09.04.2002

Ringier mit weniger Gewinn bei mehr Umsatz

Der Medienkonzern Ringier hat letztes Jahr seinen Umsatz um 4.3 Prozent auf 1.062 Milliarden Franken gesteigert. Der Konzerngewinn hingegen sackte um 31 Prozent auf 34.8 Millionen Franken ab. Dennoch zeigte sich COO Martin Werfeli zufrieden: Im Vergleich zur Konkurrenz sei das ein erfreuliches Ergebnis, meinte er. Die Ringier-Jahres-Medienorientierung vom Dienstagmorgen hatte für einmal eine ungewohnt grosse Anzahl von Journalisten an die Dufourstrasse gelockt. Was Konzernsprecher Fridolin Luchsinger denn auch zu der süffisanten Bemerkung veranlasste, dass es wohl nicht die Zahlen sondern eher die Schlagzeilen der letzten Woche seien, die das gesteigerte Interesse ausgelöst hätten.
Ringier mit weniger Gewinn bei mehr Umsatz

"Sie dürfen mich auch zum Geschäftsbericht befragen!". Selbst Michael Ringier nahm den Grossaufmarsch der Presse zum Anlass, ein Bonmot zu platzieren, um anschliessend auf das Jahresergebnis 2001 einzugehen. Ringier sei ein Verlag, dem es in guten Zeiten häufig schlechter als den anderen Schweizer Häusern gehe, während er umgekehrt in schlechten Zeiten wie jetzt oben auf schwimme, kommentierte der Verleger die Zahlen. Mit ein Grund dafür sei, dass Ringier vor allem vom Lesermarkt und weniger von den Anzeigen lebe. "Leser sind treuer als Werbekunden", so Ringier. Er interpretierte die relativ stabilen Auflagen der Ringier-Titel denn auch als "Auszeichnung für die Leistung des Verlagshauses". Die Umsätze der Bereiche Zeitungen und Zeitschriften, die wichtigsten Standbeine des Ringier Verlag Schweiz, sind praktisch gleich geblieben.

Die Details

Mit einer deutlichen Steigerung um 4.3 Prozent erreicht Ringier 2001 einen Umsatz von 1'062.9 Mio. Franken. Ausschlaggebend für dieses Wachstum sei vor allem die Übernahme der beiden Betriebe Druckerei Winterthur dw AG und ColorServ AG Mitte 2001, führte Martin Werfeli, COO und CFO sowie Stellvertreter des Konzernleitungsvorsitzenden, in seinem Kommentar aus. Angesichts der rückläufigen Werbeausgaben hätten die Verlagsaktivitäten in der Schweiz erfreulich abgeschlossen; einzig die Wirtschaftsmedien mussten einen namhaften Rückschlag hinnehmen.

Das Geschäftsergebnis 2001 verminderte sich um 15.6 Mio. Franken oder 31.0 Prozent auf 34.8 Mio. Franken. Der Gewinnrückgang sei eine Folge von namhaft höheren Rohstoffpreisen, von deutlich gestiegenen Personalkosten und von grösserem Abschreibebedarf bei stagnierenden bis rückläufigen Umsätzen im Heimmarkt Schweiz, so Werfeli weiter. Die Umsatzrendite verschlechterte sich dadurch von 5.0 Prozent 2000 auf 3.3 Prozent im abgelaufenen Jahr. Die selbsterarbeiteten Mittel erreichten mit 121.1 Mio. Franken eine Cash-flow-Rendite von 11.4 Prozent.

Das Investitionsvolumen liegt mit 102.2 Mio. Franken um rund 35 Prozent unter dem Vorjahreswert. Darin enthalten sind unter anderem folgende Akquisitionen: 50 Prozent an der Druckerei Times Ringier in Hongkong; die beiden Betriebe Druckerei Winterthur dw AG / ColorServ AG; die Minderheitsanteile an der Internet-Wirtschaftsplattform Borsalino und an der Betty Bossi Verlag AG; sowie die Aktiven der Zeitungsdruckerei Ceska Typografia in Prag. Investitionen in neue Produkte oder Märkte sind darin nicht enthalten, sondern wurden wie in den Vorjahren direkt zulasten der Erfolgsrechnung abgeschrieben.

Der Personalbestand hat sich letztes Jahr um 879 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder um 17 Prozent erhöht. Hauptgründe des Anstieges in der Schweiz seien die Akquisition der beiden Betriebe in Winterthur und durchwegs leicht höhere Bestände in allen Organisationseinheiten. Wichtigste Gründe für den ebenfalls sehr deutlichen Anstieg im Ausland seien die Übernahme der Zeitungsdruckerei in Prag, die Akquisition der nationalen Tageszeitung Nepszabadsag in Budapest und der Ausbau der Ringier-Aktivitäten in Asien.

Der Bereich Zeitungen umfasst Blick, SonntagsBlick, sowie im 1999 Good News. Blick verlor als meistgelesene Tageszeitung der Schweiz trotz der starken Konkurrenz der Gratistitel im abgelaufenen Jahr "nur unwesentlich" an Auflage; der SonntagsBlick konnte erneut leicht zulegen und ist mit einer Leserschaft von weit über einer Million die mit Abstand meistgelesene Wochenzeitung. Die beiden Titel verloren gemäss Werfeli "unterdurchschnittlich" an Anzeigenvolumen im Vergleich zu 2000 und hätten damit in ihren jeweiligen Segmenten Marktanteile dazugewonnen.

Der Zeitschriftenbereich konnte seine Marktstellung in einem schwierigen Umfeld behaupten und musste mit einem Rückgang von 2.3 Mio. Franken nur einen unwesentlichen Erlösrückgang hinnehmen. Die Schweizer Illustrierte baute ihre führende Position weiter aus. Einen Rückschlag hinnehmen musste hingegen die Wirtschaftszeitung Cash, die letztes Jahr in den neuen Konzernbereich Wirtschaftsmedien überführt worden war. Die Produkte in der Romandie bekundeten ebenfalls Mühe, an das gemäss Werfeli ausgezeichnete Vorjahr anschliessen zu können.

Der Bereich Verlag Europa beinhaltet die Aktivitäten in Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Deutschland. Erneut konnte der Vorjahresumsatz gesteigert werden. 2001 war für Ringier nach eigenen Angaben ein zufriedenstellendes Jahr: Die Wirtschaft Tschechiens und Ungarns habe sich in einer sehr guten Verfassung präsentiert und ein solides Wachstum ausgewiesen. Besser als erwartet verlief die Wirtschaftsentwicklung auch in den beiden übrigen Märkten Slowakei und Rumänien. Weiterhin zu hoch seien allerdings die jeweiligen Inflationsraten. Die verbliebenen Aktivitäten in Deutschland wurden nach dem definitiven Wegfall des BMW-Magazins eingestellt.

Mit Gruner+Jahr ging Ringier im Dezember 2001 eine Medienpartnerschaft in Osteuropa ein und übernahm in einem ersten Schritt minderheitlich Anteile an der führenden Tageszeitung in Ungarn. Im Gegenzug beteiligte sich Gruner+Jahr an den bestehenden Ringier-Aktivitäten in Tschechien und der Slowakei.

In Tschechien verstärkte Ringier seine Marktposition durch die Übernahme von Ceskoslovensky Sport und TV Revue. Dank der Akquisition der Druckerei Ceska Typografia für Zeitungsdruck verfüge das Haus nun über die notwendigen technischen Voraussetzungen für das weitere Wachstum der Zeitungstitel in Tschechien, führte Martin Werfeli weiter aus. Trotz der neuen Konkurrenz durch Super habe der Boulevardtitel auch im abgelaufenen Jahr deutlich an Auflage zulegen können. Massgebliche Mehrkosten seien jedoch durch die massiv gestiegenen Papierpreise entstanden.

In Ungarn stand 2001 im Zeichen der Integration der Magyar Hirlap Gruppe. Diese sei konsequent und rasch umgesetzt worden, und die Fusion der beiden Boulevardtitel Mai Nap und Blikk gelte als sehr erfolgreich. Trotz der unerwarteten Konkurrenzierung durch einen Mitbewerber hätten Auflage und Anzeigenaufkommen deutlich gesteigert werden können.

Sehr erfolgreich sei das Jahr für Ringier in Rumänien verlaufen. Dabei habe man in erster Linie von der im Vorjahr erfolgten Restrukturierung und Bereinigung des Produkte-Portfolios profitiert. Die Titel hätten ihre Vertriebs- und Anzeigenumsätze denn auch deutlich steigern können.

Der Umsatz der asiatischen Aktivitäten ging im vergangen Jahr insgesamt um 5.9 Mio. Franken zurück, was ausschliesslich auf das Druckunternehmen Times Ringier in Hong Kong zurückzuführen sei. Neben der schwächeren Marktverfassung in Hong Kong habe die Schliessung der im Vorjahr erworbenen Zeitungsdruckerei zu einem deutlichen Umsatzrückgang geführt. Gut entwickelt hätten sich die Contract-Publishing-Aktivitäten aus Hong Kong: Asia Inflight, Verlegerin des Inflight-Magazines für 16 chinesische Airlines, konnte ihren Umsatz erneut um knapp 20 Prozent steigern. Unverändert seien dagegen die schwachen wirtschaftlichen Voraussetzungen in Vietnam; der Vorjahresumsatz wurde nur knapp erreicht.

Mit der Akquisition der beiden Betriebe Druckerei Winterthur dw AG und ColorServ AG konnte der Umsatz des Bereiches Druck deutlich auf 396.9 Mio. Franken gesteigert werden. Auch akquisitionsbereinigt wuchs der Kundendruckumsatz um über 3 Prozent. Der interne Druckumsatz sei dagegen hinter dem Vorjahresergebnis zurückgeblieben, eine Folge des schwachen Werbemarktes und des damit geringeren Umfangs der hauseigenen Zeitschriftentitel. Im Herbst wurde die erste 48-seitige Rollenoffsetmaschine in Betrieb genommen. Höhere Rohstoffpreise und gestiegene Personalkosten belasteten die Rechnung insgesamt.

Die Aufwendungen - ohne Abschreibungen - haben 2001 um 42.3 Mio. oder 4.7 Prozent auf 941.8 Mio. Franken zugenommen. Der Personalaufwand stieg infolge des höheren Mitarbeiterbestandes und des generellen Drucks auf die Löhne in der Schweiz "massiv" um 7.7 Prozent an. Der Anstieg beim Material- und Fremdleistungsaufwand von 11.6 Prozent erkläre sich zum einen durch die erwähnten Akquisitionen. Zum anderen habe gemäss Werfeli insbesondere bei den Papierpreisen eine deutliche Steigerung hingenommen werden müssen. Dank Einsparungen im Transportbereich, insbesondere im Ausland, seien die Aufwendungen für Redaktionen, Verlage, Transporte und Werbung leicht unter dem Vorjahresniveau geblieben.


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