25.09.2000

"Online pusht Print"

Zu diesem Schluss kam die Talkrunde auf dem Kongress der Deutschen Lokalpresse, in der auch der Schweizer Verleger Urs Gossweiler mitdiskutierte.

Der erste Tag des Kongresses der Deutschen Lokalpresse 2000 stand am Donnerstag (21. September) ganz im Zeichen einer Talkrunde zum Thema "Lokal ist in – Stärkt die multimediale Zukunft die Lokalzeitungskompetenz?". Im Berliner Sorat Hotel diskutierten unter der Leitung der "Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman Thomas Sixta (Aichacher Zeitung), Kurt Horwitz (Voralberger Nachrichten, Österreich), Jens Lönneker (rheingold Institut für qualitative Markt und Mediaanalysen), Berthold L. Flöper (Bundeszentrale für politische Bildung) und Urs Gossweiler (Gossweiler Media AG/Schweiz) über die Auswirkungen des Internets auf die Lokalzeitung.

Gegenseitige Befruchtung von Online-Auftritt und Printausgabe

Die Teilnehmer waren sich einig, dass Internet und Neue Medien die Zukunft der Lokalzeitung nachhaltig beeinflussen – im positiven Sinn, denn der zusätzliche Online-Zugriff auf lokale Informationen, Service-Seiten, Anzeigen etc. wird ihre lokale Kompetenz stärken. Es genüge jedoch nicht, so Kurt Horwitz, die Zeitung lediglich ins Netz zu stellen. Die Inhalte müssten so aufbereitet werden, dass der Leser die gewünschten Informationen – sowohl lokale Nachrichten als auch Service-Seiten – schnell abrufen kann. Jens Lönneker verwies in diesem Zusammenhang auf den schnelleren Informationsfluss im Internet und das unterschiedliche Nutzungsverhalten von Online-Usern und Zeitungslesern. Darauf sollten sich die Verlage einstellen und entsprechend agieren. Der detaillierten, kompakten Berichterstattung in der Printausgabe müsse eine kurze, präzise Online-Präsentation gegenüberstehen. Print und Netz sollten sich gegenseitig befruchten und eine gemeinsame Klammer bilden. In keinem Fall dürfe das Internet als Konkurrenz zur Printausgabe gesehen werden.

Durch Online-Angebote den Zugang zum jugendlichen Leser finden

Berthold L. Flöper erklärte, dass Lokalzeitungen mit einem Online-Auftritt auch die Jugend ansprechen würden, die mit dem Internet wesentlich vertrauter und selbstverständlicher umgeht als die ältere Generation. Ein gelungener Internet-Auftritt überzeuge den jungen Leser auch von der Printausgabe und würde ihn zu ihr hinführen. Allerdings müsse die Printausgabe, so Horwitz, mit Berichten, Statements oder auch Grafiken aufwarten, die der Online-Nutzer – ob Jugendlicher oder Erwachsener - beim Surfen nicht so leicht findet. Kritik kam hier aus der Schweiz: Urs Gossweiler warnte vor dem Verlust des Informationswertes im Internet. Hier müssten journalistisch ansprechende Formen gefunden werden, damit der Berichterstattung im Internet nicht länger der Ruf der Oberflächlichkeit und Kurzlebigkeit anhafte. Thomas Sixta wandte ein, dass das Internet nach wie vor vom Grossteil der Leser immer noch als "Suchmedium" genutzt wird. Es könne nicht als Ersatz für die Printausgabe gesehen werden, deren wichtige Aufgabe es nach wie vor sei, die Informationsflut dem Leser gebündelt zu präsentieren.

Hemmschwellen überwinden


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