29.08.2017

Tamedia

Weniger Umsatz im ersten Halbjahr 2017

Der Umsatz von Tamedia ging im ersten Halbjahr 2017 um 5,7 Prozent zurück auf 475 Millionen Franken. Hauptgrund ist der Rückgang des Print-Werbemarktes um 12 Prozent gegenüber Vorjahr. Die Zahl der Digitalabonnenten konnte derweil stark gesteigert werden.
Tamedia: Weniger Umsatz im ersten Halbjahr 2017
Das Tamedia-Gebäude an der Werdstrasse in Zürich. (Bild: Tamedia/Raisa Durandi)

Der Inserateschwund bei den Zeitungen und Zeitschriften des Medienkonzerns Tamedia geht weiter. Laut Konzernchef Christoph Tonini war 2017 bisher «das schlimmste Jahr bezüglich Printwerbe-Rückgang». Trotzdem kletterte der Reingewinn des Unternehmens um 37,1 Prozent auf 76,6 Millionen Franken.

Das Ergebnis stieg insbesondere aufgrund eines tieferen Vorsorgeaufwands: Der Umwandlungssatz der Tamedia-Pensionskasse wurde gesenkt. Der Umsatz ist im ersten Halbjahr um 5,7 Prozent auf 475,1 Millionen Franken eingebrochen. Auf operativer Stufe wuchs der Betriebsgewinn (EBIT) um 55,3 Prozent auf 95,2 Millionen Franken. Das Wachstum ist vor allem auf tiefere Abschreibungen aufgrund einer verlängerten Nutzungsdauer bei den Druckzentren zurückzuführen.

Kontinuierlicher Inseraterückgang

Hauptgrund für den gesunkenen Umsatz ist der Rückgang des Printwerbemarktes um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie Tonini an einer Telefonmedienkonferenz vom Dienstag sagte. Die Entwicklung werde voraussichtlich auch im zweiten Halbjahr in ähnlichem Mass weitergehen.

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Der Rückgang hat sich in den letzten Jahren beschleunigt, von 4 Prozent im Jahr 2014 auf 9 Prozent 2015 und 11 Prozent 2016. Am stärksten war der Inserateschwund im ersten Halbjahr 2017 bei der Sonntagspresse (-26 Prozent) und bei der Finanz- und Wirtschaftspresse (-19 Prozent).

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Bezahlmedien mit 7,4 Prozent weniger Ertrag

Der Betriebsertrag aller bezahlten Tages- und Wochenzeitungen und Zeitschriften sank um 7,4 Prozent auf 296,2 Millionen Franken. Die Print-Medienerlöse gingen um 12 Prozent zurück, die digitalen Abonnementsumsätze hätten sich dagegen positiv entwickelt. Die Zahl der digitalen Abonnemente ist laut Tonini um fast 4000 gesteigert worden. Erfolgreich gestartet sei im Juni das Angebot von Tagespässen: Im Durchschnitt würden pro Woche etwa 1000 solcher Pässe verkauft. Im zweiten Halbjahr steigen diese Zahlen wohl noch deutlich an, glaubt der Tamedia-Chef. Wichtig sei für das Unternehmen, «möglichst viele neue Abo-Beziehungen zu schaffen». Tonini spricht von einer «Chance für Bezahlkultur». Er ist überzeugt, dass Nutzerinnen und Nutzer bereit sind, für hochstehende Qualität Geld zu bezahlen. «Für mich wäre es ein Erfolg, wenn wir in einem Jahr 50’000 Digitalabonnenten hätten, diese aber in der Summe gleichviel wie die heutigen 25’000 bezahlen würden», sagte der Tamedia-CEO vor einem halben Jahr im Interview mit persoenlich.com.

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Im Geschäftsbereich Pendlermedien, zu dem neben den 20-Minuten-Medien (Print und Online) auch die Beteiligungen an ausländischen Titeln gehören, ging der Betriebsertrag um 9,8 Prozent auf 71,8 Millionen Franken zurück. Auch hier wird der Rückgang hauptsächlich mit der geringeren Printwerbung begründet.

Investitionen in Digital-Angebote

Mit den nicht-publizistischen Angeboten, zu denen beispielsweise das besonders erfolgreiche Immobilienportal homegate.ch gehört, erreichte Tamedia einen Betriebsertrag, der mit 117,2 Millionen Franken praktisch auf dem Vorjahresniveau liegt (+0,2 Prozent). Insgesamt trugen die Angebote aus dem Geschäftsfeld Marktplätze und Beteiligungen und die digitalen publizistischen Medien von Tamedia 174,8 Millionen Franken (Vorjahr 155,4 Millionen) oder 37,1 Prozent zum Gesamtumsatz bei.

Weiter investieren will Tamedia in den kommenden Jahren in die digitalen Angebote, sowohl die publizistischen als auch die nicht-publizistischen. Als grosses Wachstumsfeld bezeichnete Tonini die Werbung auf Newsportalen mit Werbespots. In diesem Herbst soll eine Videostrategie lanciert werden.

Zeitungen behalten ihre «DNA»

Zur vergangene Woche angekündigten neuen Organisation der Tamedia-Redaktionen mit zwei neuen Mantelredaktionen in der Deutschschweiz und der Romandie betonte Tonini, jede Zeitung werde ihre «DNA» beibehalten. Die Titel hätten weiterhin ihre individuelle Positionierung, Grundausrichtung und konzeptionelle Gestaltung. Die Redaktionen der einzelnen Zeitungen entschieden über die Frontseite und hätten die Kommentierungshoheit.

Die Kräfte gebündelt würden dagegen bei den titelübergreifenden Themen: Hier werden je eine Redaktion Tamedia in der Deutschschweiz und der Romandie aufgebaut. Tamedia verspricht sich von dieser Reorganisation eine tiefere Kostenbasis. Entlassungen soll es, wie bereits betont, keine geben. Doch Tonini verweist auf die Fluktuation, die man ausnutzen wolle. (sda/wid)



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Kommentare

  • Max Rothen, 29.08.2017 12:52 Uhr
    "Den Tamedia-Aktionären zurechenbar sind 65,5 Millionen Franken, was einem Plus von 39,7 Prozent entspricht." - Angesichts solcher Zahlen erscheinen die jüngsten Pläne des Unternehmens geradezu unanständig.
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