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Vier brillante TV-Grössen

Das Schweizer Fernsehen kann, darf, nein muss immer wieder kritisiert werden. Womit? Mit Recht. Die Nebenwirkungen mehrerer Sendungen können Langeweile und Schläfrigkeit sein. Ich denke da gerade an den «Club» oder an die «Arena». TV-Kritik findet in den Printmedien leider nicht mehr so oft statt. Grund: Die einen gehen mit der SRG ins Bett, die anderen leisten sich keine kompetenten Medienbeobachter mehr. 

Keine Kritikaster sollten diese sein, sondern Journalisten, die Fernsehen mögen. Im Programm von SRF findet sich eine ganze Reihe von ausgezeichneten Sendungen. Dank brillanter Journalisten, die sie gestalten und moderieren. Vier von ihnen greife ich heute heraus.


  • Reto Lipp
    Der erfahrene Wirtschaftsjournalist moderiert jeden Montag «Eco». Lange Jahre hatte ein Wirtschaftsmagazin bei SRF gefehlt. «Eco» kommt stets frisch daher, die Beiträge und Interviews sind für jeden Normalbürger prima verständlich und nachvollziehbar. Nicht rotgefärbt, wie Wirtschaft oftmals im «Kassensturz» behandelt wird. Reto Lipp, der von Printmedien und Privatwirtschaft an den Leutschenbach kam, hat seinen Platz an der TV-Sonne auf sicher.

  • Roger Schawinski
    Vor annähernd vierzig Jahren hatten wir auf der «Blick»-Redaktion oft ironisch festgestellt: «Niemand liest Blick. Aber jeder weiss, was drinsteht.» Daran erinnere ich mich mitunter beim Montags-Talk. «Niemand guckt Schawinski, aber jeder weiss, wer sein Gast war.» Auch in meinem Bekanntenkreis «outen» sich mitunter TV-Zuschauer, die vorgeben, dass sie nie Schawinski schauen. Wo liegt das Problem, das manche Leute mit diesem Mann haben? Offen gesagt, es interessiert mich nicht. Fest steht, dass «Schawinski» für mich und sehr viele weitere Zuschauer am späten Montagabend längst ein Muss geworden ist. Er bietet meist spannende Gespräche mit interessanten Menschen. Roger tut dies heute sachlicher und nicht mehr permanent so streitlustig und hitzig wie auch schon. Obschon: Der Zuschauer spürt nach wie vor, ober der Talker seinen Gast auch persönlich mag, oder überhaupt nicht...

 

  • Franz Fischlin
    Ein weiterer Top-Mann bei SRF, und die klare Nummer eins bei der «Tagesschau». Kompetent, souverän, glasklar und sympathisch hält Fischlin das Nachrichtenflaggschiff auf Kurs. Ausserdem tut er dies schnörkellos, unaufgeregt und ungekünstelt. Nicht so wie sein Kollege Inhauser, der für mich immer so rüberkommt, als würde er gerade im Kellertheater von Wetzlar für ein Engagement vorsprechen. Ich freue mich, dass Susanne Wille, die Gattin von Franz Fischlin, in Bälde als Moderatorin zu «10 vor 10» zurückkehrt. Auch sie ist ein Supertalent.


  • Christoph Nufer
    Bis auf wenige Ausnahmen ist die TV-Bundeshausredaktion seit vielen Jahren gut besetzt. Ich denke etwa an die beiden Hanspeter Trütsch und Forster. Der neue Chef Nufer und seine Kollegen liefern hervorragende Arbeit ab. Ihre Berichte und Kommentare im sehr knappen Zeitrahmen von «Tagesschau» oder «10 vor 10» sind oftmals informativer als manche überlange Artikel am Tag danach in Printmedien. Forster vermisse ich inzwischen. Er ging unlängst in Pension. Gleichzeitig mit Hans Bärenbold, der Mann der kleinen Beiträge. Ihm dürfte niemand nachtrauern.

  

*René Hildbrand ist Journalist und langjähriger Fernsehkritiker. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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