Herr Lombardi, wie überleben Sie die Krise im Tessin?
Ich überlebe. Das ist schon mal etwas … und ich bin noch unter der AHV-Altersgrenze. Das erlaubt mir, täglich einzukaufen, was ich jedoch aus reiner Vernunft nicht tue. Spass bei Seite: Das Tessin wurde am Anfang viel härter getroffen als der Rest der Schweiz. Zum einen wegen der Nähe zur Lombardei, zum andern wegen der grossen Bellinzona-Karnevals «Rabadan» mit mehr als hunderttausend Menschen. Inzwischen hat sich die Lage normalisiert. Wir stehen ungefähr im Schweizer Durchschnitt, was die Anzahl Neu-Infizierter betrifft.
Wie geht es Ihnen persönlich?
Grundsätzlich gut. Ich habe mich von einer Menge Altpapier befreit und gleichzeitig einige gute Flaschen geleert.
Kennen Sie viele Leute, die momentan im Spital sind?
Einige gute alte Freunde sind zu meinem grossen Bedauern leider verstorben. Zurzeit liegen jedoch weder Verwandte noch enge Freude im Spital.
Wann wird im Tessin wieder Normalität einkehren?
Ab Montag, 4. Mai, ist der Tessiner Ausnahmezustand vorbei. Ab dann gelten die gleichen Regeln wie in der ganzen Schweiz. Jetzt müssen wir gemeinsam aktiv unsere Zukunft gestalten. Die Wirtschaft muss und will wieder erstarken. Die Werbewirtschaft wird sie dabei unterstützen.
Wie beurteilen Sie die Arbeit des Bundesrates?
Gut, äusserst gut. Keine Panik. Harte, aber gezielte Massnahmen. Und nun eine vernünftige Rückkehr zur Normalität.
Wie fest beeinflussen die Werbeeinbrüche TeleTicino?
In der ganze Schweiz sind die Werbeeinbrüche verehrend. Insbesondere bei Radio und Fernsehen, weil sie sehr rasch vom Lockdown betroffen wurden. Im Tessin war der Einbruch fünf Wochen lang fast total, was zu noch grösseren Einbrüchen geführt hat. Bei TeleTicino rechnen wir für März/April mit einem Minus von 80 Prozent.
Was werden die Auswirkungen auf die Werbewirtschaft sein?
Alle Wirtschaftssektoren sind getroffen. Wir müssen nicht mehr weinen als die anderen. Die Wirtschaft ist in erster Linie Massenpsychologie. Die kommerzielle Kommunikation leidet entsprechen mehr als andere Sektoren, weil die Unternehmen dort als Erstes sparen, wenn etwas schief geht. Was völlig falsch ist: Denn gerade in schwierigen Zeiten muss man die Gesellschaft, die Kunden wie die Verkäufer animieren und motivieren, dynamisch zu reagieren.
Was war Ihr bewegendstes Erlebnis in den letzten Tagen?
Wollen Sie das wirklich wissen? Vor einigen Tagen habe ich mehr als 300 Kilo Altpapier aus meinem Büro entsorgt. Ohne Pandemie hätte ich es das nie gemacht. Ich hatte endlich die Gelegenheit, das Altpapier zu sortieren, das Unwesentliche wegzuwerfen und das Interessante zu lesen. Unter Letzterem viele alte Ausgaben von persönlich ...
Was bedeutet die Corona-Pandemie für die verschiedenen Akteure der Schweizer Medien- und Kommunikationsbranche? Bis auf Weiteres wird persoenlich.com jeden Tag eine betroffene Person zu Wort kommen lassen. Die ganze Serie finden Sie hier.