Ganz am Schluss war nur noch ein hässliches Rauschen. Als Radio Liechtenstein am 3. April, kurz nach 18 Uhr, seinen Betrieb einstellte, bedeutete dies auch das abrupte Aufwachen aus einem radiophonen Traum. So sollte Radio Liechtenstein in der Blüte des Privatfunks nach dem Willen verschiedener Grossverleger wie dem deutschen Axel Springer oder dem Schweizer Max Frey zum neuen Radio Monte Carlo oder Radio Luxemburg werden, ein international agierender Sender mit viel Popmusik, aber noch mehr Kommerz auf Megahertz.
Doch die Liechtensteiner stellten sich quer. Und so fokussierte sich ihr Radio vornehmlich auf die kleine Welt zwischen Balzers und Ruggell. Um dessen Finanzierung sicherzustellen, wurde das Radio kurzerhand zum Staatssender umgemodelt. Als im vergangenen Oktober die Liechtensteiner Bevölkerung einer Initiative der Kleinstpartei «Demokraten pro Liechtenstein» folgte und die Privatisierung des Senders beschloss, war auch dessen Ende besiegelt.
Trotz intensiven Bemühungen gelang es den Verantwortlichen unter Führung des anerkannten Schweizer Medienexperten Jürg Bachmann nicht, einen Financier zu finden. Wer sein Geld mit Verschwiegenheit verdient, mag wohl keine lauten Töne. Bemerkenswert ist aber etwas ganz anderes: Erstmals zieht die Bevölkerung eines Landes – und dies ist bezüglich der Halbierungsinitiative interessant – ihrem Staatssender den Stecker. Dies gab es seit dem 9. Mai 1945 nicht mehr. Damals stellte der Grossdeutsche Rundfunk seinen Betrieb ein. Dies aber aus anderen Gründen.
Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.
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Kein Kommerz auf Megahertz