04.10.2022

Schweizer Lokaljournalismus

Studie zeigt Handlungsfelder auf

Eine Analyse im Auftrag der Stiftung Mercator Schweiz unterstreicht die prekäre Lage des Schweizer Lokaljournalismus. Die Autoren skizzieren Massnahmen, um lokale Medien zu stärken. Unter anderem fordern sie neue Formen der Medienförderung.
Schweizer Lokaljournalismus: Studie zeigt Handlungsfelder auf
Journalistinnen, Verleger und Medienexpertinnen wurden nach ihrer Einschätzung zum Schweizer Lokaljournalismus gefragt. (Bild: Keystone/Peter Klaunzer)

Der Lokaljournalismus in der Schweiz kämpft seit Jahren um sein Überleben. Seit 2003 wurden über 70 Regionaltitel eingestellt. Mit dem Nein zum Mediengesetz im Februar 2022 hat sich die Lage zusätzlich verschärft. Lokale Medien sind wichtig für den demokratischen Prozess – bei der Meinungsbildung und zur Stärkung der kritischen Öffentlichkeit. Unlängst kam eine Studie der Universität Zürich zum Schluss, dass zwischen der Berichterstattung über lokale Politik und der Wahlbeteiligung in Gemeinden ein direkter Zusammenhang besteht.

Die Stiftung Mercator Schweiz hat vor diesem Hintergrund eine explorative Analyse in Auftrag gegeben: Welche Unterstützung braucht der Schweizer Lokaljournalismus? Die beiden Medienexperten Stephanie Grubenmann und Konrad Weber sind in Gesprächen mit fast 30 Journalistinnen, Verlegern und Branchenexpertinnen dieser Frage nachgegangen.

Entstanden ist eine Bestandesaufnahme der dringlichsten Bedürfnisse im Schweizer Lokaljournalismus – mit einem Fokus auf eigenständige Verlage. Darauf aufbauend haben die Autoren diverse Massnahmen zur Unterstützung der Lokalmedien identifiziert – mit einem ganzheitlichen Blick auf Stiftungen, Verbände, Bund und Kantone. Die Analyse bestätigt: Es braucht für das Überleben des Schweizer Lokaljournalismus jetzt ergänzende Formen der Medienförderung.

Die Autoren betonen, wie die Klimakrise die bestehenden Herausforderungen verschärft: In unserer Gesellschaft ist das Bedürfnis nach einem funktionierenden Journalismus grösser denn je. Und auf die durch die Digitalisierung strapazierten Verlage kommen zusätzlich enorme Herausforderungen zu. Neue Formen der Medienförderung müssen zeitnah und in einem agilen Prozess entwickelt werden. Es brauche keine Gesamtlösung, die nur auf einen Schlag umgesetzt werden kann. Mit diesem Weg ist zu viel Risiko verbunden. Stattdessen sollten so schnell wie möglich mehrere Pilotprojekte gestartet werden, die auf unterschiedliche Ansätze setzen, so die Autoren der Studie. So werde das Risiko verteilt und Vielfalt etabliert, was zum föderalen System passe. Neben Stiftungen brauche es in den nächsten Jahren die kantonale Ebene, um neue Formen der Medienförderung anzustossen und zu tragen. Die Zeit, bis auf nationaler Ebene ein neuer Konsens steht, müsse konstruktiv genutzt werden. (pd/mj)



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