Der Besitzer der Westschweizer Wirtschaftszeitung "L'Agefi", Alain Duménil, wird schwerwiegender Steuerdelikte verdächtig. Er soll dem Fiskus nahezu 54 Millionen Franken vorenthalten haben, wie das Westschweizer Magazin "L'Hebdo" und der "Tages-Anzeiger" am Donnerstag berichteten.
Der in Crans-Montana im Wallis wohnhafte französisch-schweizerische Geschäftsmann habe es unterlassen, in den Jahren 2004 bis 2008 ausserordentlichje Dividenden der Immobiliengesellschaft Acanthe Développement in Paris, bei der er Mehrheitsaktionär ist, den Steuerbehörden zu melden. Die nicht bezahlten Bundessteuern sowie die Kantonal- und Gemeindesteuern beliefen sich auf mehr als 20 Millionen Franken.
Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen
In diesem Zusammenhang kam es auch zu Hausdurchsuchungen, so insbesondere am Wohnort des Verdächtigten. Parallel dazu hat die Eidgenössische Steuerverwaltung die Beschlagnahmung von Immobilien und Konten von Duménil angeordnet.
Mit Entscheid vom 22. Juli hat das Bundesstrafgericht einem Gesuch der Steuerverwaltung stattgegeben, das Siegel über beschlagnahmte Dokumente bei einer Bank zu heben. Duménil hatte sich dagegen vergeblich zur Wehr gesetzt. Er hatte sein Gesuch mit der diplomatischen Immunität begründet, die ihm als Vertreter der ständigen Mission von Madagaskar bei der UNO zukomme.
Aus den Entscheiden des Bundesstrafgerichts geht zudem hervor, dass der Verdächtige ein Gesuch gestellt hat, um monatlich 100'000 Franken zur Bestreitung seines Lebensunterhalts abheben zu können. Auch diesem Ersuchen wurde nicht stattgegeben.
Mit Verweis auf die Presseberichte über "einen Verdachtsfall auf Steuerhinterziehung im Wallis" hat am Donnerstag auch die Walliser Steuerverwaltung Stellung bezogen. Sie habe in diesem Dossier die nötigen Massnahmen ergriffen und arbeite eng mit der Abteilung für Strafsachen und Untersuchungen (ASU) der eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV) zusammen, heisst es in einer Mitteilung.
Die kantonale Steuerverwaltung (KSV) habe von der Abteilung für Strafsachen und Untersuchungen der ESTV verlangt, eine Untersuchung gegen einen im Wallis wohnhaften Steuerpflichtigen vorzunehmen. Die Kantone sind dazu bei Verdacht auf schwere Steuerdelikte ermächtigt, weil die ASU über weitergehende Kompetenzen für Zwangs- und Untersuchungsmittel verfügt als sie.
Duménil kündigte am Donnerstag an, dass er die beiden Presseorgane einklagen werde, welche die Sache publik gemacht haben. Er sprach von einem "enormen Skandal" und einem Destabilisierungsversuch gegen seine Person, die er mit seinem Interesse am Kauf der Zeitung "Le Temps" in Verbindung bringt.
Das Vermögen von Alain Duménil, der sich seit 1987 in der Schweiz niedergelassen hat, wurde vom Wirtschaftsmagazin "Bilanz" im Jahr 2012 auf 100 bis 200 Millionen Franken geschätzt. Inzwischen wird er in der Klassierung der 300 reichsten Menschen der Schweiz nicht mehr aufgeführt, weil sein Vermögen unter die Grenze von 100 Millionen Franken gefallen sein soll.
2009 erwarb der Geschäftsmann die Mehrheit der Wirtschaftszeitung "L'Agefi". Er hält einen Anteil von 51 Prozent. Mitbesitzer ist Antoine Hubert, Gründer der Klinikgruppe Genolier. Im Oktober 2013 hatten die beiden Geschäftsleute Interesse an einem eventuellen Kauf der Tageszeitung "Le Temps" bekundet, bevor Ringier im vergangen April die Anteile von Tamedia kaufte.