23.08.2020

Umbau bei SRF

Rotstift auch bei Swiss Music Awards

Gespart werden soll zudem bei «SRF bi de Lüt», bei Dok-Filmen und Serien aus dem Ausland. «Auf die strukturelle Krise der Medien kann man nur strukturell antworten», sagt SRF-Direktorin Nathalie Wappler.
Umbau bei SRF: Rotstift auch bei Swiss Music Awards
Die 13. Swiss Music Awards fanden Ende Februar 2020 im KKL Luzern statt. «Der Aufwand für die Sendung lag im mittleren sechsstelligen Bereich», sagt SRF-Direktorin Nathalie Wappler. (Bilder: SMA/SRG)

Das Projekt «SRF 2024» fordert Opfer. Mehrere Sendungen wie «Eco», «Sportaktuell», «Einstein-Spezial», «Viva Volksmusik» oder «Art on Ice» fallen aus dem Programm (persoenlich.com berichtete). Doch damit nicht genug.

Blick zitiert in der Ausgabe vom Samstag aus der internen Präsentation: Demnach sollen auch die Swiss Music Awards nicht mehr übertragen werden. Laut der Zeitung scheinen aber die Veranstalter davon noch nichts zu wissen. «Der Aufwand für die Sendung lag im mittleren sechsstelligen Bereich», sagt SRF-Direktorin Nathalie Wappler in einem Interview im SonntagsBlick. Die digitale Transformation sei nur zu schaffen, wenn im linearen Programm auf Inhalte verzichtet und diese Mittel ins Digitale umlagert würden. «Dass wir die Veranstaltung nicht mehr übertragen, heisst ja nicht, dass wir nicht darüber berichten», so Wappler.

Weiter soll laut Blick auch bei «Quotenhits» wie «SRF bi de Lüt» gespart werden, ebenso beim Einkauf von Dok-Filmen und Serien aus dem Ausland. Entstehende Lücken sollen mit Wiederholungen aufgefüllt werden.

«Manchmal braucht es Veränderung»

SRF-Direktorin Nathalie Wappler will künftig stärker auf digitale Kanäle setzen, um die junge Zielgruppe zu erreichen (persoenlich.com berichtete). Transformation habe es schon immer gegeben, sagt sie im SoBli: «Vor vielen Jahren wurde die legendäre Sendung ‹Karussell› aus dem Programm genommen, um ein neues Vorhaben zu finanzieren – ‹10vor10›. Damals hat es deswegen viel Empörung gegeben. Vor wenigen Tagen wurde ‹10vor10› 30 Jahre alt. Manchmal braucht es Veränderungen, um tolle neue Angebote zu schaffen.» 

Gegenüber der NZZ am Sonntag sagt Wappler: «Auf die strukturelle Krise der Medien kann man nur strukturell antworten. Einzelmassnahmen reichen nicht.» 

Kritik von Art on Ice

Derweil kritisiert Art-on-Ice-Veranstalter Reto Caviezel die SRF-Kommunikation. «Wir als Organisator sind eine Stunde vor der öffentlichen Information darüber informiert worden», zitiert Blick aus einem Facebook-Post. Das sei «vorsichtig ausgedrückt schlechter Stil» nach einer 25-jährigen Partnerschaft.

Vor allem aber habe Art on Ice für SRF gar keine Kosten verursacht. «Wir haben unsere Produktion seit Jahren selber bezahlt», schreibt Caviezel weiter. Wappler sagt dazu im SoBli-Interview: «Wir haben die Sendung nie eins zu eins so ausgestrahlt, insofern sind bei SRF für Moderation oder Postproduktion Kosten angefallen.»

Wie Caviezel am Samstag in einem weiteren Post auf Facebook schrieb, habe Art on Ice bereits Broadcast-Angebote erhalten. «Art on Ice wird weiterhin in den Hallen und auf den Bildschirmen zu sehen sein.»

«Kein Angriff auf die privaten Verlage»

Wenig Freude an den Aktivitäten von SRF haben auch private Verlage. Der Verlegerverband will das Projekt «SRF 2024» gegenüber der NZZaS nicht direkt kommentieren – die zunehmenden Aktivitäten von SRF im Internet würden aber sehr kritisch beobachtet.

Wappler sagt: «Wir haben in der Konzession den expliziten Auftrag, die Jungen zu erreichen. Unsere Initiative ‹digital first›, in der wir uns strikt an unsere Kernkompetenz Video und Audio halten, ist kein Angriff auf die privaten Verlage. Wir können gut nebeneinander bestehen.»

Journalist Rico Bandle von der SonntagsZeitung sieht das anders: «Mit einem nahezu deckungsgleichen Onlineangebot macht der öffentliche Sender den privaten Qualitätsmedien das Leben schwer, die um jeden zahlenden Kunden kämpfen müssen», so Bandle in einem Kommentar. (cbe)



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Kommentare

  • Werner Frei, 24.08.2020 15:36 Uhr
    Der Vergleich von „Karussell“ und „10 vor 10“ ist völlig daneben. „Karussell“ war im Vorabendprogramm und würde SRF noch heute gut anstehen. Frau Wappler scheint die Sendung gar nie gesehen zu haben
Kommentarfunktion wurde geschlossen

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