17.10.2018

Real21-Medienpreis

Paula Scheidt und Meret Michel gewinnen

Mit Reportagen aus Indonesien und der Türkei konnten sich Scheidt und Michel den Haupt- und Förderpreis sichern. Der Medienpreis von real21 prämiert jährlich herausragende journalistische Arbeiten zu Themen der globalen Entwicklung.
Real21-Medienpreis: Paula Scheidt und Meret Michel gewinnen
Paula Scheidt (l.) und Meret Michel konnten ihre Preise am Mittwoch im Luzerner Rathaus entgegennehmen. (Bild: Twitter/mazluzern)

Der mit 10‘000 Franken dotierte Hauptpreis geht an Paula Scheidt für ihre Reportage «Krieg oder Frieden?», wie es in einer Mitteilung heisst.

Die Reportage, die mit Fotos von Muhammad Fadli in «Das Magazin» erschienen ist, stellt eine Frau in den Mittelpunkt, die in der islamischen, von Männern dominierten Gesellschaft Indonesiens die Leitung einer Koranschule übernimmt und sich mit ihrer friedensbetonten Islamauslegung behauptet. Die Schulleiterin wolle Bürgerinnen und Bürger heranbilden, die allen gleich viel zutrauen, ob Frau oder Mann, und die den Dschihad nicht als Aufruf zum Töten verstehen, sondern als Anstrengung, ein besserer Mensch zu werden, schreibt Paula Scheidt.

Die grosse Bedeutung dieser mutigen Haltung wird angesichts der gesellschaftlichen Gegebenheiten in Indonesien offenbar, wo die meisten Muslime weltweit leben, wo alle Aspekte des Alltags und der Politik von religiösen Überzeugungen geprägt sind und wo ungläubig zu sein oder die Existenz Gottes zu bestreiten, verboten ist.

Meret Michel wird mit dem Förderpreis (5000 Franken) ausgezeichnet. Sie berichtet in ihrer Reportage «Schlepper in Seenot», die in der «Wochenzeitung» erschienen ist, von einer syrischen Schleuserbande an der türkischen Küste.

Am Beispiel der Schlepper, die selbst im Meer der Gewalt des syrischen Bürgerkriegs gestrandet sind, das die gesamte Region überflutet, zeige Michel, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse längst verwaschen sind. Michels Nahaufnahme mache deutlich, dass die Unterscheidung zwischen Opfern und Tätern viel weniger klar ist, als es die mediale Fernsicht im Normallfall darstellt, würdigt Jury-Mitglied Hansi Voigt gemäss Mitteilung die Reportage.

Die Siegerinnen konnten ihre Preise am Mittwoch im Luzerner Rathaus entgegennehmen. Die Arbeiten der beiden Preisträgerinnen sowie allen Nominierten sind auf www.real21.ch zum Nachlesen zu finden.

Der Verein «real21 – die Welt verstehen» wurde im Mai 2015 gegründet. Er wird gemeinsam getragen vom MAZ und Alliance Sud, dem Think-and-Do-Tank der Schweizer Entwicklungsorganisationen. Einerseits unterstützt und fördert er mit einem Medienfonds die Berichterstattung in Deutschschweizer Medien über Themen der globalen Entwicklung. Mit einem Haupt- und einem Förderpreis werden andererseits jährlich herausragende journalistische Arbeiten prämiert. Finanziert werden die Medienpreise und der Medienfonds durch Beiträge der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA). (pd/maw)



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