Adventszeit ist Serienzeit – wie die nachrichtenärmere Sommerzeit, so bietet sich auch das Jahresende für monothematische Beitragsserien an. Vor allem Regionalzeitungen pflegen in der Schweiz die Tradition des Adventskalenders. Dabei fällt auf: Kein Kalender gleicht dem anderen. Die Ideen sind so vielfältig wie die Redaktionen, die sie erstellten.
Zum vierten Mal präsentieren Berner Zeitung/Bund Trouvaillen aus ihrem Bildarchiv in ihrem Foto-Adventskalender. Jeden Tag vom 1. bis zum 24. Dezember zeigt die Lokalredaktion der Berner Tamedia-Titel eine Serie mit historischen Bildern aus Stadt und Region Bern. Das geht dann querbeet von exotischen Tieren in den Gassen der Bundesstadt über eine Zeitreise durch den öffentlichen Verkehr bis zu Weltstars im Berner Scheinwerferlicht, wo man Schwarz-Weiss-Aufnahmen von Mick Jagger oder Sting auf den Bühnen Berns sieht.
Beim Bieler Tagblatt und seiner Onlineplattform ajour.ch erzählen Persönlichkeiten aus der Region ihr schönstes Advents- oder Weihnachtserlebnis. Da erfährt man, wie der Berner Regierungsrat Christoph Neuhaus (SVP) vor zwanzig Jahren in einem Wüstenkloster in Syrien einem dreistündigen syrisch-orthodoxen Weihnachtsgottesdienst beigewohnt und dort ein «Fest der Liebe und nicht der XXL-Geschenke» erlebt hatte.
Bei der Thurgauer Zeitung geht es derweil weniger religiös und besinnlich zu, sondern mehr mystisch und märchenhaft. In seinem Adventskalender stellt das Regionalblatt von CH-Media 24 Sagen und Märchen aus dem Kanton Thurgau vor. In kurzen Texten erfährt man etwa, wie vermutlich eine englische Königstochter das Kloster Münsterlingen gegründet hatte oder dass Frauenfeld aus der Liebe zweier Menschen entstanden sein soll.
Gleich zwei publizistische Adventskalender gibt es in Graubündner Medien. Sowohl Platzhirsch Südostschweiz als auch das kleine Onlinemagazin GRHeute bringen je eine monothematische Beitragsserie zum Jahresende. Die Tageszeitung widmet sich in der dunklen Jahreszeit dem Licht: «Vom Kerzenziehen oder Glühwürmchen über die Elektrifizierung von Furna bis zum Lämplimuseum in Obermutten». Eine solche Lichtergeschichte handelt etwa vom Spitzahorn auf dem Emser Dorfplatz, der seit 27 Jahren mit Lämpchen geschmückt zum Weihnachtsbaum wird.
GRHeute, ein unabhängiges Newsportal in Graubünden, nutzt den Adventskalender als Teaser für ein Buch, das im kommenden Frühling erscheinen wird. «Graubünden schreibt» dokumentiert das Literaturschaffen im Kanton und porträtiert Autorinnen und Autoren. Auf GRHeute erscheint nun täglich ein Videoporträt, das als Grundlage für das Buch dient.
Auch einen täglichen Film, respektive eine Empfehlung dazu, gibt es auf Swissinfo. Das mehrsprachige Portal der SRG verlinkt dazu auf die Streamingplattform Play Suisse, die Schweizer Spiel- und Dokumentarfilme bereithält.
Bei Schweizer Radio und Fernsehen SRF gibt es gleich vier Adventskalender für sehr unterschiedliche Interessen- und Altersgruppen, getreu dem Service-public-Auftrag.
Die Kleinsten kriegen von SRF Kids das Hörspiel «Weihnachten verboten!» in 24 Teilen serviert. Auf der SRF Musikwelle liest der Berner Mundartautor Ernst Hunziker 24 Kurzgeschichte entlang der Buchstaben des Alphabets. Dabei wendet er sich an sein fiktives Göttikind, erzählt von gemeinsamen Erlebnissen, spricht über Musik und erteilt gute Ratschläge.
Der SRF Sport wiederum präsentiert jeden Tag im Advent einen Rückblick auf «Historisches, Unvergessliches oder Lustiges aus Schweizer Sicht». Ob Roger Federers erster Wimbledon-Sieg 2003 oder Snowboarderin Tanja Friedens Olympiagold – man sieht sie in rund einminütigen Clips, die SRF auch auf Instagram ausspielt.
Bei «G & G – Gesichter & Geschichten» geht es um den guten Zweck. Dazu spannt die Gesellschaftssendung mit der Glückskette zusammen. Jeden Tag bietet ein Schweizer Promi ein exklusives Erlebnis. Das Publikum kann beispielsweise einen Matchbesuch mit Pascal Zuberbühler oder ein Privatkonzert von Peter Reber ersteigern.
Während die bisher genannten Medien die Türchen zu ihrem Adventskalender schön Tag für Tag öffnen, haben Züritipp und SonntagsBlick das Pulver auf einmal verschossen. Die Kulturbeilage des Tages-Anzeigers präsentierte schon Ende November 24 Ausgeh- und Veranstaltungstipps; für jeden Adventstag einen. Auch das Ringier-Blatt publizierte seine 24 Lektüreempfehlungen bereits am 1. Advent.
Daneben gibt es in der schweizerischen Medienlandschaft auch rein kommerziell motivierte Adventskalender ohne journalistischen Gehalt. Bei Neue Zürcher Zeitung, Schweizer Illustrierte, Basel Jetzt, Top Online, Engadiner Post, Pomona und vermutlich noch bei vielen mehr können Leserinnen und Leser jeden Tag ein Türchen öffnen und dabei etwas gewinnen.