05.05.2020

Serie zum Coronavirus

«Kampagnen werden mit mehr Tiefgang geführt werden»

Folge 36: Christoph Bürge von Metzger Rottmann Bürge ist mit seiner Agentur inmitten der Krise von Erlenbach nach Zürich gezogen. Im Nachhinein hätte der Zeitpunkt nicht besser gewählt werden können, sagt er. Zudem erklärt er, wie sich Corona auf die Werbewelt auswirken könnte.
Serie zum Coronavirus: «Kampagnen werden mit mehr Tiefgang geführt werden»
Ab dem 11. Mai wird die gesamte MRB-Crew an der neuen Kreis 4-Location arbeiten: Christoph Bürge, CEO von Metzger Rottmann Bürge. (Bild: zVg.)

Herr Bürge, Sie sind diese Tage mit Ihrer Agentur von Erlenbach in den Zürcher Kreis vier gezogen. Ist dies nicht der ungünstigste Zeitpunkt für einen Standortwechsel?
Der Umzug in den Kreis 4 war bereits geplant, als Corona noch für ein Bier und nicht für ein Virus gehalten wurde. Im Nachhinein müssen wir aber festhalten, dass der Zeitpunkt für den Umzug nicht hätte besser gewählt werden können. Mit den kurzfristigen Verschiebungen von Kampagnen blieb ausreichend Zeit, um sich intensiv und effizient um den Umzug zu kümmern.

Was erhoffen Sie sich durch die neue Adresse?
Der Zürcher Kreis 4 ist ganz einfach quirliger als das Dorfzentrum von Erlenbach. Die Inspirationen, die man im Quartier auf Schritt und Tritt antrifft, werden unweigerlich auch die kreativen Ideen der Agentur vielfältiger und noch besser machen.

Wie fest beeinträchtigt die ganze Krise Ihren persönlichen Alltag?
Die Krise hat auch MRB ins Homeoffice gezwungen – mit allen Vor- und Nachteilen. Der Agenturalltag muss ein Ticken konzentrierter angepackt werden, um effizient zu bleiben. Davon darf nach der Coronakrise ruhig ein bisschen etwas in den normalen Agenturalltag übergehen. Gleichzeitig kann ich es kaum erwarten, wieder Ideen im persönlichen Austausch mit dem ganzen MRB-Team zu machen. Die vielen menschlichen Kleinigkeiten im Agenturalltag kann die digitale Welt nie und nimmer ersetzen.

Welche Auswirkungen hat der Lockdown auf Ihr Geschäft?
Kaum ein Kunde hat aufgrund des Lockdowns seine geplanten Kampagnen nicht hinterfragt, geändert, verschoben oder gar abgesagt. Logisch, denn die Bedürfnisse der Konsumenten haben sich null-komma-nichts verändert, intensiviert, vermindert, einen anderen Fokus bekommen, vertieft, wurden angekurbelt, zurückgehalten, verwässert etc. Ein «courant normale» ist da weder für die Kunden noch für die Agentur möglich. Nur wer rasch umdenkt, agil plant und unkompliziert umsetzt, kann dem Lockdown in der Kommunikation Gutes abgewinnen. Allerdings sind in dieser Situation auch einige Branchen von einem kompletten Umsatzausfall betroffen, was verständlicherweise auch mit kompletten Kampagnenstopps einhergeht.

Sie sind schon lange in der Branche. Wird sich die Werbewelt nach Corona fest verändern und wenn ja, in welche Richtung?
Vorausgesetzt die Bewegungsfreiheit wird in den nächsten Wochen wieder grösser, kommt die Wirtschaft und mit ihr die Kommunikationsbranche mit einem blauen Auge davon. Auf ein Vakuum folgt immer ein Sog. Neue Kampagnen und frischer Konsum werden entstehen.

Konkreter?
In jedem Fall wird die neue Normalität auch eine neue Achtsamkeit bei den Konsumenten hinterlassen. Alltagskonsum und Investitionen werden bewusster getätigt werden. Dabei wird nicht nur persönliches Engagement sondern auch gesellschaftliche Vernunft demonstriert. Somit werden Kampagnen – zumindest vorübergehend – etwas weniger oberflächlich dafür mit mehr Tiefgang und Relevanz geführt werden. Aber keine Sorge, der Spass an unterhaltsamer Werbung wird bei Konsumenten, Kunden und Agenturen bleiben.

Wann nehmen Sie den Vollbetrieb in Ihrer neuen Agentur wieder auf?
Schon jetzt ist es den Mitarbeitern frei gestellt, ob sie in der neuen Agentur an der Feldstrasse arbeiten wollen oder lieber noch ein paar Tage im Homeoffice absitzen. Voraussichtlich ab Montag, 11. Mai wird die gesamte MRB-Crew an der neuen Kreis 4-Location arbeiten. Mit etwas gesundem Menschenverstand können dort alle Corona-Verhaltensregeln eingehalten werden.

Mit Maskentragepflicht?
Masken tragen ist keine Pflicht. Wer sich mit Maske wohler fühlt, darf das. Es gibt ja bereits sehr hübsche Masken, die zum trendigen Accessoire werden könnten.

Was war für Sie das bewegendste Erlebnis der letzten Tage?
Das allererste Meeting im brandneuen und noch unfertigen Sitzungszimmer mit einem interessierten Neukunden war so anregend, dass Kunde und Agentur die Sitzung spontan mit einem Feierabend-Bier verlängerten. Gut dass der Kühlschrank bereits entsprechend gefüllt war.


Was bedeutet die Corona-Pandemie für die verschiedenen Akteure der Schweizer Medien- und Kommunikationsbranche? Bis auf Weiteres wird persoenlich.com jeden Tag eine betroffene Person zu Wort kommen lassen. Die ganze Serie finden Sie hier

 


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