Haben Sie die Dubai Schokolade probiert? Ja, diese Schokolade mit der grün-cremigen Pistazienfüllung, wofür Leute letzten Samstag bei Lindt in Kilchberg Schlange gestanden sind oder je nach Hersteller über 20 Franken für eine Tafel ausgeben?
Der Hype, der auf Social Media angefangen hat, zeigt vor allem eines: Die unglaubliche Kraft des Fomo-Syndroms, also der Angst, etwas zu verpassen, oder eben zu Englisch «Fear of Missing Out» (Fomo).
Kein Wunder wird dieses psychologische Phänomen so oft im Marketing eingesetzt. Manchmal auch zweifelhaft. Gibt es wirklich nur noch dieses eine Zimmer in dem Hotel, das ich vielleicht buchen möchte? Gilt die Aktion «50% auf alles» im Laden wirklich nur heute? Spoiler: Ich bin am nächsten Tag wieder gekommen, und der Rabatt war immer noch angepriesen.
Influencer Marketing wie im Falle der Dubai Schokolade basiert stark – wenn nicht ganz – auf «Fomo». Ob das nachhaltig ist, darf bezweifelt werden. Wer erinnert sich noch an «Cronuts», ein hybrides Gebäck, Kreuzung zwischen Croissant und Donut? Die Köstlichkeit aus New York gehört zu den Vorreitern unter den gehypten Foodtrends. Vor zehn Jahren war Migros sofort auf die Welle gesprungen und musste die Produktion ihrer Version nach einem Jahr wieder einstellen. Gerade vier Monate sei das Angebot erfolgreich gewesen. Danach hätte das Interesse der Kundschaft abgenommen, heisst es in einem Tamedia-Artikel von damals.
Die limitierte Dubai-Schoggi-Serie von Lindt war daher eine geschickte Aktion, die sehr stark auf «Fomo» setzte. Und mit Erfolg, wie die Bilder der Schlangen in Kilchberg und der Medienrummel rundherum beweisen. Und dies, obwohl es schon im Vorfeld klar war: Die Schoggi ist nicht einmal sooo speziell und ihren Preis nicht wert, wie Passanten in einer Strassen-Degustation von Blick sagten.
Lindt ist nicht allein da. Einige kleinere Chocolatiers machen beim Hype auch mit. In St. Gallen gäbe es sogar einen Dubai-Panettone.
Ich gebe zu, ich habe die Dubai Schokolade nicht probiert. Vermutlich fehlt bei mir das «Fomo»-Gen. Ich würde aber lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht doch ein bisschen neugierig bin. Aber eben, ich kann gut warten, bis die restlichen Tafeln mit Preisabschlag liquidiert werden.
Sandra Porchet ist Redaktorin von persoenlich.com.
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23.11.2024 17:52 Uhr
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Wie lange hält der «Fomo»-Effekt?