11.02.2004

Salz&Pfeffer neu arrangiert

Salz&Pfeffer erlebt heute den ersten Relaunch in der Geschichte des Magazins. Aus diesem Anlass hat "persoenlich.com" mit Verlagsleiter Romeo Brodmann (Bild) gesprochen und dabei erfahren, wie es mit dem Expansionspotential aussieht, warum die Gastro Messe "Gourmesse" nun doch stattfindet und was Kurt W. Zimmermann mit dem Verlag zu tun hat. Das Interview:
Salz&Pfeffer neu arrangiert

Salz&Pfeffer erscheint mit neuem Layout und Konzept. Was genau ändert sich?

Die Aufmachung des Hefts ist seit der Gründung des Titels 1990 nie mehr überarbeitet worden. Ich muss auch vorausschicken, dass wir mit einem kleinen Team von acht Leuten jährlich insgesamt 22 Hefte produzieren, was bisweilen zu einem kreativen Chaos führte. Dieses fand seinen Niederschlag auch in der Heftstruktur, für potentielle Neuleser vielleicht etwas schwierig war. Wegen dieses Chaos' haben wir dem Heft eine klarere Leserführung gegeben, das ist der Kernpunkt.

Inhaltlich haben wir zwar ein paar Gefässe gekippt, die wichtigsten Elemente -- unsere Titelgeschichte oder die Rubrik "Diesen Monat in..." -- sind aber geblieben. Ausserdem sind ein paar neue Sachen hinzugekommen. Den Ablauf des Magazins haben wir insofern verbessert, als der Einstieg mit seitigen Artikeln und kleineren Rubriken aufgelockert wurde.

Einen entscheidenden Punkt stellen die Rezepte dar. Zwar möchten wir nicht in die Kategorie der "Kochheftli" gesteckt werden, denn mit unserer satirischen Gastrokritik und unserer Selbstironie haben wir einen ganz anderen Zugang zum Thema "Genuss". Dank dem Telefonmarketing wissen wir aber, dass Rezepte mittlerweile grundsätzlich zur Leserdienstleistung gehören. So haben wir die vor einem Jahr lancierte Beilage "Romano&Julienne" jetzt ins Heft integriert, was eine relativ lange Rezept-Strecke ergibt.

Im Bezug auf die optische Anmutung werden längere Textstrecken vermehrt mit Bildelementen aufgebrochen. Für die Gestaltung zeichnen übrigens die von extern beigezogene Grafikerin Dora Siegenthaler sowie unsere Layouter von Digital Type verantwortlich.

Haben auch Berater mitgearbeitet?

Die Umsetzung lag vorwiegend bei Chefredaktor Andrin Willi und Product Managerin Claudia Jud. Unser Verwaltungsrats-Mitglied Kurt W. Zimmermann unterstützte uns mit seinen Ratschlägen und seiner Erfahrung.

In Ihrer Presse-Einladung schreiben Sie von "unserer Wahnsinns-Hochkunjunktur". Erlebt Salz&Pfeffer tatsächlich andere Konjunkturzyklen?

Nein, das bezog sich ironisch auf die Lage der Branche. Wenn wir von unseren Anzeigekunden schon antizyklisches Handeln fordern, sollten wir meiner Meinung nach mit gutem Beispiel vorangehen.

Vorausgesetzt, man hat dazu die nötigen Mittel...

Natürlich. Dank unseren schlanken und kleinen Strukturen brauchte es für den Relaunch aber nicht viel Geld. Wieviel es genau war, könnte ich aus dem Stehgreif nicht einmal sagen, bestimmt aber sehr viel weniger als die im Zusammenhang mit Überarbeitungen schon genannten 100'000 Franken.

Zwei Monate vor dem Salz&Pfeffer-Relaunch haben Sie bereits Cigar neu positioniert. Wird in Ihrem Verlag jetzt alles umgekrempelt?

Nein. Es ist einfach so, dass wir eine relativ unruhige Zeit hinter uns haben, denn nach dem Tod des Gründers Daniel Eggli ging vieles drunter und drüber. Den Verlag über die Runden zu bringen, absorbierte damals viel Energie. Wir wussten schon damals, dass ein gewisser Handlungsbedarf besteht. Der Relaunch von Cigar war ursprünglich für das Frühjahr geplant, Salz&Pfeffer hätte noch später folgen sollen. Nachdem wir aber mit Adrian Holzer erstmals einen Anzeigenverkäufer eingestellt hatten, entschieden wir, die Ärmel hochzukrempeln und uns schnellstmöglich für den neuen Markt vorzubereiten.

Nach Egglis Tod zerstritten sich seine Erbinnen und der Verwaltungsrat, der darauf neu bestellt werden musste. Inwiefern verkörpern die Relaunches einen Neustart?

Über die Vergangenheit wurde genug geschrieben, die möchte ich nicht mehr kommentieren. Nur so viel: Es war eine unglückliche Zeit, in der wir alle Fehler begingen; wir hatten uns alle verrannt. Doch das ist heute vergangen und vergessen, wir arbeiten schon lange wieder ganz normal. Daher gibt es auch keinen Neustart. Ruhe und Kontinuität haben uns denn auch die Kraft und den Freiraum gegeben, die nötigen Änderungen zu vollziehen.

Die von Ihnen veranstaltete Gastro-Messe "Gourmesse" wird entgegen einer ursprünglichen Ankündigung "nicht zuletzt aus emotionalen Gründen" auch dieses Jahr stattfinden. Wie stark musste das Kongresshaus seine Preise senken?

Das Kongresshaus senkt seine Preise nicht einfach so. Wir haben uns aber wieder gefunden, und man wird uns wegen der Ausfälle, die wegen der vorgezogenen Herbstferien zu erwarten sind, entgegenkommen. In welcher Form, ist allerdings noch nicht klar. -- Sie dürfen aber den emotionalen Aspekt, den diese Messe für uns hat, nicht unterschätzen! Sie stellt für uns ein Herzstück dar, der Entscheid, "Gourmesse" einzustellen, hat uns damals sehr weh getan. Wir hatten mit dem Event aber eine Grösse erreicht, wo es einen professionellen Veranstalter braucht, denn unser Kerngeschäft ist der Verlag. Auch wirft die Gourmesse keinen Riesengewinn ab. Zudem hatten wir eine Partnerschaft gesucht, doch liess sich nichts Passendes realisieren. Als uns das Kongresshaus dann nicht entgegenkommen wollte, stellte sich die Sinnfrage -- zumal bei der Lokalität ein Umbau geplant ist. Doch wo soll man hin, wenn man im Zentrum von Zürich veranstalten will?

Jetzt haben wir uns eben entschieden, das Zehn-Jahre-Jubiläum durchzuziehen, und danach suchen wir eine definitive Lösung. Wir glauben einfach an den Genuss und an die Genuss-Szene. Das Bedürfnis nach authentischen Genussprodukten muss doch im Zeitalter des Convenience-Food zelebriert werden. Jetzt müssen wir eben schlanker kalkulieren, doch werden wir die Ausstellungsfläche bestimmt verkaufen können; eine Fluktuation bei den Ausstellern von zwanzig bis dreissig Prozent sind wir uns ja schon aus den Vorjahren gewohnt, rote Zahlen werden wir nicht schreiben.

Das Genuss-Segment decken Sie mit Ihren Publikationen und Aktivitäten breit ab. Wo sehen Sie Expansionsmöglichkeiten?

Eigentlich keine. Wir fahren bereits so breit, dass eine thematische Ausweitung ausgeschlossen werden kann. Zumal wir unsere einzigartige Positionierung nicht aufgeben wollen. Vielmehr möchten wir unsere bestehenden Produkte weiter stärken. Zwar hat Salz&Pfeffer in den vergangenen zwei Jahren an Lesern zugelegt, doch besteht bei einer Reichweite von 143'000 LeserInnen meiner Meinung nach noch Potential.


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