27.06.2013

Post

Kommunikationsabteilung sei eher eine "Kontrollabteilung"

Auch SDA-Chefredaktor Bernard Maissen ist empört über PR-Praxis.
Post: Kommunikationsabteilung sei eher eine "Kontrollabteilung"

Damit hat er einen Nerv getroffen: Michael Hugs Groll über die Post und der damit verbundene Appell an seine Journalisten-Kollegen lösen grosses Echo aus. In einem am Mittwoch auf blog.persoenlich.com veröffentlichtem Beitrag verschaffte sich der "Berner Zeitung"-Chefredaktor Luft über seinen Ärger mit der PR-Branche, die "sich immer dreister in redaktionelle Angelegenheiten einzumischt und ihre eigene Agenda durchzusetzen versucht". Am Beispiel eines Interviews mit Post-Präsident Peter Hasler, bei dem ein BZ-Journalist nicht – wie vereinbart – nur fünf, sondern mehr Fragen stellte, beschrieb Hug, wie personell hochdotierte Medienstellen die Kommunikation steuern und damit das Leben der Journalisten schwer machen würden.

Post "wollte Kritik im Text verstecken"
In seiner Kritik erhält Hug nun prominente Schützenhilfe. "Die Kommunikationsabteilung der Post könnte man auch in Kontrollabteilung umbenennen", ergänzt SDA-Chefredaktor Bernard Maissen am Donnerstag in einem Kommentar zum Text von Hug auf blog.persoenlich.com. Auch Maissen hat einschlägige Erfahrungen mit der PR-Praxis des Gelben Riesens gemacht. "Letzthin wollte diese Abteilung die Berichterstattung über die Medienkonferenz der Postcom umgeschrieben haben. Dies weil wir uns erdreistet hatten, die von der Postcom – immerhin die Aufsichtsbehörde der Post – kommunizierte, deutlich gestiegene Anzahl von Anzeigen wegen Preiserhöhungen an die Spitze der Meldung zu setzen", berichtet Maissen. Und weiter: "Die Post wollte die Kritik, wenn man sie denn schon erwähnen müsse, geschickt irgendwo im Text versteckt haben. Unsere Meldung sei eine 'journalistische Fehlleistung', glaubte die Post-Kommunikationsstelle zu wissen, und müsse sofort korrigiert werden. Viele Telefone, viele Abklärungen und keine Anpassung unserer Meldung waren die Folge." Abschliessend fragt der SDA-Chefredaktor rhetorisch, ob damit das Vertrauen in die Kommunikation des Kommunikationsunternehmens Post auf der Redaktion gestiegen sei? "Wohl eher nicht", gibt er die Antwort gleich selber.

Marco Imboden will keinen öffentlichen Schlagabtausch
Bei der Post selber gibt man sich gelassen. Kommunikationschef Marco Imboden will sich nicht auf einen öffentlichen Schlagabtausch einlassen. Auf Anfrage von persoenlich.com will er keine Stellung beziehen. "Allfällige Missverständnisse oder auch Meinungsunterschiede, die es in der intensiven Zusammenarbeit rund um die vielfältige Themenwelt der Post in der Tat immer wieder geben kann, lösen wir bilateral und im direkten Gespräch mit den jeweiligen Redaktionen", so Imboden.

Die Medienstelle der Post oder PR-Schaffende generell sind aber nicht die einzigen Adressaten von Michael Hugs Kritik. Er sieht auch bei Journalisten ein Fehlverhalten. So appelliert er denn an seine Berufskollegen, die Kommunikationspraktiken der PR-Profis zu ignorieren. Konkret fordert er z.B. dazu auf, Informationsdeals abzulehnen, keine Medienkonferenzen mehr zu besuchen und neue Wege zu finden, um Gesprächspartner - an Medienabteilungen vorbei - informell zu befragen. 

Text: Edith Hollenstein, Bild: Keystone


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