26.05.2024

SRG-Generaldirektion

«Ich will zuhören und Brücken bauen»

Die künftige SRG-Generaldirektorin Susanne Wille spricht im Interview mit persoenlich.com über die Aufgaben, die auf sie warten. Sie freue sich darauf, die Verantwortung für das zu übernehmen, was die SRG ausmacht.
SRG-Generaldirektion: «Ich will zuhören und Brücken bauen»
«Ich liebe Herausforderungen und ich mag Veränderungen»: Susanne Wille, ab November 2024 Generaldirektorin der SRG. (Bild: Keystone/Alessandro della Valle)

Wann war für Sie klar, dass Sie Generaldirektorin werden wollen?
Eigentlich relativ früh, weil ich finde, dass es ein Amt ist, in dem man viel verändern kann. Für die SRG steht zudem viel auf dem Spiel. Ausserdem ist die SRG das Unternehmen, für das ich mich seit vielen Jahren einsetze. Darum will ich das, was uns ausmacht und stark macht, in die Zukunft tragen.

Haben Sie sich für den Job beworben oder hat man sie angefragt?
Die SRG ist auf mich zugekommen. Nach dem Gespräch habe ich entschieden, mich zu bewerben. Aber schon bevor Gilles Marchand seinen Rücktritt erklärt hatte, wurde ich immer wieder darauf angesprochen, ob mich der Job interessieren würde.

Bei der Wahl konnte die Delegiertenversammlung nur einen Einervorschlag mit Ihrem Namen bestätigen. Sie seien einfach die beste Kandidatin gewesen, hiess es. Ist das eine Hypothek für Ihr Amt?
Ich habe während des ganzen Prozesses viel Support gespürt und Zuspruch erhalten für meine Bewerbung. Es war ein guter Austausch und es kamen kritische Fragen. Nach der Wahl freue ich mich, diese Kraft im Rücken zu spüren, sodass wir zusammen und geeint vorangehen können.

«Ich habe das Wahlprozedere als sehr sorgfältig und sehr intensiv erlebt»

Sie empfinden es nicht als Makel, dass Sie sich nicht einem härteren Wettbewerb stellen mussten?
Den Prozess kommentiere ich nicht. Nur so viel: Ich habe das Wahlprozedere als sehr sorgfältig und sehr intensiv erlebt. Es war ein mehrstufiger Prozess, inklusive Tests und einem Assessment.

Worauf freuen Sie sich nun am meisten?
Ich liebe Herausforderungen und ich mag Veränderungen. Dass ich nun die Verantwortung dafür übernehmen darf, was die SRG ausmacht, die Vielsprachigkeit, die regionale Verankerung, freut mich sehr. Ebenso ist mir der Dialog ein Kernanliegen. Ich will zuhören und hoffe, so Brücken bauen zu können.

Ihr Vorgänger Gilles Marchand wird Ihnen zahlreiche grössere und kleinere Baustellen übergeben. Vor welcher haben Sie den grössten Respekt?
Auf der einen Seite haben wir eine unternehmerische Aufgabe, die SRG zu transformieren, zu verändern und in die Zukunft zu führen. Das ist ein sehr spannender Management- und Strategiejob, vor dem ich grossen Respekt habe. Das ist ein Teil der Aufgabe. Der andere ist der politische Prozess, der nun läuft. Dort will ich in den Austausch gehen. Das sind meine beiden Aufgaben.

«Wir stehen für Qualitätsjournalismus, für Sachgerechtigkeit»

Der Druck auf die SRG wird eher noch zunehmen. Wie gehen Sie damit um?
Ich war während der «No Billag»-Kampagne als Journalistin tätig und weiss, was politischer Druck bedeutet. Mir ist es darum wichtig, dass es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut geht. Wir stehen für Qualitätsjournalismus, für Sachgerechtigkeit. Es ist mir auch ein Anliegen, dass ich gegen aussen stark argumentieren kann, damit das Personal in Ruhe arbeiten kann.

Die Politik will bei der SRG sparen. Werden Sie, wie Ihr Vorgänger, den finanziellen Status quo um jeden Preis zu halten versuchen oder sind Sie zu Kompromissen bereit?
Wir müssen abwarten, was der Bundesrat entscheidet. Diesen Entscheid gilt es dann zu akzeptieren. Es ist dann meine unternehmerische Aufgabe, Lösungen zu finden, um die Vorgaben aus der Politik umzusetzen. Gleichzeitig hört der politische Prozess nicht auf. Im Zusammenhang mit der Halbierungsinitiative gilt es, sehr stark zu vermitteln, warum es uns braucht und was wegfallen würde, wenn wir einen noch tieferen Finanzrahmen hätten.

Sie werden eine Stellvertretung bestimmen können. Unter Gilles Marchand war das Nathalie Wappler. Werden Sie mit ihr weiterarbeiten oder jemanden aus einer der anderen Sprachregionen auswählen?
Nathalie Wappler und ich haben bei SRF in den letzten Jahren sehr eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Das werden wir weiterhin tun. Uns ist aber beiden klar, dass es auch eine Rücksicht braucht auf die verschiedenen Sprachregionen der Schweiz. Darum hat Nathalie heute gesagt, dass sie ihr Amt als stellvertretende Generaldirektorin zur Verfügung stellt. Es ist nun an mir, in Absprache mit dem Verwaltungsrat eine neue Stellvertretung zu finden. Wer das ist, kann ich noch nicht sagen. Ich will zuerst meine Kolleginnen und Kollegen aus den Regionen in der Geschäftsleitung kennenlernen.


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