Ringier Axel Springer Schweiz will bei den Publikumszeitschriften sparen und baut voraussichtlich 35 Stellen ab. Magazine sollen eingestellt und Redaktionen verkleinert werden.
Grund für die einschneidenden Massnahmen sind sinkende Werbeeinnahmen und zusätzliche Verluste wegen der Corona-Pandemie, wie das Medienhaus am Dienstag mitteilte.
Betroffen sind verschiedenen Publikationen. Das Mode- und Lifestyle-Magazin Style wird voraussichtlich eingestellt, das Mode- und Kultur-Magazin Bolero soll ausgelagert werden. Zudem sollen die Redaktionen von Schweizer Illustrierte und SI online verkleinert und organisatorisch zusammengeführt werden.
Besonders Style sei stark vom Werbemarkt abhängig und leide seit der Coronakrise an einem zusätzlichen Rückgang, schrieb Ringier Axel Springer Schweiz. Die Werbeerlöse des Titels hätten sich in den letzten vier Jahren halbiert. Um weitere Verluste zu vermeiden, soll das Magazin eingestellt und dessen Redaktion aufgelöst werden.
«Aufgrund der sich stetig verschlechternden Marktsituation, zugespitzt durch die Auswirkungen der Coronakrise, können wir eine Weiterführung der Zeitschrift nicht mehr verantworten», wird CEO Alexander Theobald in der Mitteilung zitiert. Das Magazin erscheint voraussichtlich am 20. August zum letzten Mal.
Die Einstellung von Style hat auch Konsequenzen für Bolero, das aktuell von derselben Redaktion erstellt wird. Weil es wirtschaftlich auf «einem soliden Fundament» stehe, soll es weiter erscheinen, in Zukunft aber extern produziert werden. Die bisherige Chefredaktorin der beiden Magazine, Sabina Hanselmann-Diethelm Ringier verlässt das Medienhaus.
Auch Schweizer Illustrierte betroffen
Weiter will Ringier Axel Springe Schweiz die Redaktionen von Schweizer Illustrierte und SI online verkleinern und organisatorisch zusammenführen. Die enge Verzahnung von Print und Online soll der Traditionsmarke ermöglichen, im aktuellen Marktumfeld ein positives Ergebnis zu erzielen.
«Dass wir uns dafür von geschätzten Kolleginnen und Kollegen trennen müssen, bedauere ich zutiefst», wird Co-Chefredaktorin Nina Siegrist zitiert. Die Einsparungen sehen insgesamt einen Abbau von 35 Stellen vor. Für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soll ein Sozialplan zum Tragen kommen – mit Massnahmen, welche über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen.
23 Mitarbeitende von Style betroffen
Die Redaktion von Style und Bolero umfasse aktuell 23 Mitarbeitende, erklärt Ringier-Sprecher Mike Pelzer auf Anfrage von persoenlich.com. Wie viele Personen zusätzlich und welche Bereiche von der Schweizer Illustrierten und SI online betroffen sein werden, könne man erst sagen, wenn das Konsultationsverfahren abgeschlossen sei. Die SI umfasst zurzeit 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Das Konsultationsverfahren wurde am Mittwoch eröffnet. Bis zum 21. August können Mitarbeitende alternative Vorschläge einreichen, wie die geplanten Massnahmen gemildert werden könnten.
Kritik und Lob von Gewerkschaft Syndicom
Ringier Axel Springer stelle trotz Kurzarbeit Medienschaffende auf die Strasse, kritisierte die Gewerkschaft Syndicom in einer Reaktion. Das «Joint Venture von zwei lukrativen Konzernen habe zwar die öffentlichen Gelder für Kurzarbeit entgegengenommen, baue nun aber trotzdem Stellen ab. Dieses Beispiel zeige, dass öffentliche Unterstützung ohne Leitplanken keine Arbeitsplätze rette.
Immerhin stünden die Zeichen für einen «anständigen Sozialplan» gut, schrieb Syndicom. Ringier Axel Springer sei frühzeitig und proaktiv auf die Personalvertretung zugegangen, um gemeinsam einen Sozialplan zu erarbeiten. Die Gewerkschaft wertet dies als positives Zeichen. (sda/wid)
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11.08.2020 16:43 Uhr