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Privatsender trotzt allen Zeitläuften

Als Lehrer Peter Schuppli 1985 das Lokalfernsehen Diessenhofen gründete, war die Welt eine andere: Ronald Reagan und Michail Gorbatschow buhlten um die Weltherrschaft, Kurt Furgler war Bundespräsident und Servette Schweizer Meister. Zwischenzeitlich hat sich vieles geändert, die Sowjetunion ist zusammengebrochen und das Internet wurde erfunden, nur Peter Schuppli ist noch immer Chef der Thurgauer Lokalstation. Dass sich diese mittlerweile Tele D nennt, ist wohl dem Zeitgeist geschuldet. Dafür ist sie der älteste, immer noch existierende Schweizer Privatfernsehsender.

Tele D gehört zu jenen Phänomenen, die – scheinbar unbeschadet – der ganzen Disruption der Medienbranche trotzen: Werbung und Gebührengelder sind tabu, die 40 Mitarbeitenden verzichten auf jegliche Honorierung. Finanziert wird Tele D, dessen Jahresbudget knapp über 100'000 Franken liegt, durch eine Stiftung.

An diesem Wochenende feierte Schupplis Fernsehen seinen 40. Geburtstag: Als Ehrengast kam Medienminister Albert Rösti nach Diessenhofen. Als Tele D startete, lebte dieser noch in Kandersteg und war Mitglied des örtlichen Musikvereins. Dort trommelte Rösti auch bei der Bundesratsfeier seines Vorgängers Adolf Ogi, der in den Achtzigerjahren erstmals mit dem Helikopter den Sender besuchte.

Seither gehört ein Auftritt bei Tele D zum bundesrätlichen Pflichtprogramm. Gemäss dem Credo: Ist sich die Regierung schon bei Europa nicht einig, dann zumindest in Diessenhofen. Freude herrscht!



Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.

 

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