persoenlich.com berichtete). Was reizt Sie am Wechsel zu 20 Minuten?
Die hervorragend gemachten Medienprodukte der 20-Minuten-Gruppe sind fester Bestandteil des Alltags von Millionen von Menschen und wertvolle Umfelder für Partner und Kunden. Ich freue mich sehr darauf, dieses Angebot mitzugestalten und weiterzuentwickeln. Und natürlich freue ich mich auf meine Kolleginnen und Kollegen in der Deutsch- und Westschweiz, im Tessin, in Österreich und in Luxemburg.
Sie starteten bei 20 Minuten vor 22 Jahren Ihre Laufbahn als Reporter. Hatten Sie Heimweh?
Ich habe sehr schöne Erinnerungen an meine ersten knapp zwölf Jahre bei 20 Minuten. Es war ein Privileg, die Anfangszeiten im Start-up-Büro in Zürich-Oerlikon und dann den steilen Aufstieg der Marke mitzuerleben. Aber auch die zehn Jahre danach, zuletzt bei Energy und Ringier, haben mir sehr gutgetan. Natürlich starte ich jetzt als Rückkehrer mit einer ganz besonderen Verbundenheit mit 20 Minuten in den Job. Ich treffe auch wieder auf einige liebgewonnene Kolleginnen und Kollegen von früher, was mich sehr freut.
«Das ist doch eine tolle Chance»
Sie folgen auf Marcel Kohler. Eigentlich wäre Emmanuel Fleig vorgesehen gewesen, der aber aus familiären Gründen nicht in die Schweiz kommt. Fühlen Sie sich nicht als Lückenbüsser?
Nein, gar nicht. Das ist doch eine tolle Chance. Und ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Emmanuel Fleig, der die Geschäfte von Edita/L'essentiel in Luxemburg weiterführen wird.
Wie kommt es überhaupt zum Wechsel – haben Sie sich beworben, oder wurden Sie angefragt?
Schon als Marcel Kohler im November 2020 seinen Rücktritt ankündigte, wurde ich von Freunden in der Branche ermuntert, am Rekrutierungsprozess teilzunehmen – dann hat das eine zum anderen geführt.
Warum sind Sie genau der richtige Nachfolger?
Diese Frage müssten Sie eigentlich dem Verwaltungsrat stellen, der mich gewählt hat. Punkten konnte ich, soviel ich weiss, mit einem vielfältig gefüllten Rucksack: Ich komme ursprünglich aus dem Journalismus und der Content-Kreation, habe aber auch auf der Business-Seite, insbesondere im Digitalgeschäft, viel gelernt. Ich freue mich, diese Erfahrungen einzubringen und zusammen mit der Geschäftsleitung und dem Team die erfolgreiche Arbeit von Marcel Kohler weiterzuführen und die Reise in die Zukunft zu unternehmen.
Haben Sie sich schon Ziele gesetzt, was Sie verändern möchten?
Zunächst gilt es noch einige Dinge bei Energy und Ringier ins Ziel zu bringen. Es ist noch zu früh, um über Ziele bei 20 Minuten zu sprechen.
«Ich bin einer, der Kreativität und Leidenschaft fördert und fordert»
Sie stossen von aussen zu 20 Minuten und werden neuer Chef von zahlreichen Mitarbeitenden. Was für ein Vorgesetzter sind Sie?
Ich bin einer, der Kreativität und Leidenschaft fördert und fordert. Nicht nur in der Redaktion, sondern gerade auch in kommerziellen, analytischen und technischen Disziplinen.
Sie haben mit Ihren 44 Jahren bereits einen beachtlichen Lebenslauf. Sind Sie ein Karrieremensch?
Ich habe eine ausgeprägte Leidenschaft fürs Medienmachen und hatte das Glück, grossartige Weggefährten zu haben, die mich beruflich und persönlich weitergebracht haben. Lebenslauf und Karriere standen nie zuvorderst.
Was nehmen Sie mit von Ihrer Zeit bei Energy respektive Ringier?
Enorm viel Bewunderung für das Talent und die Fähigkeiten vieler Kolleginnen und Kollegen. Und viel Dankbarkeit für den grossen Support, den ich in meinen Projekten von Energy und Ringier erhalten habe.