24.09.2001

"Wir wollen den journalistischen Anspruch der Werktags-NZZ auch am Sonntag erfüllen"

Wie schreitet das Projekt der Neuen Zürcher Zeitung für eine Ausgabe am Sonntag voran? Was darf der Markt erwarten? "persoenlich.com" hat sich mit Felix E. Müller (Bild), Redaktionsleiter der NZZ am Sonntag, unterhalten. Das Interview:
"Wir wollen den journalistischen Anspruch der Werktags-NZZ auch am Sonntag erfüllen"

An einem Kundenanlass der NZZ war zu hören, dass die NZZ am Sonntag im Mai auf den Markt kommen wird. Wann ist es tatsächlich soweit?

Wir beabsichtigen, im Zeitraum März/April zu erscheinen und sind vorderhand guter Dinge, dass wir das auch einhalten können.

Wie weit sind Sie mit der Personalrekrutierung? Wie viele Stellen müssen Sie noch besetzen? Wie gross wird das Team insgesamt?

Wenn Sie mich in einer Woche Frage würden, könnte ich bestätigen, dass zwei Drittel der Stellen besetzt sind. Inklusive Layout und Korrektorat wird unsere Equipe knapp 60 Leute umfassen. Unterschrieben haben beispielsweise Markus Spillmann (vorher NZZ), René Zeller (NZZ), Martin A. Senn (SonntagsZeitung und Weltwoche), Fritz Pfiffner (SonntagsZeitung), Elmar Wagner (Facts und NZZ), Kathrin Meier-Rust (Weltwoche), Matthias Meili (Weltwoche), Pia Horlacher (NZZ), Luzi Bernet (Zürichsee-Zeitung), Markus Haefliger (Radio Schweiz International, Echo der Zeit), Thomas Isler (SonntagsZeitung) oder auch Roman Oberholzer (Money 24, Tages-Anzeiger, Finanz- und Wirtschaft). Ich schätze mittlerweile, dass wir gegen 400 Bewerbungen bekommen haben, auch sehr viele aus dem Ausland.

Warum braucht der Deutschschweizer Markt eine dritte Sonntagszeitung?

Dafür gibt es zwei Gründe: Der Sonntag ist ein wachsender Markt mit zunehmender Bedeutung für die Meinungsbildung, die Woche entwickelt sich dagegen eher stagnierend bis sinkend. Die NZZ ist in diesem Wachstumsmarkt noch nicht vertreten, und wir finden, dass es vor allem noch Platz für ein Qualitätsprodukt hat.

Wie wird sich der Titel positionieren?

Wir wollen uns an der Qualität orientieren und den journalistischen Anspruch der Werktags-NZZ auch am Sonntag erfüllen. Allerdings wollen wir dazu ein wenig andere journalistische und gestalterische Mittel einsetzen, um den speziellen sonntäglichen Lesebedürfnissen entgegen zu kommen. Wir möchten eine optisch attraktive Zeitung, und dazu gehört der Einsatz von Farbe, ein moderneres Layout, Grafiken und die gesamte Palette von gestalterischen Möglichkeiten. Diese werden wir allerdings zurückhaltend und überlegt benützen. Bei den journalistischen Formen werden wir gegenüber den NZZ-Ausgaben unter der Woche etwa stärker mit Porträts und Interviews arbeiten.

Wie grenzen Sie sich allgemein von der NZZ ab? Kommt es zu einer Konkurrenzsituation wie teilweise zwischen dem Tages-Anzeiger und der Sonntags-Zeitung?

Wir wollen grundsätzlich zusammenarbeiten und auf keinen Fall einen Grabenkampf zwischen den beiden Titeln haben. Zusammenarbeiten ist nur schon deshalb sinnvoll, wenn ich an das Korrespondentennetz der NZZ denke. Wir sind intern der Ansicht, dass es ein gewisses Ausmass an Koordination und Absprache zwischen den beiden Titeln geben muss. Grundsätzlich ist intern die Stimmung gegenüber der NZZ am Sonntag positiv - von einzelnen Ausnahmen abgesehen, die es überall gibt. Ohne eine positive Grundstimmung wäre das Projekt auch nicht zustande gekommen.

Wird die NZZ am Sonntag bei der Hauszustellung mit der Sonntags-Zeitung zusammenarbeiten?

Ja, das ist vertraglich so geregelt.

Wie hoch sind die Projektkosten insgesamt?

Die Art der Projektentwicklung ist objektiv gesehen kostengünstig. Die meisten Aufgabenstellungen haben wir hausintern gelöst und keine teuren Berater eingesetzt. Konkrete Zahlen wollen wir allerdings nicht kommunizieren.

Wie geht es nun weiter?

In den nächsten Wochen werden wesentliche Personalentscheide gefällt. Ich gehe davon aus, dass die Besetzung des gesamten personellen Bereichs grösstenteils per Ende Oktober abgeschlossen sein wird. Was danach kommt, ist die Arbeit an der Gestaltung, am Layout der Zeitung sowie vertiefte Konzeptarbeit mit Leuten, die wir jetzt verpflichtet haben. Gleichzeitig erfolgen wichtige Anpassungen im gesamten Informatikbereich.

Wie erfolgt der Internet-Auftritt der NZZ am Sonntag?

Ob wir einen eigenen Online-Auftritt haben oder einen integrierten auf nzz.ch wird derzeit noch diskutiert.



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