26.03.2021

Hass im Netz

Weltwoche kritisiert SRF-Moderator Sandro Brotz

Der «Arena»-Dompteur wehrt sich. Die Weltwoche setze nicht auf Fakten und «schiesse seit Jahren». Social Media als SRF-Aushängeschild scheint oft eine schwierige Gratwanderung zu sein.
Hass im Netz: Weltwoche kritisiert SRF-Moderator Sandro Brotz
Er will sich der Diskussion stellen, auch beim Thema «Hass im Internet»: Sandro Brotz (Bild: SRF/Oscar Alessio)

Die Resonanz auf Sandro Brotz' Tweet vom Samstag zur Corona-Demonstration in Liestal ist gewaltig. Stand Donnerstag wurde er knapp 1800-mal gelikt und über 180-mal geretweetet. Zudem erzeugte er extrem viele Reaktionen – unterstützende wie auch kritische. Doch war Brotz' Wortmeldung überhaupt angebracht? Darf sich ein SRF-Aushängeschild «derart verächtlich über Andersdenkende äussern?», fragt die Weltwoche in ihrer aktuellen Ausgabe.

Für das Köppel-Blatt ist die Sachlage klar. Brotz, der eigentlich aufgrund seiner Funktion als «Arena»-Moderator neutral sein sollte, habe seine Meinung zu deutlich mitgeteilt. «Brotz hat sich damit disqualifiziert als Ringrichter in der mit Abstand wichtigsten Debatte, die das Land bewegt», schreibt Weltwoche-Autor Alex Baur in einem Kommentar. Baur lässt es damit jedoch nicht bewenden, sondern folgert aus dieser Episode ganz grundsätzlich und im Superlativ, dass Brotz «die fatalste Fehlbesetzung» sei, «die SRF sich je geleistet hat».

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«Du hast Staatssender vergessen!»

Bereits am Wochenende hatte Sandro Brotz via Social Media darauf hingewiesen, dass er extrem viele wütende Reaktionen und unbesonnene Beschimpfungen erhalten habe (persoenlich.com berichtete). Man müsse über Hass im Netz reden, man dürfe das nicht zulassen, so der SRF-Moderator. Am Donnerstag reagierte Brotz ausserdem auf den Artikel der Weltwoche via Thread auf Twitter. Die Weltwoche betreibe Thesenjournalismus. Fakten, etwa zu den Quoten der «Arena», wären quer gestanden, so Brotz. Und weiter an die Adresse der Weltwoche: «Ihr schiesst seit Jahren. Wir wissen beide warum: #VomAffBisse. Das gehört wohl zu einem politischen Kampfblatt. Aber es nutzt sich ab. P.S: Du hast Staatssender vergessen. Geniess die Sonne!».

SRF bespricht Kritik intern

Zwar in weniger scharfen Worten als von der Weltwoche: Nicht nur an der Förrlibuckstrasse, im Leutschenbach dürfte Brotz' Tweet durchaus zu reden gegeben haben. SRF will die Angelegenheit nicht im Detail kommentieren. Man nehme die «Meinung» der Weltwoche zur Kenntnis, teile diese jedoch nicht, schreibt Sprecher Stefan Wyss am Donnerstagnachmittag auf Anfrage. «Sandro Brotz hat seinen Tweet in den Sozialen Medien weitergehend erklärt. Selbstverständlich spricht man jedoch bei SRF intern über Kritik – dies ist ein fester Bestandteil der offenen Gesprächskultur in jeder Redaktion.»

«Auch im Internet keine Stellungnahmen»

Was aber ist die Einschätzung von SRF: Ging Brotz zu weit oder entspricht sein Tweet zu #Liestal den internen Bestimmungen für die Social-Media-Kommunikation? Dieser Frage weicht Wyss aus. Aufschluss gibt jedoch die Bestimmung 2.8 in den Publizistischen Leitlinien von SRF. Dort heisst es: «Programmmitarbeitende geben auch im Internet keine Stellungnahmen zu politischen und wirtschaftlichen Themen ab. Sie sind äusserst zurückhaltend beim Beitritt zu interessengebundenen Gruppen in sozialen Netzwerken.»

Trotz dieser Restriktionen sind die SRF-Mitarbeitenden, besonders die Aushängeschilder, von ihrem Arbeitgeber angehalten, sich auf Social Media einzubringen, ihre Sendungen digital zu verbreiten und mit dem Publikum zu diskutieren. Doch das scheint oft eine schwierige Gratwanderung zu sein, gerade auch aufgrund der Social-Media-Algorithmen, die Schwarz-Weiss-Meinungen bevorzugen.

Brotz will sich der Diskussion stellen

Für Moderator Brotz ist klar, er will weitermachen: Auch wenn er angefeindet und verunglimpft werde und der Hass auch dazu führe, dass er seine «Worte künftig noch mehr abwägen werde», wie er in einem Facebook-Post schreibt. Er will sich der Diskussion stellen. «Wir müssen darüber reden. Über Hass im Netz. Es kann alle treffen. Hass ist keine Meinung. Darum mache ich weiter. Auf Twitter. Facebook. Instagram».


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KOMMENTARE

Victor Brunner
27.03.2021 07:43 Uhr
Brotz der Hass im Netz verbreitet, Demo-Teilnehmer als Vollidioten bezeichnen, will über Hass reden. Besser schweigen und keinen Hass verbreiten!
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