06.09.2001

Le Temps

Israelkritischer Artikel wirft Wellen

Israelitischer Gemeindebund gelangt an den Presserat.

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) gelangt wegen eines Artikels in der Westschweizer Zeitung Le Temps an den Schweizer Presserat. Der SIG bemängelt die Überprüfung der Quelle und das Verweigern einer Stellungnahme. Der umstrittene Artikel erschien unter dem Titel "Der jüdische Nationalismus ist für die Juden schlimmer als der Holocaust", und war unterzeichnet von Christoph Zehntner als "Rabbiner der Liberalen Jüdischen Gemeinde Bern". Für den SIG hat der Autor damit eine Amtsanmassung begangen, wie SIG-Präsident Alfred Donath einen Bericht der Zeitung La Liberté vom Donnerstag bestätigte. Donath erinnerte daran, dass Zehntner 1998 vom Berner Verwaltungsgericht verurteilt worden war. Das Gericht hatte die öffentliche Zweckmässigkeit von Zehnters "Gemeinde" verneint. Zehntner, der sich selbst als Philosoph bezeichnet, trat in anderen Zusammenhängen auch schon als "Jesus von Nazareth" oder "Sohn des Kalifen Ali ibn Abi Talib" auf.

Die Kläger kritisieren nicht nur, dass Le Temps den Autor nicht näher überprüft habe, sondern bemängeln auch die später erschienene "Präzisierung" der Zeitung, welche die Anmassung nicht transparent mache, wie Brigitte Sion von der CICADE (Koordination gegen Antisemitismus und Diffamierung) erklärte. SIG UND CICADE verlangten von der Zeitung, einem Vertreter des Schweizer Judentums einen gleichwertigen Platz zur Stellungnahme einzuräumen. Laut den Klägern blieb diese Anfrage ohne Antwort.



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