18.04.2024

Employer Branding

Firmen setzen vermehrt auf Recruitingfilme

Auf der Suche nach den richtigen Mitarbeitenden machen immer mehr Unternehmen Werbung in eigener Sache. Mit teils aufwendig produzierten Videos buhlen die Firmen um die Gunst potenzieller Fachkräfte. Produktionsfirmen profitieren von diesem Trend.
Employer Branding: Firmen setzen vermehrt auf Recruitingfilme
Für einen interaktiven Rundgang setzt Kameramann Diego Defilla von Halsundbeinbruch Film auf eine Point-of-view-Helmkamera. (Bild: zVg)

Der Fachkräftemangel in der Schweiz hält an. Für Firmen bleibt die Rekrutierung von gutem Personal auch im laufenden Jahr schwierig. Dies zeigt der «Fachkräftemangel Index Schweiz» der Adecco Gruppe Schweiz und des Stellenmarkt-Monitors Schweiz der Universität Zürich. Der Fachkräftemangel hat auch direkte Auswirkungen auf die Art und Weise, wie sich Firmen nach aussen darstellen. «Es ist klar erkennbar, dass wir stetig mehr Recruitingfilme produzieren», so Alec Wohlgroth, Inhaber der Zürcher Produktionsfirma Halsundbeinbruch Film, bei einem Gespräch mit persoenlich.com.

Auch andere Filmproduktionsfirmen haben diese Entwicklung schon bemerkt. Reine Imagefilme, bei denen Firmen, eine Marke oder ein Produkt porträtiert werden, gibt es zwar immer noch. Doch immer häufiger sprechen Filme direkt potenzielle Bewerber an.

Stark zielgruppengerichtete Filme

Halsundbeinbruch Film hat in jüngster Zeit mehrere teils aufwendig produzierte Recruitingfilme abgeschlossen – alles individuell entwickelte Konzepte mit Fokus auf die Art und Sprache der Mitarbeiterschaft. So entstand beispielsweise für den Kreditkartenanbieter Viseca ein interaktiver Rundgang durch verschiedene Geschäftsbereiche.


Für den Webhosting-Provider Hostpoint setzte die Produktionsfirma eine gewagte, nerdige Kampagne um. «Das sind extrem zielgruppengerichtete Filme mit vielen Insider-Jokes», so Alec Wohlgroth.


Für das Blinden- und Behindertenzentrum Bern, im Volksmund «das B» genannt, kam für die Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden ebenfalls das bestehende Personal zu Wort. 


Viele Werbeauftraggeber nutzen mittlerweile das Instrument des Employer Branding. Jüngstes Beispiel: Die Swisscom setzte zusammen mit der Berner Produktionsfirma Zehneinhalb eine Kampagne mit Gülsha Adilji um (persoenlich.com berichtete). «Wir wollten bewusst einen etwas anderen Ansatz ausprobieren, Swisscom als attraktive Arbeitgeberin und dynamisches Unternehmen zu positionieren», so Mediensprecherin Annina Merk auf Anfrage. «Mit Witz, Charme und auf unterhaltsame Weise sollen so die Vorteile, bei Swisscom zu arbeiten, nähergebracht werden. Mit Gülsha haben wir in der Deutschschweiz den perfekten Match für diese Serie gefunden.»


In der Romandie setzt Swisscom auf den Komiker Lord Betterave. Diese Employer-Branding-Kampagne startet ab Mai. «Uns war zudem wichtig, spannende Swisscom-Mitarbeitende als Stars der Kampagne an der Seite von Gülsha und Lord Betterave zu haben», so Merk weiter.

Budgets sind beträchtlich

Zum eingesetzten Budget macht Swisscom keine Angaben. Filmemacher Alec Wohlgroth stellt fest, dass die Budgets im Verhältnis zu anderen Corporate-Filmen generell gesteigert wurden. Da die Filme häufig nur an ein bestimmtes Zielpublikum adressiert sind, bleibt die Reichweite überschaubar. Dementsprechend werden teils mehrere Tausend Franken pro angeworbenem Mitarbeitenden in einen Recruitingfilm investiert.

Während bei normalen Imagefilmen die Marketingabteilungen der Unternehmen involviert sind, arbeitet Halsundbeinbruch Film bei den Recruitingfilmen meist direkt mit den Personalabteilungen zusammen. Was alle Filme gemein haben: Die Mitarbeitenden müssen hinter den vermittelten Botschaften stehen können. «Die Belegschaft muss sagen können: ‹Hey, das ist genau unsere Firma.›. Vielleicht ist es genau das, was ich so cool an solchen Projekten finde: Filme mit Mitarbeitenden im Fokus sind sehr authentisch», so Wohlgroth. Vielleicht seien Recruitingfilme sogar ehrlicher als normale Imagefilme.


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