17.09.2019

Wahlen 2019

CVP muss für Onlinekampagne Kritik einstecken

Die Christlichdemokratische Volkspartei nutzt Google für aggressive Wahlwerbung. Von einer «Negativ-Wahlkampagne» sprechen politische Gegner und Experten, für CVP-Parteipräsident Gerhard Pfister ist es eine «Vergleichskampagne». Dahinter steht eine Berner Agentur.
Wahlen 2019: CVP muss für Onlinekampagne Kritik einstecken
Auf Google nach FDP-Politiker Christian Wasserfallen gesucht und auf einer CVP-Seite gelandet. (Bilder: persoenlich.com)

Die Wogen gehen momentan hoch. Am Montag hat die CVP Schweiz eine gross angelegte Onlinekampagne gestartet. Wer auf Google nach bestimmten Kandidierenden der nationalen Wahlen sucht, dem wird als erstes Suchresultat kandidaten2019.ch angezeigt – eine auf den ersten Blick harmlose Seite:

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Beim Klick auf die Anzeige erscheint die Website in der jeweiligen Farbe der Partei des gesuchten Kandidaten – beispielsweise bei Christian Wasserfallen in FDP-blau, bei Roger Köppel in SVP-grün. Nach einigen Argumenten kommt der Hinweis «Zeigt mir lieber echte Lösungen». Die Seite entpuppt sich als CVP-Wahlkampagne.

Politiker nerven sich in den sozialen Medien über die CVP-Onlinekampagne – diese wird als «Schmutzkampagne» oder «Hetzkampagne» betitelt:


Auch der Politikberater Mark Balsiger hat sich in die Diskussion eingeschaltet. Die CVP riskiere, dass mit der Kampagne eigene Leute demobilisiert werden, schreibt er auf Twitter:


Auch Politikwissenschafter Olivier Dolder bezeichnet das «wohl grösste digitale Negative Campaigning, das Schweizer Wahlen je gesehen haben» als «eine Hochrisikostrategie»:


CVP-Parteipräsident Gerhard Pfister wehrt sich gegen die Vorwürfe, eine Negativ-Wahlkampagne zu betreiben. «Wir machen eine Vergleichskampagne», sagt er zu «Watson». «Wir zielen nicht auf die Person, sondern zeigen den Wählerinnen und Wählern lediglich, für welche Positionen die anderen Parteien stehen.» Die Wähler seien reif genug, die einzelnen Parteipositionen abzuwägen, so Pfister in der SRF-«Tagesschau»-Hauptausgabe vom Dienstagabend.


Hinter der Aktion steht laut «Die Ostschweiz» die Agentur Enigma aus Bern. Die Firma sei spezialisiert auf das Zusammenspiel zwischen Strategie, Targeting und Automatisierung.

«Die Datenspezialisten mit Büro an der Berner Effingerstrasse wollen mit Cambridge-Methoden die CVP bei den kommenden nationalen Wahlen 2019 wieder zu mehr Wählerstimmen verhelfen», schrieb «Der Bund» bereits im April letzten Jahres.

Budget vorübergehend aufgebraucht

Am Dienstag waren die Google Ads vorübergehend nicht mehr sichtbar. Gestoppt, wie von einigen Twitterern vermutet, wurde die Kampagne jedoch nicht. «Wir haben lediglich das für heute vorgesehene Budget bereits ausgeschöpft», sagte CVP-Generalsekretärin Gianna Luzio gegenüber den CH-Media-Zeitungen. Die Partei hat gleichentags nachgelegt. (cbe)


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