28.09.2001

"Wir wollen in die öffentliche Debatte um Themen der Arbeitswelt eingreifen"

Am 26. Oktober erscheint erstmals work, die neue Zeitung zur Arbeit. André Daguet (Bild), Präsident des Verwaltungsrates der Herausgeberin work AG, sagt gegenüber "persoenlich.com", wie sich die neue Publikumszeitung im Markt positionieren will, wer ihre Hauptzielgruppe ist und wie die Unabhängigkeit von work gegenüber den beiden beteiligten Gewerkschaften GBI und SMUV gewährleistet werden soll. Das Interview:
"Wir wollen in die öffentliche Debatte um Themen der Arbeitswelt eingreifen"

Wer steht hinter work?

Herausgeberin der Zeitung work ist die Work Verlags AG, die durch die beiden grössten Gewerkschaften der Schweiz, SMUV und GBI, gegründet worden ist. Beide Gewerkschaften sind zu gleichen Teilen beteiligt.

Sowohl SMUV und GBI geben je eine eigene Zeitung heraus. Werden diese Mitgliederzeitungen mit dem Erscheinen von work eingestellt?

Die Zeitung work ist nicht eine neue Mitgliederzeitung, sondern eine neue Publikumszeitung, die in die öffentliche Debatte um Themen der Arbeitswelt eingreifen will. work ist deshalb eine unabhängige Zeitung. Die Unabhängigkeit der Redaktion ist durch ein entsprechendes Redaktionssstatut abgesichert. Das ist eine zwingende Voraussetzung, damit der journalistische Anspruch als Publikumszeitung gewährleistet ist. Die Gewerkschaften SMUV und GBI werden die spezifische Mitgliederinformation mit einer eigenen, von work unabhängigen Mitgliederbeilage sicherstellen.

Für das eigentliche work wurde also eine eigene Redaktion aufgebaut?

Selbstverständlich, die Redaktion der Zeitung hat nichts mit den Zeitungsredaktionen von SMUV und GBI zu tun. Sie ist vom Verwaltungsrat der Herausgebergesellschaft work gewählt und eingesetzt worden. Die siebenköpfige Redaktion wird unter der Leitung von Chefredaktor Hanns Fuchs, langjähriger Redaktor von Radio DRS, zusammen mit einer Gruppe von freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die neue Zeitung redigieren. Produzentin ist Eva Neugebauer, die stellvertretende Chefredaktorin.

In welcher Form wird work erscheinen?

Die Zeitung work erscheint vierzehntäglich. Der Anspruch von Herausgebern und Redaktion ist klar: "Informativ, modern, leserfreundlich und serviceorientiert." Die Zeitung rund um Themen aus der Arbeitswelt will gut recherchierte Informationen und Reportagen bieten. Die Zeitung will leserfreundlich sein, deshalb wird die Redaktion besonderes Gewicht auf eine attraktive Gestaltung legen. Die Visualisierung der Themen durch Bilder und Grafiken soll den Leserinnen und Lesern einen guten Einstieg in die Zeitung ermöglichen. Die Zeitung wird so auch etwas Magazincharakter haben. Entscheidend für work ist die Serviceorientierung. work will nicht nur die Arbeitswelt und Wirtschaft analysieren, sondern vorab den Leserinnen und Lesern Serviceinformationen anbieten, mit konkreten Informationen, Tipps, Fällen aus der Rechts- und Gerichtspraxis und vieles mehr. work will Ratgeberin sein für die lohnabhängigen Beschäftigten – dies mit einem hohen praktischen Nutzwert.

Wie will sich work positionieren?

Die Zeitung will nicht nur Themen auf den Punkt bringen, attraktiv gestaltet und gut lesbar. Sie will auch Stellung beziehen, aus der Sicht der Arbeitnehmenden. Im schweizerischen Blätterwald gibt es genügend Wirtschaftszeitungen und Wirtschaftsredaktionen, die nur allzu lange der Logik des Shareholder Value, der Logik der Börse und der Deregulierung gefolgt sind. work will hier öffentlich Gegengewicht schaffen, mit klaren Stellungnahmen und Kommentaren der Redaktion. Zur unzweideutigen Positionierung der Redaktion gehört aber auch die öffentliche Debatte über Themen der Arbeitswelt und der Wirtschaft, zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften, mit Unternehmern und der Politik.

Wie definiert sich Ihre Leserschaft?

Zur Leserschaft gehören nicht nur Gewerkschaftsmitglieder. Die Zeitung, die mit einer Grundauflage zwischen 130'000 und 150'000 Exemplaren startet, wird vorab lohnabhängige Beschäftigte ansprechen, die wissen wollen, wohin die Wirtschaft und die verschiedenen Branchen tendieren, was die modernen Trends in der Arbeitswelt sind oder wie es eigentlich mit den Löhnen und Gewinnen steht. Oder die sich umschauen wollen, was in Sachen Qualifizierung und Weiterbildung geht. Das ist die Hauptzielgruppe von work. Unser Ziel ist es aber auch, dass die Wirtschaft, die Unternehmer und Arbeitgeber und auch die Politik die Zeitung work auf ihre Aboliste setzen muss. Mit einem Jahres-Abopreis von 36 Franken bietet work viel Information, Nutzen und Servive für Leserinnen und Leser.

work startet am 26. Oktober. Wie sehen Ihre mittelfristigen Ziele aus?

Wer eine neue Zeitung startet, muss an die Öffentlichkeit. Das setzt voraus: Das Produkt muss journalistisch top sein, professionell, kompetent, profiliert und attraktiv gestaltet. Über den Erfolg entscheiden letztlich nicht Herausgeberin und Redaktion, sondern die Leserinnen und Leser, die work vierzehntäglich lesen wollen. An diesem Anspruch werden sich Herausgeberin und Redaktion messen müssen. Es braucht nicht nur ein gutes Produkt, sondern ebenso eine offensive Abomarketingstrategie. Die Herausgeberin hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: innert drei Jahren soll die Zeitung eine Abozahl von über 125'000 Exp. erreichen, die Abonnentinnen und Abonnenten aus den Gewerkschaften mit eingeschlossen. work wird unter diesen Annahmen auch für den Inseratenmarkt ein attraktives Werbeprodukt sein. Ob uns dieser Erfolg gelingt, darüber werden wir in ein bis bis Jahren berichten können, mit klaren Fakten und Zahlen. Wir sind selber sehr gespannt.



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