28.11.2000

Tamedia gründet Journalisten-Forum

Die Tamedia baut ihr Aus- und Weiterbildungsangebot für Journalistinnen und Journalisten aus. Leiter der neu geschaffenen Stelle wird René Bortolani (Bild). Seinen bisherigen Posten als Chefredaktor der Schweizer Familie übernimmt Daniel Dunkel. Bortolanis Aus- und Weiterbildungskonzept basiert auf fünf Säulen und wird auch Externen offenstehen, wie er gegenüber "persoenlich.com" erklärte. Das Interview:
Tamedia gründet Journalisten-Forum

Herr Bortolani, konkurrenziert die Tamedia das MAZ und die Ringier-Journalistenschule?

Die Zusammenarbeit mit dem MAZ geht weiter, aber natürlich entsteht ein Konkurrenzverhältnis. Die Ringier-Journalistenschule ist, wie der Name sagt, eine Schule. Sie bildet Berufseinsteiger aus. Wir haben schon gute Journalisten. Ihnen bieten wir nun Möglichkeiten zur Weiterbildung, damit sie noch besser werden können. Damit wird die Tamedia noch attraktiver als Arbeitgeberin für begabte Journalisten, die noch nicht bei uns im Hause sind.

Werden Sie quasi zum Headhunter der Tamedia?

Das Aufspüren von Talenten gehört zu meinem Job. Da werden wir bestimmt gezielter vorgehen als bisher.

Was hat es mit den fünf Säulen auf sich?

Sie stecken unser Angebot ab. Erstens bieten wir Workshops und Seminare an, die über das ganze Jahr verteilt sind und allen Journalisten offen stehen. Es geht um journalistisches Handwerk, Ehtik, Medienrecht und andere Themen. Zweitens offerieren wir, etwa auf Wunsch eines Chefredaktors, individuelle Weiterbildung an. Drittens wollen wir die Ausbildung unserer Volontäre besser koordinieren, insbesondere was Stages auf anderen Redaktionen angeht. Viertens sollen Journalisten die Möglichkeit zur Standortbestimmung und Karriereplanung erhalten. Wenn sich beispielsweise ein Inlandredaktor zum Wirtschaftsjournalisten entwickeln möchte, bieten wir Hilfe an. Und fünftens schliesslich wollen wir die Realisierung von publizistischen Spezialprojekten, etwa das Verfassen eines Buches zu einem bestimmten Thema, ermöglichen.

Die Chefredaktoren werden aber wohl keine Freude haben, wenn ihre Leute statt an der Arbeit an Workshops oder am Bücherschreiben sind.

Alles passiert in Absprache mit den Chefredaktorinnen und Chefredaktoren. Sie haben das letzte Wort. Im Übrigen wissen sie um die Wichtigkeit der Weiterbildung. Sie kommt schliesslich auch ihnen zugute.

Sie übernehmen die Leitung dieser Weiterbildungsaktivitäten. Haben Sie keine Lust mehr, Chefredaktor zu sein?

Die Lust gilt einer neuen beruflichen Herausforderung. Vor einem Jahr fragte mich Michel M. Favre, unser Geschäftsleitungsvorsitzender, ob ich die von ihm geplante Aus- und Weiterbildungsstelle übernehmen möchte. Ich habe spontan zugesagt. In rund 20 Jahren als Chefredaktor unterschiedlicher Publikationen wie Annabelle, Schweizer Illustrierte, Tages-Anzeiger-Magazin oder Schweizer Familie habe ich viel Schönes mit Journalisten erlebt. Nun freue ich mich, meine Erfahrungen und Erkenntnisse auf andere Weise mit ihnen teilen und weitergeben zu können.

Was muss ein Journalist grundsätzlich mitbringen?

Talent zum Schreiben, Neugier, Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit, Fleiss, Bescheidenheit.



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