29.11.2021

Matthias Koller

«Kreativität darf kein Selbstzweck sein»

Der 42-Jährige ist seit November CEO der Publicis Zürich. Im Interview äussert sich Matthias Koller zu seinem Start als Agenturleiter, zum LSA-Ranking – und zur Zusammenarbeit mit Alexander Haldeman, dem CEO der Publicis-Gruppe.
Matthias Koller: «Kreativität darf kein Selbstzweck sein»
«Mit dem CEO-Wechsel auf Gruppenebene zu Alexander Haldemann setzen wir verstärkt auf Eigenverantwortung der einzelnen Agenturen», sagt Matthias Koller. (Bild: Publicis Zürich)

Herr Koller, herzliche Gratulation zur CEO-Ernennung bei Publicis Zürich. Sie sind bereits rund einen Monat tätig, was haben Sie als erstes in Angriff genommen?
Es ist ja nicht so, dass ich als CEO in einer mir neuen Unternehmung angefangen habe. Ich kenne Publicis, die Mitarbeitenden und unsere Kunden sehr gut. Und genau darauf habe ich mich auch im letzten Monat fokussiert. Auf Kundenprojekte, auf unsere Mitarbeitenden und auf unsere neue Ausrichtung.

Gemäss Mitteilung waren sie als Managing Director de-facto bereits der Agenturleiter. Weshalb nun diese Mutation, dieser Wechsel?
Das hat wohl vor allem mit der Ausrichtung der Publicis-Gruppe zu tun. Mit dem CEO-Wechsel auf Gruppenebene zu Alexander Haldemann setzen wir verstärkt auf Eigenverantwortung der einzelnen Agenturen, welche sich durch klar am Markt definierte und profilierte Marken ausdrückt. Somit wird auch die unternehmerische Verantwortung der Agenturleiter grösser und meine Berufung zum CEO ist Ausdruck dieser Strategie. 

«Das Thema Diveristy hat für die Zukunft der Publicis Zürich eine grosse Bedeutung»  

Inwiefern hat die Umstrukturierung mit dem Verlust der führenden Position im LSA-Ranking zu tun?
Ich habe einen etwas anderen Blick auf das Ranking: Die Publicis-Gruppe ist ja die klare Nummer eins im Gruppen-Ranking und mit unserer Werbeagentur Publicis Zürich sind wir die Nummer drei im Agenturranking. Stolz bin ich vor allem auf das Diversity-Ranking, wo sich unsere Bemühungen in diesem Bereich manifestieren. Dieses Thema ist uns wichtig und hat für die Zukunft der Publicis Zürich eine grosse Bedeutung.  

Auch ist von einem Umbau der Publicis Zürich die Rede. Wie ist das genau zu verstehen? Inwiefern wurde die Struktur angepasst?
Diesbezüglich kann ich noch nicht allzu viel Neues kommunizieren, aber in Kürze werden weitere relevante Informationen zur Stärkung der Digitalagentur Notch spruchreif sein. Wir werden zur gegebenen Zeit berichten.

Sind damit auch Entlassungen verbunden?
Nein. Wir haben momentan diverse Stellen offen, die wir schnellstmöglich, vor allem aber auch bestmöglich besetzen wollen. Und wir wollen auch zusätzliche Expertisen an Bord holen. 

«Es ist immer einfach in Theorie etwas zu definieren» 

Wie muss man sich die Aufteilung beziehungsweise den Austausch mit Gruppen-CEO Alexander Haldemann vorstellen?
Alexander Haldemann ist für die gesamte Gruppe zuständig, ich für eine der Agenturen. Selbstverständlich sind wir hier aber in konstantem Austausch. Die Zusammenarbeit mit Alexander erlebe ich als konstruktiv und zielführend, gleichzeitig spüre ich aber viele unternehmerische Freiheiten und Vertrauen. Er ist ein Vollblutunternehmer – kein klassischer Werber. Dies ist sehr bereichernd und, wie gesagt, sicher auch fordernd. 

Die Publicis Zürich will wieder stärker Wert auf Kreation legen. Was heisst dies konkret?
Es geht uns viel weniger um die Kreation, als um die Kreativität. Es ist uns sehr wichtig, dass Kreativität keinen Selbstzweck erfüllt, sondern immer auch eine Business-Challenge lösen soll. Und dass wir auch Themen, welche nicht die Kreation spezifisch betreffen, kreativ angehen.

Sie haben bereits einige personelle Zuwächse. Können Sie bereits Namen nennen?
Dieses Jahr konnten wir die kreative Führung mit Christine Hansjosten und Sören Schröder komplettieren, Sascha Fanetti hat von Notch zu Publicis gewechselt und Cathy Nyffenegger wurde in die Geschäftsleitung berufen (persoenlich.com berichtete). 

Wo sehen Sie die künftigen Herausforderungen der Publicis Zürich?
Jetzt gilt es umzusetzen und stetig zu verbessern, was wir uns auf die Fahne geschrieben haben. Es ist immer einfach in Theorie etwas zu definieren. 


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