Dimitry Parisi, herzliche Gratulation zum ESC-Sieg von Basel, für den Sie die Kommunikationsarbeit machen durften. Was gab schlussendlich für Basel den Ausschlag?
Vielen Dank. Lassen Sie mich zuerst noch einmal unsere unglaubliche Freude über den Gewinn der Basler Kandidatur zum Ausdruck bringen. Sich überhaupt um einen solchen Anlass bewerben zu dürfen, ist schon eine einmalige Sache. Umso mehr, wenn man sich im Wettbewerb gegen starke Kandidaturen, wie die aus Zürich und Genf durchsetzen kann. Es mag in der Aufregung der letzten Tage etwas untergegangen sein, aber der ESC ist wirklich ein Anlass der Superlative: Die grösste Musikveranstaltung der Welt und mit 160 Millionen erwarteten TV-Zuschauer:innen ein grösseres Spektakel als der Superbowl. Somit gilt dann auch mein erster Dank dem ESC-Team des Kantons Basel-Stadt, allen voran Regierungspräsident Conradin Cramer, Leiter Aussenbeziehungen und Standortmarketing Christoph Bosshardt, Direktorin von Basel Tourismus Letizia Elia und CEO Exhibition & Events der MCH, Roman Imgrüth. Unabhängig vom Ausgang haben sie uns die Gelegenheit gegeben, bei so einem einmaligen «Once in a Lifetime»-Projekt mitwirken zu dürfen. Es war für uns von Anfang an eine Herzensangelegenheit.
Zurück zur Frage …
Schlussendlich sind es viele Gründe, die den Ausschlag für den Erfolg der Basler Kandidatur gegeben haben. Ganz im Sinne des Claims «Crossing Borders» haben wir bei jedem Schritt stark vernetzt und inklusiv gedacht und geplant. Sei es der Einbezug der Region im Dreiländereck, das zusätzliche Public Viewing im St. Jakob-Park oder das Eurovision Village in der Messe. Unter dem Strich ging es uns darum, die beste Experience für die zehntausenden ESC-Fans zu schaffen, die im Mai 2025 für den ESC nach Basel kommen werden, und das ist uns allem Anschein nach sehr gut gelungen.
«Das Resultat spricht in dem Fall für sich»
Wie haben Sie die ganze Kampagne kommunikativ begleitet?
Wir durften bei der Strategie mitwirken, haben dazu dann auch das Narrativ einer europäischen Kandidatur und den Claim/Look «Crossing Borders» entwickelt. Operativ haben wir in den Bereichen Stakeholdermanagement, Aktivierung der Basler Bevölkerung, Konzept für die «Arena Plus», punktuell bei Medienanfragen und dem Editorial/Layout des Bewerbungsdossiers unterstützt. Ebenfalls durften wir die Basler Delegation bei der Vorbereitung der Präsentation und dem Erstellen des Bewerbungsfilms unterstützen. Einen Grossteil davon in weniger als sechs Wochen. Es ist darum auch ein besonders schöner Case für uns, weil es die ultimative Belastungsprobe und nun ein toller Erfolgscase für unser Businessmodell einer vollintegrierten, national und international vernetzten Kommunikationsagentur ist. Das Resultat spricht in dem Fall für sich.
Was waren die Grundaussagen Ihrer Kampagne, mit welcher Sie die SRG überzeugen konnten?
Ich muss gestehen, mit den Vorzügen, welche die Basler Kandidatur inhärent zu bieten hat, hatten wir in der Kommunikation leichtes Spiel. Im Zentrum steht das Narrativ von «Crossing Borders» und die vielen Facetten, mit denen die Basler Kandidatur dieses Versprechen auch einlösen kann. In keiner anderen Schweizer Stadt ist man Europa so nah wie in Basel, mit «Crossing Borders» wollten wir den ESC ganz im Zeichen der in Basel gelebten Offenheit und dem alltäglichen Zusammenkommen verschiedener Sprachen, Kulturen und Lebensrealitäten gestalten. Ob über den Rhein oder über Grenzen im Dreiländereck: Basel baut seit jeher erfolgreich Brücken und bringt Menschen friedlich zusammen. Es war eine Kandidatur nicht nur von Basel, sondern der ganzen Dreiländereck-Region, wo wir jeden Tag das europäische Zusammenleben zelebrieren.
Sie haben auch die Bevölkerung mobilisiert …
In keiner anderen Stadt der Schweiz haben sich in so kurzer Zeit so viele Menschen von der Begeisterung für die Kandidatur anstecken lassen. Dafür haben wir unter anderem eigens eine Webseite aufgeschaltet. Eine breite Koalition quer durch alle Parteien, Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, aber auch unzählige Einwohnerinnen und Einwohner haben sich dort für den ESC ausgesprochen. Ein ESC in Basel ist nicht nur ein ESC für die Fans, sondern auch für alle, die noch keine ESC-Fans sind. Für beide bieten wir mit der Kandidatur einige Extras, unter anderem das Public Viewing im St. Jakob-Park oder die Eurovision Street, welche dereinst durch die Stadt Basel führen wird. Aber auch hier: Mindestens so entscheidend wie die Inhalte war die Qualität der Zusammenarbeit mit dem Projektteam von Basel. Um unter solchem Zeit- und Lieferdruck erfolgreich zu sein, braucht es eine ausserordentlich gute Chemie. Alle diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass wir – unter anderem mit Hilfe der Kommunikation – glaubwürdig darlegen konnten, dass Basel den ESC-Fans aus aller Welt im Herzen Europas einen unvergesslichen Anlass bieten wird.
In welchem Kostenrahmen bewegt sich eine solche Kampagne?
Für eine solche Kampagne sind wir im mittleren fünfstelligen Bereich unterwegs.
Nun ist Farner eigentlich eine Zürcher Agentur. Bereitete es Ihnen «Bauchschmerzen», für einen Mitbewerber zu arbeiten?
Nein, gar nicht. Wir verstehen uns als Schweizer Agentur und seit 2022 auch Teil einer europäischen Agenturgruppe. Ich selbst bin in Basel geboren und aufgewachsen. Ganz im Spirit von «Crossing Borders» haben wir das Projekt mit einem interdisziplinären Agenturteam umgesetzt, unter anderem zusammengesetzt aus Public Affairs, Branding- und Brand-Communication-Spezialist:innen. Ein besonderer Dank gebührt unserem Team von Farner Basel, das in den intensivsten Phasen der Bewerbung vor Ort einen sensationellen Job gemacht hat.
Wie haben Sie die Zusage gefeiert?
Um 10 Uhr in Basel und Zürich im EBU-Live-Stream mit dem ganzen Team und ab 13 Uhr im Basler Rathaus am Medienempfang mit anschliessendem Apéro. Man muss aber klar sagen: Viel Zeit zum Feiern bleibt dem ESC-Team nicht, denn nun beginnt der intensive Sprint, sowohl einen solchen Anlass zu organisieren als auch eine möglicherweise gleichzeitig stattfindende Referendumsabstimmung vorzubereiten. Es würde uns freuen, wenn wir auch bei diesen grossen, bevorstehenden Aufgaben weiter unterstützen dürften.