16.06.2025

Digital News Report

So steht es um die weltweite Nachrichtennutzung

Das Reuters Institute veröffentlicht einmal pro Jahr die Newsnutzung in mittlerweile 48 Ländern. Der gleichzeitig veröffentlichte Länderbericht Schweiz liefert eine vertiefende Analsyse des hiesigen Medienmarkt.

Die bewusste Vermeidung von Nachrichten nimmt global wie national zu. Das ist eines der zentralen Ergebnisse aus dem Digital News Report 2025. Weltweit geben 40 Prozent der Befragten an, Nachrichten «manchmal» oder «oft» zu meiden – so viele wie nie zuvor. In der Schweiz liegt der Anteil mit 39 Prozent nur knapp darunter. Die Berichterstattung über Kriege, Krisen und Konflikte schlägt auf die Stimmung, viele empfinden das als ein «zu viel» an Information.

Sinkendes Vertrauen? Nicht nur

Während das weltweite Vertrauen in Nachrichten auf niedrigem, aber stabilem Niveau verharrt (40 Prozent), zeigt sich in der Schweiz eine leicht positive Entwicklung: Hier vertrauen aktuell 46 Prozent der Befragten «den meisten Nachrichten, die sie konsumieren» – ein Plus von fünf Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Besonders die regionalen Medienmarken der SRG wie SRF und RTS sowie etablierte Player wie NZZ oder 20 Minuten werden in der Schweiz als zuverlässige Quellen geschätzt. Diese Ergebnisse bestätigen auch den internationalen Vergleich, wonach professionelle Medien zusammen mit offiziellen Quellen weltweit als wichtigste Instanz für glaubwürdige Fakten gelten.

International befindet sich Social Media stark auf dem Vormarsch als Plattform für die die Nachrichtenvermittlung, allen voran TikTok, YouTube und Instagram. In Ländern wie Thailand oder Indien konsumieren bereits über 40 Prozent der jungen Menschen News vorwiegend über soziale Videos. Auch in der Schweiz ist diese Entwicklung spürbar: Während die Nutzung von Facebook für News sinkt (von 32 Prozent im Jahr 2019 auf 22 Prozent), legen Instagram (von 10 Prozent auf 20 Prozent) und TikTok (14 Prozent) stark zu. Sogenannte Influencer werden dabei zu ernstzunehmenden Konkurrenten etablierter Medien – auf TikTok etwa schenken 47 Prozent der Schweizer Nutzenden primär diesen Persönlichkeiten ihre Aufmerksamkeit.

Nutzerinnen und Nutzer zeigen sich sowohl weltweit als auch in der Schweiz skeptisch gegenüber KI-generierten Nachrichten: 51 Prozent der in der Schweizer Befragten fühlen sich unwohl, wenn Inhalte ohne menschliche Beteiligung erstellt werden. International sieht die Mehrheit KI zwar als Möglichkeit, News günstiger und aktueller zu machen – gleichzeitig werden Genauigkeit und Vertrauenswürdigkeit als gefährdet angesehen. In der Schweiz lässt sich aber eine vergleichsweise grössere Akzeptanz feststellen für den gezielten Einsatz von KI – etwa für Übersetzungen oder Zusammenfassungen. Viele lehnen jedoch einen vollautomatisierten, KI-generierten Journalismus ab.

Medienkompetenz fördert Zahlungsbereitschaft

Nur 18 Prozent der Menschen in reicheren Ländern zahlen für Online-Nachrichten – auch in der Schweiz bleibt die Quote mit 22 Prozent vergleichsweise niedrig, aber leicht über dem Durchschnitt. Aus Sicht der Medienunternehmen besteht aber Hoffnung. Jüngere Mediennutzende mit Medienkompetenzschulung zeigen in der Schweiz eine deutlich höhere Zahlungsbereitschaft (51 Prozent vs. 21 Prozent ohne Schulung). Dies legt nahe, dass Investitionen in Medienbildung ein nachhaltiger Hebel für die Zukunft der Informationsmedien sein könnten. (pd/nil)


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