Elon Musks Entscheidungen stossen bei Userinnen und Usern oftmals auf Unverständnis. Zuletzt liess er darüber abstimmen, ob Twitter die gesperrten Accounts freischalten und damit den betroffenen Nutzerinnen und Nutzern eine «Generalamnestie» anbieten soll – ausgenommen davon sollen Personen sein, die gegen Gesetze verstossen oder Spam-Nachrichten verbreitet hätten (persoenlich.com berichtete). Eine Mehrheit hat sich in der Umfrage für die Amnestie ausgesprochen – Musk hat die Freischaltung gesperrter Accounts per Ende November in Aussicht gestellt.
Ebenfalls für rote Köpfe hat Musks Entscheid von Anfang November gesorgt, dass das Verifizierungsabzeichen, ein weisses Häkchen auf blauem Grund, kosten soll. In einer persoenlich.com-Umfrage liessen es damals einige Unternehmen offen, ob sie bereit sind, dafür zu bezahlen. Mittlerweile hat sich die Ausgangslage sowieso wieder verändert: Nach einer Welle gefälschter Accounts von Marken und Prominenten wurde die Möglichkeit wieder ausgesetzt. Ein neuer Anlauf war ursprünglich am 29. November geplant. Nun hat Musk aber verschiedenartige Verifikationshäkchen angekündigt: goldene für Unternehmen, graue für Regierungen und Behörden.
ST setzt weiter auf publizistische Tweets
Aufgrund dieser fast täglicher Schlagzeilen – oft negativ –, die Musk mit seinen Entscheidungen liefert, haben viele renommierte Werbekunden Twitter verlassen. Eine Umfrage von 20 Minuten zeigt nun, dass auch Swisscom und Schweiz Tourismus (ST) keine Werbung mehr auf Twitter schalten. Der Telekomkonzern verzichtet «sicher bis Anfang 2023» auf entsprechende Anzeigen, wie am 18. November entschieden wurde. Elf Tage später sei die Frist verlängert worden, wie aus dem Artikel hervorgeht.
Schweiz Tourismus hat ihre Werbeaktivität auf Twitter laut eigenen Angaben bereits Anfang November gestoppt: «Weil man nicht zu 100 Prozent sicherstellen könne, dass Werbung nicht in einem negativen Kontext erscheine», wie es auf 20min.ch heisst. Auf die «organischen, publizistischen Tweets» setzt ST weiterhin – jedoch «in einem reduzierten Masse und unter sorgfältiger Auswahl der Themen». Die Anzahl sei bereits «deutlich reduziert». Man beobachte die Situation und analysiere, ob man organisch weiter auf Twitter präsent sein wolle, wie das Unternehmen gegenüber dem Pendlermedium verlauten lässt.
Viele Unternehmen beobachten Situation «genau»
Die Agentur Sir Mary, welche Social-Kampagnen von Schweiz Tourismus betreut, sagt gemäss dem Artikel, dass sie sich «gemeinsam mit einigen Kundinnen und Kunden entschieden hat, Werbung auf Twitter vorübergehend zu pausieren». Die neue Redefreiheit-Maxime auf Twitter würde die Markensicherheit gefährden. Das bedeute, dass nicht mehr sicher ist, dass Twitter Werbung da anzeigt, wo es zur Marke passt und dem Image nicht schade. Auf die zunehmende Bedeutung des Themas Brand Safety hatte die US-Amerikanerin und Expertin Nandini Jammi vor wenigen Tagen in einem persoenlich.com-Interview hingewiesen.
Wie es im 20-Minuten-Artikel weiter heisst, würden viele Unternehmen die Situation «genau beobachten»: Alpian, Axpo, SBB, Swissquote, Digitec Galaxus, Victorinox und die Schweizer Milchproduzenten. PostFinance würde nun das weitere Vorgehen prüfen. SBB schaltet laut der Umfrage seit einigen Jahren keine Anzeigen mehr auf Twitter. Salt würde «aktuell keine Werbung» auf dem Netzwerk machen. Sunrise würde aus dem gleichen Grund wie Swisscom keine Werbung auf Twitter schalten, wie es weiter heisst.
Apropos Elon Musk: Nun hat sich nicht nur der kommerzielle, sondern auch der politische Druck auf ihn und sein Onlinenetzwerk erhöht: EU-Industriekommissar Thierry Breton hat Twitter mit Strafzahlungen und einer Abschaltung des Netzwerks in Europa gedroht. (tim)