Die aktuelle Ausgabe der Fernsehtalkshow «Schawinski» sorgte in Deutschland bereits vor ihrer Ausstrahlung für Schlagzeilen. Zur Vorgeschichte: Da Talkmaster Roger Schawinski ausser Landes ist, wurde die Sendung mit der bekannten deutschen Edelprostituierten, Philosophin und Autorin Salomé Balthus, bereits vor einigen Tagen im Fernsehstudio der Schweizer Fernsehens aufgezeichnet.
In ihrer Kolumne «Das Kanarienvögelchen» auf welt.de schrieb Salomé Balthus am Sonntag über ihre Erfahrungen bei «Schawinski». Der Moderator habe sie nach ihrem Verhältnis zu ihrem Vater, dem bekannten DDR-Künstler Reinhard Lakomy, befragt: «Es ist wie ein tiefer Schnitt mit einem scharfen Messer, der später erst anfängt zu schmerzen. Dafür dann umso heftiger. Auf dem Monitor erscheinen Bilder. Ich wusste ja, es würde auch um meine Herkunft gehen, meine DDR-Künstler-Eltern - mein Exotenstatus hier im Westen, erst recht in der Schweiz. (...) Schawinski möchte von mir wissen, was mich am meisten schmerzt, wenn ich an meinen Vater denke. Es fällt mir nicht leicht, es in Worte zu fassen, zumindest mündlich so spontan.»
Anschliessend habe Moderator Schawinski – so Balthus in ihrer Kolumne – einen Clip eingespielt, in welcher die berühmte Frauenrechtlerin Alice Schwarzer erklärt habe, dass alle Prostituierten von ihren Eltern missbraucht worden seien. Balthus wörtlich: «Und kaum, dass man diese Aussage richtig verarbeiten könnte, auch ihre Absurdität erkennen, stoppt der Clip und Schawinski stellt mir seine nächste Frage: ‹Hat Ihr Vater Sie als Kind sexuell missbraucht?›»
Gemäss ihrer Aussage erstaunte es Balthus rückwirkend, wie «ruhig» sie blieb. «Dass ich nicht ausrastete, nicht den Faden verlor, nicht Herr Schawinski mein Wasserglas ins Gesicht schüttete. Dass ich nicht aufstand und die Sendung verliess.» Ihren Rückflug nach Berlin habe sie übrigens verpasst, da sie sich auf dem Zürcher Flughafen «zielstrebig betrunken» habe.
Schawinski dementiert die Frage nach dem Vater
Roger Schawinski konfrontierte nach Veröffentlichung der Kolumne Ulf Poschardt, den Chefredaktor der «Welt», da diese Beschreibung in der Balthus-Kolumne eine «arge Verunglimpfung meiner Person und meiner Integrität als Journalist» darstelle. Das Zitat «Hat Ihr Vater Sie als Kind sexuell missbraucht?» sei in der Sendung nie gefallen und erfunden. Als Beleg führte Schawinski eine Abschrift des Gesprächsverlauf an, wo er nach dem Einspieler von Alice Schwarzer fragt: «Ist das bei Ihnen auch der Fall gewesen? Oder würden Sie mir gestehen, wenn es so gewesen wäre?»
Balthus antwortet: «Ich nehme an, wenn ich jetzt Nein sage, was ich tue, kommt bestimmt als nächstes jemand, der behauptet, ich hätte es verdrängt. Ich könnte Ihnen diesselbe Frage stellen, Herr Schawinski.» «Welche Frage?» Balthus: «Diese Frage, ob man als Kind missbraucht worden ist, ob man verdrängte Traumata hat.» Schawinski: «Aha, nee, aber... Sie sagen, Sie können sich daran nicht erinnern?» Balthus: «Es ist nicht der Fall. Ich glaube ich kenne genügend Leute, die mir das auch sagen würden, wenn das der Fall wäre.»
Schawinskis Intervention zeigte Folgen. Die Balthus-Kolumne wurde umgehend gelöscht und der Autorin vom Chefredaktor der «Welt» gekündigt. (ma)
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11.04.2019 20:21 Uhr
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