19.04.2021

SRF Focus

Sandro Brotz spricht über Hass im Netz

Der «Arena»-Moderator ist wieder auf Social Media aktiv. Bei Radio SRF 3 hat er sich ausführlich über die Geschehnisse von vor einem Monat unterhalten.
SRF Focus: Sandro Brotz spricht über Hass im Netz
Sandro Brotz sieht sich nicht als Opfer, wie er in der Sendung «Focus» sagte. (Bild: SRF/Oscar Alessio)
von Loric Lehmann

Dem «Arena»-Moderator Sandro Brotz schlug nach einem Tweet gegen eine Demonstration in Liestal eine Welle des Hasses entgegen (persoenlich.com berichtete). Besonders für den zweiten Teil des Tweets wurde er harsch kritisiert: Darin bezeichnete er die Demonstranten als «Flacherdler».


Er bekam so viele Reaktionen, dass er sich für eine Weile von Social Media verabschiedete. Nun ist er wieder zurück und sprach auf Radio SRF 3 in der Sendung «Focus» über seine Erfahrungen.

Radio-Moderator Dominic Dillier fragte Brotz, wie nun seine Präsenz auf Social Media ausschauen wird. Darauf sagte der Moderator, er sei nun wieder zurück. Gerade auf Twitter werde er sich von jetzt an aber etwas zurückhalten: «Ich werde mich sehr viel seltener als vorher mit einem Tweet melden. Für mich war die Pause aus psychohygienischen Gründen wichtig.»

Tonalität auf Twitter

Denn der Grund für seinen Rückzug war nicht Social Media grundsätzlich, sondern Nachrichten, die er über den Kurznachrichtendienst Twitter bekam. Brotz: «Der Rückzug bezog sich vor allem auf Twitter, wo die Tonalität sowie die Art und Weise, wie man miteinander umgeht, wirklich nicht das ist, was ich täglich brauche.»

Ihm sei schon klar gewesen, dass man als TV-Moderator – gerade bei SRF – oft kritisiert werde. Aber der Hass, der ihm zu dieser Zeit entgegenschlug, sei zu viel gewesen: «Irgendwo kam die rote Linie und da habe ich gemerkt: Ich muss den Stecker ziehen.» Denn Hass sei keine Meinung, so Brotz. Wenn ihm Gewalt angedroht werde, könne er damit umgehen. Aber bei seinen Nächsten sähe das anders aus: «Es ging nicht nur um einen Selbstschutz, sondern auch um den Schutz meines Umfelds.»

Weltwoche: SRFs «fatalste Fehlbesetzung»

Die beiden SRF-Journalisten diskutierten auch über die Kritik der Weltwoche, die Brotz als «die fatalste Fehlbesetzung, die SRF sich je geleistet hat», bezeichnete. Brotz bezeichnete den Text als «faktenfrei». Er sagte weiter: «Das tut mir nicht weh, dieses Blatt schiesst seit Jahren auf mich.» Und: «Man darf dieses Magazin auch nicht überschätzen.»

Brotz sieht sich in der ganzen Sache auch nicht als Opfer. Er wollte die Gelegenheit nutzen, um den Diskurs anzustossen, um über solche Vorfälle zu reden. Denn er wisse, dass auch andere Kolleginnen und Kollegen bei SRF solche Attacken erdulden müssten. Gerade nach diesem Vorfall habe er bei SRF viel Unterstützung bekommen. «Ich muss eine Lanze brechen für meine Kollegen und Kolleginnen im Haus.»

Brotz bereut Formulierung

Auf die Frage Dilliers, ob «denn nicht ein Chef oder eine Chefin hinstehen» hätte müssen, um zu zeigen, dass das nicht geht, wollte Brotz nicht eingehen. Er verwies dabei auf eine Mitteilung, die SRF herausgegeben hat, sowie die Anpassung der publizistischen Leitlinien von SRF.

Der Journalist gab sich auch reuig: Angesprochen auf besagten Tweet räumte Brotz ein, dass die Formulierung «Flat Earther» etwas unbedacht gewesen sei: «Das wäre nicht nötig gewesen, dass ich alle in einen Topf geworfen habe.»



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