TV-Kritik

Tamy Glauser hat zu wenig Kreide gefressen

Auch Veganerinnen dürfen mal die Sau rauslassen. Allerdings: Wer in den Nationalrat will, sollte das fünf Monate vor den Wahlen klugerweise unterlassen. Die von den Grünen nominierte Tamy Glauser (34) hat in den letzten Wochen eine gehörige Portion Blödsinn verzapft. Das offenbar unterbeschäftigte lesbische Model mit ihrer Freude am lauten Nachdenken rief wegen den Tieraufführungen zum Boykott des Circus Knie auf. Und die Bernerin (hat zwei Studien abgebrochen) machte sich über alt Bundesrat Adolf Ogi «lustig»: «Ich habe studiert, Ogi zum Beispiel nie…»

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Viel schlimmer war Glausers Aussage, Blut von Veganern könne Krebszellen killen. Betroffene fühlten sich angegriffen. Und viele Mitglieder der Grünen Partei waren verärgert. Die Neo-Politikerin hat sich inzwischen entschuldigt. Das sich überschätzende Model im Talk: «Trump würde das nie tun!» Als sie davor von Roger Schawinski auf ihren Stuss angesprochen wurde, war Glauser peinlich berührt. Immerhin räumte sie in der Sendung ein: «Ich polarisiere immer wieder.» Bei intelligentem Handeln wäre das nur halb so schlimm. Mir ist regelmässig mau, wenn ich dieser Frau zuhören muss.

Tamy Glauser ist in TV-Interviews so interessant wie ein zweistündiges Referat über saure Milch. Und so lustig wie eine Wurzelbehandlung. Die Grüne fliegt oft, gern – und weit. Man muss sich ja von den ständigen Klimadiskussionen irgendwie erholen. Glauser behauptete im Gespräch doch tatsächlich: «Langstreckenflüge sind weniger umweltschädlich als Kurzstreckenflüge.» Sie hat nichts gelernt. Ansonsten: Kommentar überflüssig.

Roger Schawinski war froh gelaunt wie selten in seiner Talkshow – und fasste Glauser überraschend mit besonders weichen Samthandschuhen an. Leicht zu erkennen: Ihr gefiel es. Der Grossteil der ohnehin kurzen Sendezeit ging wegen der viel zu langen Diskussion über Lesbismus verloren. Die Zuschauer hätte bestimmt Glausers Meinung zum einen oder anderen politischen Thema interessiert. Oder: Wie will sie ihren Wahlkampf führen? Und: Wofür würde sie sich im Bundeshaus einsetzen?


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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Kommentare

  • Daniel Schlatter, 01.06.2019 12:46 Uhr
    Ich möchte mir nicht vorstellen, dass Frau Glauser im Parlament über die Gesundheits Politik mitbestimmt.
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