04.01.2022

Ringier

Marc Walder zeigt sich selbstkritisch

Der CEO gibt in einem NZZ-Interview zu, dass seine Aussage zur Corona-Berichterstattung missverständlich formuliert und ein Fehler war. Zudem entschuldigt sich Marc Walder für seine Kritik an der Bild-Zeitung.
Ringier: Marc Walder zeigt sich selbstkritisch
«Doch auf die Tatsache, dass unsere Publikationen nicht auf billigen Empörungsjournalismus setzen, sondern faktenorientiert und sachlich über die Notwendigkeit verschiedener Massnahmen schreiben, bin ich stolz», sagt Ringier-CEO Marc Walder. (Bild: Ringier)

Es war ein Satz des Ringier-CEO Marc Walder, der in den vergangenen Tagen hohe Wellen geschlagen hatte: «Wir wollen die Regierung unterstützen durch unsere mediale Berichterstattung, dass wir alle gut durch die Krise kommen.» Die Aussage, die der Medienmanager anlässlich einer virtuellen Veranstaltung der Schweizerischen Management-Gesellschaft gemacht hatte, stammt aus dem Februar 2021, was fast ein Jahr her ist (persoenlich.com berichtete).  

In einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung hat sich Walder nun ausführlich dazu geäussert: «Diese Aussage war missverständlich formuliert. Das war ein Fehler.» Dass der Ausschnitt aus dem Video, das seit einigen Tagen zirkuliere, zu Missinterpretationen geführt habe, könne er verstehen. Darin bat Walder die Zuhörer, dass seine Ausführungen «in diesem Kreis» bleiben sollten. «Der Satz war unglücklich. Er war überflüssig. An meiner Aussage ist ja nichts Geheimes dran», sagt er nun gegenüber der NZZ.

«Übergeordnete Verantwortung» in Krise

«Doch auf die Tatsache, dass unsere Publikationen nicht auf billigen Empörungsjournalismus setzen, sondern faktenorientiert und sachlich über die Notwendigkeit verschiedener Massnahmen schreiben, bin ich stolz», so Walder in der NZZ weiter. In einer Pandemie, die Millionen von Menschen das Leben gekostet habe, in einer medizinischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise, hätten die Medien eine «übergeordnete Verantwortung».

Der Ringier-CEO wiederholte im Interview zudem, was Kommunikationschefin Johanna Walser bereits am Montag gegenüber persoenlich.com gesagt hatte: «Die Blick-Gruppe hat immer wieder fundamental kritische Artikel über die Pandemiepolitik des Bundesrats publiziert.»

Aussagen lösen Zeitungs-Kommentare aus 

Im Videoausschnitt war Walder zudem mit der Bild-Zeitung für deren harsche Kritik am Regierungskurs Deutschlands hart ins Gericht gegangen. «Für diese unglückliche Aussage gegenüber Bild möchte ich mich entschuldigen», sagt Walder gegenüber NZZ.

Walders Aussagen lösten in den grossen Zeitungen heftige Reaktionen aus: In der NZZ selbst im Kommentar unter dem Titel «Eine journalistische Bankrotterklärung». Oder im Tages-Anzeiger, der kommentierte: «Walders Aussage ist Gift für das wertvollste Kapital der freien Presse: ihre Glaubwürdigkeit». Und im Kommentar in den CH-Media-Zeitungen: «Walders Erklärung ist ungewöhnlich, weil sie Ergebenheit vor der Exekutive offenbart und weil sie einen journalistischen Ansatz vermissen lässt.» (tim)



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Kommentare

  • Erich Heini, 04.01.2022 08:32 Uhr
    Marc Walder setzt fort, was Frank A. Meyer und Michael Ringier vor wohl bald 20 Jahren in einem Interview als 'intelligenten Journalismus' bezeichnet haben.
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