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Verena Vonarburgs Abgang

Momente der Sprachlosigkeit gibt es in der Kommunikationsbranche selten, heute Mittwoch war aber einer. Der Wechsel von Verena Vonarburg, der bis jetzt amtierenden und äusserst engagierten Direktorin des Verbandes Schweizer Medien zu Ringier, ist der klare Beweis, dass zwischen den grossen Schweizer Medienhäusern Ringier und Tamedia nicht nur ein kalter, sondern saukalter Krieg ausgebrochen ist, der der meteorologischen Realität kurz vor dem grossen Schneefall entspricht. Über die wirklichen Gründe für Verena Vonarburgs Wechsel kann man nur spekulieren, ob es eine "moralische Bindung" gegenüber dem jeweiligen Arbeitgeber gibt, auch.

Tatsache aber ist, dass Ringier-CEO Marc Walder mit Vonarburgs Anstellung ein strategischer Coup gelungen ist, der ein klares Zeichen für die ganze Branche und deren Befindlichkeit setzt. Und dies wenige Wochen nachdem der langjährige Ringier-Kadermann Thomas Passen, immerhin vorgesehene "Nummer 2" des geplanten Joint-Ventures mit Ringier, der SRG und der Swisscom, zu Tamedia übergelaufen ist. Irgendwie erinnert die Personalmutationen an den Ost-West-Konflikt mit all seinen Überläufern und Spionen. Oder salopp formuliert: auf ein Passen eine Vonarburg!

Für den Verband Schweizer Medien ist der Abgang von Verena Vonarburg eine grössere Katastrophe mit noch unklaren Folgen. Wie reagiert Tamedia auf diesen Schritt? Bricht am Ende der Verband Schweizer Medien auseinander? Zu hoffen ist es nicht. Im Gegenteil. Gerade in diesen schwierigen Zeiten braucht die Branche eine Vereinigung, die sich für deren Interessen gegenüber Bundesbern aber auch der SRG einsetzt. Joint Ventures, wie auch immer sie ausgestaltet sind, reichen dafür nicht. Bleibt also zu hoffen, dass der Verband Schweizer Medien schon bald wieder in ruhigere Gewässer steuert. Doch diese Hoffnung ist - betrachtet man es nüchtern - nach dem heutigen Abgang klein.
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