Man nimmt (zu oft) an, dass die Jugendlichen nur über magere finanzielle Kenntnisse verfügen, dass sie Gelddinge nur schlecht beherrschen und nicht fähig sind, ihr Budget zu verwalten. Und daher unfähig sind, ihre eigene Zukunft aufzubauen.
Eine ebenso falsche wie verbreitete Idee
Es ist sicher wahr, dass ein Banker im grauen Massanzug, der in obskurem Jargon spricht, die grauen Zellen der Gen Z wenig stimuliert. Aber daraus zu schliessen, dass sie aus diesem Grund dem Thema nichts abgewinnt, ist eine enge Sicht der Möglichkeiten einer finanziellen Allgemeinbildung.
Nachdem sie früher meistens vertikal erfolgte, findet die Vermittlung von Kenntnissen heute vor allem auf horizontaler Ebene statt. Anders gesagt: unter den Jungen. Sie erfolgt jetzt auf den bei der Gen Z besonders beliebten Plattformen, namentlich auf TikTok.
FinTok: ein Raum für finanzielles Lernen auf TikTok
Ja, genau! Auf der in den letzten zwei Jahren am meisten heruntergeladenen App werden nämlich nicht nur Tanz-Videos ausgetauscht, sondern auch Finanzratschläge. Und wie jede Person, die ein Konto auf diesem Sozialnetzwerk eingerichtet hat, sehr gut weiss, zirkulieren solche Videos im Netz blitzschnell. So schnell, dass der Trend rasch unter dem Namen FinTok bekannt wurde – einem Zusammenzug der Worte «Finanz» und «TikTok».
Als Konzentrate aus praktischen Tipps und geteilten Erfahrungen, die von «Wie habe ich meine ersten 500 $ investiert» bis zu «Was ist besser, mieten oder kaufen?» reichen, überzeugen die Kapseln vor allem durch ihre Verbreitung. Jene mit dem Hashtag FinTok kumulieren mehr als 1,4 Milliarden Kontakte. Und jene mit dem Hashtag PersonalFinances 6,1 Milliarden.
Ein einmaliges Mittel, um ein Maximum von jungen Menschen zu interessieren
Dank der Finfluencer – die Anglophonen lieben solche Kunstworte – realisieren die jungen Menschen, dass sie keine Hochschulbildung benötigen, um zu lernen, ihr Budget zu verwalten. Sie werden eingeladen, ihr Geld ernst zu nehmen, sich Gedanken zu machen, wie sie es am besten fruchtbringend anlegen, und all dies dank Videos von 15 bis 60 Sekunden auf TikTok.
Was beweist, dass die Sozialnetzwerke in den Augen der Gen Z nicht nur der reinen Unterhaltung dienen, sondern einen Raum für echtes Lernen bieten.
Aber woher nehmen diese Finfluencer ihre Legitimität und wie erwerben sie ihre Kenntnisse?
Die Gen Z rüttelt an den Codes, aber zerstört sie nicht. Ein grundlegender Unterschied. David Poku, ein junger britischer Kreateur von Inhalten, erklärte beispielsweise der Zeitung The Guardian, dass er sich genau deshalb für die Finanzen zu interessieren begann, weil dieses Thema während seines Studiums nie behandelt wurde. Er schrieb sich an der Universität Nottingham ein, um das Thema näher zu untersuchen. Seine allgemein in Frage-Antwort-Form gehaltenen Videos basieren auf seinen Kursen. Er beteiligt sich dadurch an einer Demokratisierung des akademischen Wissens.
Im Gegenteil dazu erzählt Caroline Jurado, die Gründerin der Cryptos von Caro (120k Abonnierte auf TikTok und 40k ihrer Newsletter) wie sie sich als Autodidaktin gebildet hat. Um den komplexen Jargon und die Barrieren gegen das Verständnis der Finanzverwaltung zu kompensieren, entschloss sie sich, alles, was sie gelernt hat, wieder von vorne zu beginnen und auf die möglichst einfachste und direkteste Weise zu teilen.
Eine goldene Gelegenheit für die traditionellen Finanzinstitute
Dieser Umbruch der klassischen Kommunikationscodes sollte den traditionellen Instituten nicht Angst machen, sondern sie erfreuen. Der Trend zu FinTok zeigt sehr gut, dass nicht die Finanz an sich das Problem ist, sondern die Art und Weise, wie sie präsentiert wird. Indem sie sich der Sprache der Gen Z anpassen, verfügen die traditionellen Finanzinstitute über ein einmaliges Mittel, um die jungen Menschen anzuziehen – die Kundinnen und Kunden von morgen.
Und angesichts der Verspätung, die sie dabei haben, handelt es sich darum, diese Gelegenheit aus massivem Gold jetzt sofort zu ergreifen.
Der Fall EnjoyMedia by Raiffeisen Suisse
Genau dies hat die Agence Trio in Zusammenarbeit mit Raiffeisen getan. Gemeinsam haben wir EnjoyMedia eingeführt, das erste Schweizer Medium 100 Prozent TikTok.
Wir haben zusammen eine Reihe von Videos mit Definitionen, Ratschlägen und der Entschlüsselung von Nachrichten geschaffen – das Ganze in Verbindung mit der Finanzwelt und dem Experten-Know-how der Schweizer Bank. Die Videos werden animiert durch junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Raiffeisen, die wir gecoacht und begleitet haben, um vor der Kamera das Wort zu ergreifen.
Sie sind eingeladen, dieses völlig neue Medium zu entdecken und einen Blick auf unsere Case Study über Enjoy zu werfen, die Jugendkampagne von Raiffeisen.
Quellen:
FinTok: how TikTok is helping young people use cash wisely, The Guardian, zum letzten Mal konsultiert am 24. Juni 2022.
https://www.theguardian.com/money/2021/jul/10/fintok-how-tiktok-is-helping-young-people-use-cash-wisely
Welcome to #FinTok: The Viral Space That’s Bridging the Gap with Young Investors, Orion Advisor Tech, zum letzten Mal konsultiert am 24. Juni 2022.
https://orionadvisortech.com/blog/welcome-to-fintok-the-viral-space-thats-bridging-the-gap-with-young-investors/?print=print
Here’s how this financial pro uses FinTok to reach the next generation of female investors, CNBC, zum letzten Mal konsultiert am 24. Juni 2022.
https://www.cnbc.com/2022/05/23/this-advisor-uses-fintok-to-reach-next-generation-of-female-investors.html
TikTok, zum letzten Mal konsultiert am 24. Juni 2022.
Michael Kamm ist CEO von Agence Trio.
Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.
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Was Banker von TikTok lernen können