09.04.2002

Ringier

Verleger verteidigt Borer-Geschichte

"Die dümmste Frage, die man SonntagsBlick und Blick stellen kann, ist die Wahrheitsfrage".

Persönlich hätte sich Michael Ringier an besagtem Sonntag gegen eine Veröffentlichung der Borer-Geschichte im SonntagsBlick entschieden - und zwar wegen "dem Fehlen einiger journalistischer Ansätze". Im Nachhinein gesehen und aufgrund der Entwicklung sei der Entscheid von Chefredaktor Mathias Nolte aber richtig gewesen, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Dies erklärte der Verleger am Dienstag an der Jahres-Medienorientierung. Er selber habe zwar gewusst, dass da eine Geschichte am Kochen sei, habe vor besagtem Sonntag aber nicht mit Nolte geredet: "Ich mische mich immer erst im Nachhinein ein." Er akzeptiere jedoch jeden, der finde, dass man diese Geschichte nicht hätte machen dürfen. Dem Hause Ringier aber jetzt eine neue Strategie vorzuwerfen, sei falsch: "Die Bettdecke ist wie für alle Journalisten auch für uns tabu". Der Fall Borer liege allerdings insofern anders, als der Botschafter und dessen Ehefrau die Medien immer selber gesucht hätten. Dennoch "tun wir zur Zeit nichts anderes als intern darüber zu diskutieren, welche Art von Journalismus wir machen wollen".

Dem Ehepaar Borer attestiert Michael Ringier "Dummheit": "Die Geschichte wäre bereits am Dienstag tot gewesen, wenn Borers nicht so dumm gewesen wären, die Frage nach der Wahrheit zu stellen", meinte der Verleger. Denn damit hätten sie die Redaktionen unter Beweisdruck gesetzt. "Die dümmste Frage, die man SonntagsBlick und Blick stellen kann, ist die Wahrheitsfrage". Durch die Reaktionen von Politikern und Medien habe die Affäre Borer anschliessend eine Eigendynamik entwickelt, wobei für Ringier die Geschichte zum jetztigen Zeitpunkt gelaufen sei. Dies, obwohl "es noch viel gibt, was wir noch nicht geschrieben haben". Die angekündigte Klage von Herr Borer sei übrigens im Hause Ringier bislang noch nicht eingetroffen.

Böse Schelte gab es von Michael Ringier für die anderen Medien. Die letzte Woche sei keine Sternstunde für die Schweizer Medienschaffenden gewesen, sagte er. "Journalistisch erbärmlich" sei das Haus Ringier teilweise von der Konkurrenz behandelt worden. Der Verleger wiederholte, dass für die Geschichte nichts gezahlt worden sei ausser Spesen.


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