10.11.2010

Cédric Wermuth

Jungpolitiker bringt Schawinski und Köppel in Rage

Warum verlieren die Medienprofis die Nerven?

SP-Politiker Cédric Wermuth polarisiert nicht nur innerhalb seiner Partei. Auch gestandene Journalisten wie "Weltwoche"-Chef Roger Köppel und Radio-1-Boss Roger Schawinski bringt Wermuth zur Weissglut. Mit seinem ideologischen Auftreten schaffte es der Jungpolitiker diese Woche, beide Medienprofis aus der Reserve zu locken. Im Doppelpunkt-Interview am letzten Sonntag auf Radio 1 verlor Schawinski als Interviewer teilweise die Selbstbeherrschung. Aber auch Roger Köppel, bekannt für seinen sachlichen und präzisen Argumentationsstil, reagierte ungewohnt gereizt im TalkTäglich-Auftritt am Montag.

Die Frage ist berechtigt: Warum verlieren die beiden erfahrenen Medienprofis die Nerven? Für Rhetorikexperte Marcus Knill ist nicht das brisante Abzocker-Thema schuld. Viel mehr kämen die Medienleute mit Wermuths Auftreten nicht zu recht. "Wermuth geht rhetorisch clever vor", sagt Knill. Er wiederhole seine Botschaften ständig, gehe auf konkrete Fragen kaum ein und reagiere auf den sachlichen Argumentationsstil seiner Gesprächspartner nur sehr knapp.

Das hat seinen Grund. "Wermuth ist gegenüber seinen Diskussionspartnern intellektuell unterlegen", meint Knill. Es bestehe ein grosses Gefälle, so der Rhetorik-Experte. Wer so auftrete wie Wermuth, bringe analytische Denker wie Köppel und Schawinski einfach in Rage. Kommt hinzu, dass Wermuth bewusst die persönliche Provokation sucht. "Es sind eben auch alles stolze Alphatiere und wollen dominieren", sagt Knill. Bei verletzenden Stichen verloren alle einmal die Beherrschung. Die Emotionen steuerten das Verhalten. Das Duell mündete dann in einem sprachlichen Durcheinander.

Auf Anfrage von "persoenlich.com" zeigt sich Roger Köppel selbstkritisch: "Ich war tatsächlich gereizt. Ich hatte das Gefühl, dass Wermuth mit uns das Kalb machte. Die Substanz der Argumente war ihm nicht wichtig. Das sagt viel über die geistige Verwahrlosung der SP aus." Für Köppel ist klar, dass Wermuth jedes Mittel recht sei für Aufmerksamkeit, weil er schliesslich für den Nationalrat kandidiere. Bei der nächsten Begegnung mit dem Jungpolitiker werde Köppel anders auf die Unbedarftheit Wermuths reagieren. (cl)



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