27.02.2003

Schlägt der Zeitungsversand um zwölf Prozent auf?

Die Post wird ihre Taxen für den Zeitungsversand auf Anfang 2004 erhöhen müssen. Dies ist eine direkte Auswirkung des revidierten Postgesetzes, wonach der Bund bei der indirekten Presseförderung künftig 80 statt 100 Mio. Franken ausbezahlt. Ein Branchenkenner rechnet mit einem Aufschlag von durchschnittlich 12 Prozent.
Schlägt der Zeitungsversand um zwölf Prozent auf?

Basierend auf dem Postgesetz erhalten Verlage beim Versand abonnierter Printprodukte von der Post Sonderkonditionen. Diese bemessen sich nach Publikationsrhythmus, Auflage, Gewicht, Format und redaktionellem Anteil des Titels. Am 20. Februar hat das Parlament beschlossen, diesen Bundesbeitrag, der insbesondere die Lokal- und Regionalpresse stützen soll, um zwanzig Prozent zu reduzieren. Der Einnahmenverlust wird sich in den Posttaxen niederschlagen.

Zu den 20 Mio. Franken, die der Bund jetzt spart, kommen noch weitere knapp 10 Mio. hinzu, wie ein gut unterrichteter Branchenkenner weiss. Grund für diese Erhöhung sei eine fast unbemerkt vollzogene Änderung des Postgesetzes. Im bisherigen Postgesetz musste die Post, respektive der Bund, die Defizite der Zeitungsrechnung übernehmen. Im neuen Gesetz fehlt dieser Abschnitt. Es sei noch offen wer die Kosten künftig trägt. Die Zeitungsverlage auf jeden Fall hätten bereits ab 2004 einen Teil des Zeitungsdefizits zu tragen.

Einerseits wird die Post ihre Tarife für die Beförderung von kommerziellen Beilagen per 2003 um gegen 5 Mio. Franken anheben. Andererseits waren die transportierten Presseerzeugnisse im vergangenen Jahr massiv leichter, was bei der sogenannten Gewichtstaxe mit einem Einnahmenverlust von rund 40 Mio. Franken zu Buche geschlagen habe, so der Experte gegenüber "persoenlich.com". Davon wolle die Post 5 Mio. Franken an die Kunden weitergeben.

Damit würden auf die Verlage beim Versand insgesamt gegen 30 Mio. Franken Mehrkosten zukommen. Gemäss dem Experten wird das pro Titel im Durchschnitt 12 Prozent ausmachen. Josef Bösch, Chef der Briefpost und Konzernleitungsmitglied der Post, "kann die Zahl in dieser Form nicht bestätigen". Die Gespräche mit den Verlegern seien noch im Gang, so der Post-Chef. Danach müsse der gemeinsam erarbeitete, etwa im April zu erwartende Antrag dem Uvek von Bundesrat Leuenberger vorgelegt werden. Dieses entscheidet dann über die definitive Erhöhung.

Die Aufschläge mögen schmerzhaft sein, es hätte aber offenbar noch viel ärger kommen können: Wären Publikationen mit einer Auflage von mehr als einer halben Million Exemplaren -- so wie von verschiedenen Seiten vorgeschlagen -- von der indirekten Presseförderung ausgenommen worden, hätte der Preisaufschlag gar 25 Prozent ausgemacht, so der Branchenkenner weiter. Denn unter dem Strich hätten die grossen Titel wie Brückenbauer, Coop- und Touring-Zeitung der Post substantielle Deckungsbeiträge beschert.

Die Zunahme der Vertriebskosten dürfte angesichts der angespannten Situation im Anzeigenmarkt verschiedenen Verlagen Kopfzerbrechen bereiten -- zumal sich eine Erhöhung der Abonnements- und Einzelverkaufspreise bei der zunehmenden Gratiskultur und den insgesamt erodierenden Leserzahlen als hässlicher Bumerang erweisen könnte.


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