Unter den rund 300 Personen, die am 1.Mai in Zürich verhaftet wurden, war auch ein freier Journalist vom "St. Galler Tagblatt". Statt dem geplanten Artikel über den Tag der Arbeit, konnte man im "St. Galler Tagblatt" einen Tag verspätet einen Erlebnisbericht über den unverhofften Kasernenaufenthalt von Andreas Minder lesen. Der Zürcher Journalist konnte seinen Bericht über den 1. Mai in Zürich nicht rechtzeitig einreichen, da er am späteren Nachmittagzwischen zwei Polizeisperren geriet und später mit zusammen gebundenen Händen bis kurz vor 21 Uhr in der Kaserne festgehalten wurde.
Der Hinweis, dass er Journalist sei, machte den Polizisten kein Eindruck, wie Andreas Minder in seinem Bericht festhält. Als er am späten Abend in seiner Einvernahme nochmals erklärte, nicht an der unbewilligten Demonstration teilgenommen, sondern als Journalist unterwegs war, antwortete der Beamte, dass er wohl routinemässig eine Busse erhalten würde. "Aber machen Sie Einsprache. Ihre Chancen stehen gut.", so der Tipp des Polizisten. Gegenüber "Klartext" kommt Minder zum Schluss, dass er wohl offensiver sein Recht als Journalist hätte einfordern müssen, als er sich im Polizeikessel wiederfand.
Bereits im Januar wurden in Bern bei Demonstrationen rund um das Weltwirtschaftsforum Davos mehrere Journalisten verhaftet. Die Polizei räumte in der Folge ein, dass eine der Festnahmen irrtümlicherweise erfolgt sei. Die beiden Journalisten -- von der Genfer Tageszeitung "Le Courier" und von der Zücher "WoZ" -- reichten in der Folge Strafanzeige ein.