TV-Kritik

Sendungen über Klimaprotest floppen

Lobenswert, dass sich die Jungen politisch engagieren. Das sagen alle. Ich auch. Und ich meine es selbstverständlich auch so. Nur: Nach gefühlten hundert Sendungen allein im Schweizer Fernsehen wurde die Klimadebatte und die Protestbewegung zum Overkill, das zeigt sich quotenmässig. Die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer streiken vor dem Bildschirm – und sparen währenddessen Energie. Ausländischen Kanälen geht es mit ihren Sendungen zu dem Thema ebenso.


Ein paar Beispiele aus jüngerer Zeit: Der «Club» vom 12. März («Panik! Das Klima bewegt die Jugend») erreichte gerade mal einen Marktanteil von 13 Prozent. Die Dokumentation «Wenn die Jungen aufbegehren» zwei Tage später kam zur besten Sendezeit auch nur auf 13,8 Prozent. Die «Arena» zum Thema «Grüne Träume» schaffte mit 18,2 Prozent knapp fünf Punkte mehr. Zusammengezählt wurden die drei Sendungen von 421'000 Zuschauer verfolgt. Vergleich: Eine einzelne Ausgabe von «SRF bi de Lüt» erntet ein grösseres Publikum. Die Quoten von «Basler Zeitung Standpunkte» und «Südostschweiz Standpunkte» zum Thema Klimajugend waren noch kläglicher als an anderen Sonntagen: Die Bündner kamen auf einen Marktanteil von 1,7 Prozent (12'000 Zuschauer). Damit schlugen sie die Basler um 0,3 Prozent …

Worauf sind die allesamt schlechten Zahlen zurückzuführen? Am ehesten wohl darauf, dass zur Sorge ums Klima von der neuen grünen Jugend für den Moment alles gesagt, erklärt und gefordert, dass genug geklagt und protestiert worden ist. Kein Problem, wenn die jungen Menschen weiterhin auf die Strasse gehen und stören. Am besten ausschliesslich unter dem etwas unbequemeren Motto «Saturdays for Future».


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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