Ungewohnt harte Kritik an den Bonuszahlung für die SRG-Spitze von Weltwoche-Verleger Roger Köppel in der aktuellen Ausgabe seines Magazins. Unter dem Titel «Marchands Selbstbedienungsladen» schreibt der SVP-Politiker in seinem Editorial: «Die SRG wird mit Zwangsgebühren finanziert. Sie hat aufgrund ihrer politisch gewollten Monopolstellung enorme Vorteile auf dem Werbemarkt. Zu Beginn der Covid-Krise schüttete der Bundesrat fünfzig zusätzliche Unterstützungs-Millionen aus. Die Gebühreneinnahmen stiegen auf 1,25 Milliarden Franken. Trotzdem brachte die SRG im letzten Jahr das nicht unerhebliche Kunststück fertig, 13 Millionen Franken Verlust zu machen. Generaldirektor Gilles Marchand war unfähig, in der Pandemie einen Gewinn zu erwirtschaften.» Als erste hatten die Zeitungen von CH Media über die Bonuszahlungen, die Köppel als «Realsatire» bezeichnet, informiert (persoenlich.com berichtete).
Löhne wie ein Bundesrat
Laut Recherche von CH Media verdient der SRG-Generaldirektor 553'000 Franken jährlich, wovon 100'000 Franken Prämie sind. SRG-Direktorin Nathalie Wappler erhält rund 450'000 Franken, also gleich viel wie ein Bundesrat. Weitere Geschäftsleitungsmitglieder erhielten im Durchschnitt 390'000 Franken, 73'400 Franken davon als Bonus. Dies sei – gemäss Köppel – mehr als ein Zürcher Regierungsrat, der 325'000 Franken verdiene.
Der Weltwoche-Verleger weiss von einer grossen Wut unter den SRG-Mitarbeitenden im Leutschenbach über die Bonuszahlungen. Auch gebe es übergeordnet nur wenig Interesse diese zurückzubinden, da «der ebenfalls üppig bezahlte neunköpfige SRG-Verwaltungsrat keinerlei Interesse» habe, die unanständigen Lohn- und Bonus-Exzesse zu zügeln. Denn das ihm untergebene Management sei Treiber der eigenen hohen Entschädigungen. «Je mehr sie kassieren, desto höher fällt der Anteil des Verwaltungsrats aus.»
Freipass für Gebührenhalbierungsinitiative
Bemerkenswert an Köppels SRG-Schelte ist die Tatsache, dass die SVP, der Köppel angehört, 2018 die heiss umkämpfte No-Billag-Initiative befürwortete. Der SVP-Nationalrat sieht denn auch in den Bonuszahlungen einen möglichen Freipass für eine weitere Gebührenabstimmung und wagt am Ende seines Editorial sogar eine Prognose: «Schade, wurde seinerzeit eine für die Schweiz allzu radikale No Billag-Initiative abgelehnt. Wetten, dass eine Gebührenhalbierungsinitiative heute angenommen würde?» (ma)
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21.05.2021 17:33 Uhr
21.05.2021 14:33 Uhr
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