Judith Wittwer, Chefredaktorin des Tages-Anzeigers, hat sich entschieden, eine neue Herausforderung anzunehmen. Sie wird im Sommer 2020 zur Süddeutschen Zeitung wechseln und zusammen mit dem bisherigen Chefredaktor Wolfgang Krach die Redaktion der abonnierten Tageszeitung in Deutschland leiten, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstagmittag.
«Der Tages-Anzeiger und die Süddeutsche Zeitung teilen dieselben journalistischen Werte. Beide sind sie überaus kompetent und kreativ, recherche- und meinungsstark, regional verankert und weltoffen. Sie haben all das, was sich die Leserinnen und Leser auch in digitalen Zeiten wünschen», wird Wittwer in der Mitteilung zitiert. Die digitale Transformation zu gestalten, sei eine der spannendsten Herausforderungen in der Branche.
Mit Ehemann und Töchtern nach München
Die Berufung zur Chefredakteurin der SZ stehe unter Vorbehalt der Zustimmung der leitenden Redakteure. So halte es das Redaktionsstatut der SZ fest, präzisiert Wittwer am Dienstag auf Anfrage von persoenlich.com. Sie werde sich deshalb erst nach diesem Entscheid öffentlich zur SZ und ihrer Kooperation mit dem Tages-Anzeiger äussern.
Wittwer werde mit ihrer ganzen Familie nach München ziehen. «Bis es soweit ist, werden hoffentlich wir Corona und nicht Corona uns im Griff haben», sagt die Mutter von zwei Töchtern.
Seit zwei Jahren Tagi-Chefredaktorin
Die Zürcherin begann ihre journalistische Karriere nach dem Master der Internationalen Beziehungen an der Universität St. Gallen (HSG) 2002 beim Tages-Anzeiger in Zürich. Sie absolvierte das Volontariat und berufsbegleitend die Diplomausbildung am MAZ – Die Schweizer Journalistenschule, arbeitete später als Wirtschaftsredaktorin und war Korrespondentin in Deutschland, ehe sie ins Ressort Hintergrund und Analyse wechselte.
Von 2011 bis 2014 war sie als Wirtschaftsredaktorin für die Handelszeitung des Medienhauses Axel Springer tätig. 2014 kehrte Wittwer zum Tages-Anzeiger zurück, wo sie die Stabsstelle der Chefredaktion leitete und als Nachrichtenchefin arbeitete. 2016 wurde sie Mitglied der Chefredaktion von Tages-Anzeiger und SonntagsZeitung, seit Anfang 2018 ist sie Chefredaktorin des Tages-Anzeigers.
Gratulation zur «ehrenvollen Berufung»
Wittwer hat den Tages-Anzeiger in den vergangenen Jahren publizistisch weiterentwickelt, unter anderem durch die Einführung der «Seite Drei» mit Reportagen und Recherchen sowie durch die Stärkung des Bereichs Meinungen, schreibt Tamedia weiter. Unter ihrer Leitung baute der Tages-Anzeiger auch das regionale Angebot aus. Strategisch trieb Judith Wittwer diverse Kooperationen voran, darunter die seit 2017 geltende Zusammenarbeit zwischen dem Tages-Anzeiger und der Süddeutschen Zeitung.
Mit diesem Schritt wird Wittwer ihre Funktion als Vorstandsmitglied im Verein Qualität im Journalismus abgeben, wie sie sagt.
«Wir bedauern den Weggang von Judith Wittwer sehr. Wir gratulieren ihr aber zur ehrenvollen Berufung an die Spitze der Süddeutschen Zeitung und freuen uns, dass wir über unser gemeinsames internationales Korrespondentennetzwerk partnerschaftlich verbunden sind und deshalb auch in Verbindung bleiben werden», sagt Pietro Supino, Verleger und Präsident von Tamedia, laut Mitteilung zum Abgang.
Die Nachfolgeregelung beim Tages-Anzeiger per Sommer 2020 werde zu gegebenem Zeitpunkt kommuniziert.
Erst vor drei Wochen war Judith Wittwer zu Gast im «Creative Coffee». Sie sprach im Videointerview unter anderem über Macht und Einfluss:
Neue stellvertretende Chefredaktorin
Bei der Süddeutschen gibt es darüber hinaus eine neue stellvertretende Chefredaktorin. Die frühere Standard-Chefredaktorin und jetzige Süddeutschen-Korrespondentin im Nahen Osten, Alexandra Föderl-Schmid, übernimmt den Posten, wie sie auf Twitter verkündet.
In eigener Sache: Meine Zeit im Nahen Osten ist bald vorbei, ich werde stellvertretende Chefredakteurin der @SZ . Ich freu mich auf die neue Aufgabe bei einem Medium, das den Journalismus hochhält
In eigener Sache: Meine Zeit im Nahen Osten ist bald vorbei, ich werde stellvertretende Chefredakteurin der @SZ . Ich freu mich auf die neue Aufgabe bei einem Medium, das den Journalismus hochhält
— A. Föderl-Schmid (@foederlschmid) March 17, 2020
(pd/wid/eh)
KOMMENTARE
18.03.2020 13:35 Uhr
17.03.2020 22:36 Uhr
17.03.2020 19:16 Uhr
17.03.2020 18:34 Uhr
17.03.2020 13:24 Uhr