Das mit fast 2000 Views meistangeklickte Video von Chek auf TikTok ist dem Fest vom Vacherin Mont-d'Or in der Vallée de Joux (VD) gewidmet. In einem anderen schildern Jugendliche aus Vevey ihre Nutzung von KI. Ein Interview von einem jungen Befürworter und einem gleichaltrigen Gegner des Autobahnausbaus informierte im Hinblick auf die Abstimmung.
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Wie können Medien Jugendliche erreichen? Das wollte der Kanton Waadt wissen und hat 2022 eine Studie in Auftrag gegeben. Die Erkenntnisse: Jugendliche informieren sich heute anders als die vorherigen Generationen, meistens auf Social Media. Und: Jugendliche sind nicht bereit zu bezahlen, um an Informationen zu gelangen.
Diese zwei Aspekte sind die Basis des vom Kanton finanzierten Projekts Chek. Lokale und regionale Medien erhalten Geld vom Kanton in Form eines Leistungsauftrags, um Videos für den Kanal zu produzieren. Circa 1,4 Million Franken sollen über fünf Jahre ins Projekt fliessen, teilt der Verantwortliche Yoann Goy auf Anfrage mit.
Seit der Lancierung nehmen sechs Redaktionen am Projekt teil. Das geht von kleinen wie die Feuille d’Avis de la Vallée de Joux oder Journal de Morges bis zu überregionalen wie Le Temps oder Le Courrier. Mehr Medien sollen 2025 dazukommen, so Goy. Der Kanton rechnet mit circa 15 Medienpartnern insgesamt.
Nicht dabei ist die Waadtländer Hauptzeitung 24 heures, in den Händen von Tamedia. Das Unternehmen hat sich im Frühling aus dem Medienförderungsprogramm der Waadt zurückgezogen. Die Unterstützung sei mit einem «erheblichen Verwaltungsaufwand mit vielen Bedingungen» verbunden, erklärt die Medienstelle.
Drei Journalistenstellen kreiert
Für gewisse der teilnehmenden Redaktionen macht der Beitrag für die Chek-Inhalte einen spürbaren Unterschied. Die Tageszeitung La Côte zum Beispiel konnte das Pensum des Stagiaires auf Vollzeit aufstocken, sagt der stellvertretende Chefredaktor Gilles Biéler gegenüber persoenlich.com. Insgesamt seien drei Journalistenstellen in direktem Zusammenhang mit Chek kreiert worden, so Yoann Goy.
@chek.media L’intelligence artificielle est désormais à portée de main de toutes et tous. Mais alors toi, tu l’utilises et pour quoi ? Riviera Chablais Hebdo a tendu le micro dans les rues de Vevey pour discuter, sans filtre, de votre utilisation de l’IA ! À quelle fréquence et pour quels usages ? Est-ce que tu l’assumes pleinement ou tu le caches ? Est-ce que tu as déjà fait tes devoirs avec ChatGpt ? Réactions, avis et anecdotes à découvrir ici ? Journaliste : Liana Menétrey Rédaction : Riviera Chablais Hebdo #chek #chekmedia #nouveaumedia #vaudois #vaud ♬ son original - chek
Nicht nur gibt das Projekt den Medien einen Zugang zu jungen Menschen. Sie lernen damit auch, neue Formate zu entwickeln, was die digitale Transformation unterstützt.
Erwartet werden von den Partnermedien im Durchschnitt zwei Videos pro Monat. Die Redaktionen können das Filmen und Produzieren an den waadtländischen Regionalfernsehsender La Télé delegieren. Das macht La Côte zurzeit noch. «Wir wollen aber bis Ende März die gesamte Produktion beherrschen», so Gilles Biéler.
In den meisten Fällen basieren die Videos auf Beiträgen, die von den Redaktionen für den Print recherchiert wurden. Diese müssen aber für das Zielpublikum angepasst werden, zum Beispiel mit Ansprechpersonen der gleichen Alterskategorie.
Im Impressum von Chek ist die Kanzlei des Kanton Waadt als Verleger ausgeführt. Kann die Medienfreiheit gewährleistet werden? Dass die Finanzierung über Leistungsaufträge erfolgt, garantiere die redaktionelle Unabhängigkeit, betont der Projektverantwortliche Yoann Goy. Ausserdem ist eine externe Agentur mit der Koordination zuständig, sodass der Staat zu keinem Zeitpunkt im publizistischen Bereich interveniert. Auch seitens der angefragten teilnehmenden Medien sieht man die Unabhängigkeit als garantiert.
Positive Videos gefragt
Allerdings sind publizistische Leitlinien vorgegeben. Diese sind in einer Charta festgehalten. Chek will ein «positives» und «dynamisches» Medium sein. Bei heiklen Themen verlange dieser Ansatz neue Ideen, bemerkt Audrey Ihne, die bei la Feuille d’Avis de la Vallée de Joux zuständig für die Chek-Videos ist.
Als sie die Idee hatte, ein Video zum Thema Wolfsabschuss zu produzieren, wurde sie vorgewarnt, dass dies schwierig werden könnte, erinnert sich die Journalistin. Sie suchte nach einer positiven Herangehensweise und entschied, Jugendliche zu fragen, welche Lösungen sie für diese Problematik sehen. Das Video soll Mitte Dezember publiziert werden.
Der positive Ansatz ist vom Kanton vorgegeben. «Mehrere Studien haben gezeigt, dass sich junge Menschen aufgrund des angstbesetzten Charakters der oftmals negativen Informationen von den Medien abwenden. Da unser Ziel darin besteht, die Zielgruppe dazu zu bringen, Gefallen an geprüften journalistischen Informationen zu finden, sind positive und begeisternde Inhalte erwünscht», erklärt Yoann Goy.
Abgelehnte Beiträge
Es sei schon vorgekommen, dass Videos abgelehnt wurden, bestätigt Lucien Meylan, Direktor der Kommunikationsagentur Spurring, die die Koordinationsarbeit leistet. «Das Problem lag mehr in der Form. Wir suchen nach gemeinsamen visuellen Codes für alle Medienhäuser.» Die abgelehnten Videos hätten verbessert und zu einem späteren Zeitpunkt publiziert werden können.
Eins von den abgelehnten Videos stammt von Le Temps. Die Zeitung hat es auf ihrer Webseite publiziert, mit dem Hinweis, dass es im Rahmen von Chek produziert wurde. Auf den Chek-Kanälen ist es aber nicht zu finden. «Wir sind noch mit Le Temps im Gespräch, um uns auf eine grafische Gestaltung zu einigen, die am besten geeignet ist, um die Zusammenarbeit mit Chek sichtbar zu machen, ohne die visuelle Identität der beiden Seiten zu beeinträchtigen», schreibt Lucien Meylan. Le Temps hat auf die Anfrage von persoenlich.com nicht geantwortet.
Es sei noch zu früh, um eine Bilanz zu ziehen, finden die Beteiligten. Die ersten Rückmeldungen seien allerdings sehr positiv. «Der Start hat unsere Hoffnungen übertroffen», freut sich Yoann Goy. «Wir wollen auf diesem positiven Schwung aufbauen, um Chek allen jungen Waadtländerinnen und Waadtländern bekannt zu machen.»