16.10.2014

Freundliche Grüsse

Jeder Mann will mit auf den Rasen

Mit der Werbeaktion rund um die Begleitmänner der FCZ-Frauen hat die neue Zürcher Agentur Freundliche Grüsse in den letzten Tagen erstmals ein Ausrufezeichen gesetzt. Über 1700 Bewerber wollten mit den Fussballerinnen zur Champions League Partie gegen den ZNK Osijek auflaufen. Die Inhaber Samuel Textor und Pascal Deville erklären im Interview, wie die Aktion ablief und wie sie in Zukunft zu werben gedenken.
Freundliche Grüsse: Jeder Mann will mit auf den Rasen

Herr Textor, Herr Deville, plötzlich wusste jeder Bescheid: Die FCZ-Frauen spielten am Mittwochabend in der Champions League gegen den kroatischen Verein ZNK Osijek. Was war da geschehen?
Samuel Textor (ST):
Wir hatten im Auftrag des FCZ einen filmischen Aufruf gestartet, um Begleitmänner für besagtes Spiel zu suchen. Dass wir damit innert einem Tag eine breite mediale Welle lostreten und sich 1700 ernsthafte Bewerbungen ansammeln würden, hatten wir allerdings nicht erwartet.
Pascal Deville (PD): Wir hatten bereits einige "Ersatzmänner" aus dem Freundeskreis in der Hinterhand – für den Fall, dass wir keine elf Begleiter finden. Diese konnten wir dann zum Glück wieder ausladen.
ST: In einigen Fällen zu deren Leidwesen...

Was stand im Briefing des Auftraggebers?
PD:
In etwa dies: "Die FCZ Frauen sind ein phänomenales Team, spielen in der Champions League, und keiner schaut hin – siehe Hinspiel in Kroatien." - Das Ziel war, das Spiel auf die Landkarte der Schweizer Medienlandschaft zu setzen. Dass die Leute erfahren, wo und wann das Spiel stattfindet. Ob sie tatsächlich kommen würden, wüssten wir natürlich nicht. Mit der Kulisse von 4200 Zuschauern am Mittwoch waren wir und der Verein sehr zufrieden.

Normalerweise werden die Männer und Frauen beim Einlaufen zu einem Champions League Spiel von Kindern mit Fairplay-T-Shirts begleitet. Ist es nach UEFA Reglement überhaupt erlaubt, Männer auf den Rasen zu schicken?
ST:
Das Reglementarium lässt zwar gewissen Spielraum bezüglich Alter und Grösse. Aber im Wesentlichen fand die Uefa die Idee toll und hat gemeinsam mit dem Team und der Agentur die Umsetzung ermöglicht. Schliesslich trifft die Aussage den Kern des Fussballs: Es spielt keine Rolle, wer du bist, ob Mann, Frau oder Kind. Egal in welcher Reihenfolge und Rolle: Fussball ist für alle da.

Bild: Pascal Deville (links) und Samuel Textor begehen den lauten Startschuss für ihre eigene Agentur mit jeder Menge Pommes Frites.

Die Aktion schlug grosse Wellen. Stimmt es, dass sogar Silvio Berlusconi davon Wind bekam?
PD: Die Aktion erschien innert 24 Stunden in allen nationalen Titeln. Und auch in grossen Publikationen aus Italien, Norwegen, Deutschland, Kanada wurde darüber berichtet. Auch Vertreter von Berlusconis Firma Mediaset meldeten sich bei uns. Ob er selber davon gehört hat oder vielleicht sogar gern Begleitmann geworden wäre, wissen wir nicht.
ST: Der Tenor war jedenfalls durchs Band wohlwollend. Sogar die Fifa hat die Aktion auf ihrem Twitter-Account gelobt. Wir hatten innert einem Tag 16'000 Leute auf der Website, 40'000 Youtube-Views. Aufgrund der Anfragewut haben wir die Aktion sogar nach zwei Tagen etwas ausgebremst.

Mit dieser Aktion treten Sie erstmals unter neuem Agenturnamen in Erscheinung. Wer steht eigentlich hinter Freundliche Grüsse? Greenhorns sind Sie ja nun nicht gerade.
ST:
Kennengelernt haben wir uns bei der Y&R Gruppe. Zuletzt haben wir zusammen die Kreation der Serranetga von Grund auf aufgebaut. Da dies gut klappte, liessen wir uns nicht von der Warnung "Zwei Kreative – kommt das gut?" abschrecken, und haben was Eigenes hochgezogen. Wir kommen ursprünglich aus den Bereichen Digital und Film. PD: Speziell ist sicher, dass wir auf die strenge Ideenentwicklung aus der klassischen Werbung und gleichzeitig konsequent auf digitale Medien als Spielwiese setzen. Zum Glück spielt im Internet das Bewegtbild die erste Geige, was uns sehr liegt.

FCZ Frauen – Begleitmänner from Freundliche Grüsse on Vimeo.

Welches Credo steckt hinter Ihrer Art zu werben?
PD:
Keine Berührungsängste. Wir holen gezielt gestandene Leute aus der klassischen Werbung und setzen sie mit digitalen Cracks an einen Tisch. Wilde Kombinationen fruchten. So haben wir auch die Agentur aufgestellt. Wir können inhouse auf hervorragende Leute zurückgreifen, darunter viele freie Mitarbeiter. So spannen wir z.B. immer wieder eng mit dem Strategen Michael Benz zusammen, der sich mit uns die Räumlichkeiten teilt. Und wir haben mit Res Matthys einen Partner gefunden, der unsere Denke teilt und derzeit gerade Freundliche Grüsse Berlin aufbaut. Das ist für uns natürlich nicht zuletzt spannend, weil wir so vom Kreativ- und Produktionsstandort Berlin profitieren können.

Werden weitere PR- und Werbemassnahmen für die FCZ Frauen folgen? Oder wo trifft man Ihre Arbeiten in Zukunft an?
ST:
Wir arbeiten derzeit an Projekten für Brack.ch, Franke, Sonova, Solidarmed, Helvetas. Für Brack.ch betreten wir gerade im Windschatten der Ponys neue Gefilde. Natürlich werden auch neue Massnahmen für die FCZ Frauen folgen.

Verantwortlich bei den FCZ Frauen: Marion Daube (Geschäftsführerin FCZ Frauen). Verantwortlich bei Freundliche Grüsse: Pascal Deville, Samuel Textor (Kreation), Michael Benz (Strategie/PR), Tamar Hächler (Projektmanagement), Tom Kolinski (Regie/Schnitt), Daryl Hefti (Kamera), Flo Götze/Departement of Noise (Sound Design), Tobias Bühler (Fotografie).

Interview: Adrian Schräder/Hauptbild: Keystone


 



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