Das grösste französische Verlagshaus Hachette erlaubt dem Suchmaschinengiganten Google in Zukunft Bücher, die zwar nicht mehr gedruckt werden, aber immer noch urheberrechtlich geschützt sind, zu digitalisieren. Damit ist Frankreich das einzige Land auf der Welt, in dem Google bisher eine derartige Vereinbarung abschliessen konnte, wie die New York Times berichtet. Google will noch in diesem Jahr mit dem Vertrieb französischer Bücher in Digitalform beginnen. In Deutschland führen die Verlage derzeit keine Verhandlungen mit Google, wie Branchenexperten betonen.
Die Abmachung, die über zehntausende Bücher beinhaltet, ist Teil eines grösseren Plans. Google möchte langfristig alle Bücher digitalisieren. Bisher bleibt der Erfolg allerdings bescheiden. Eine Vereinbarung mit amerikanischen Verlagshäusern ist vor einem halben Jahr von einem US-Gericht abgelehnt worden. Seitdem ist dort nicht mehr viel passiert. Im September soll den US-amerikanischen Richtern ein neuer Vorschlag für eine Einigung vorgelegt werden.
Das Abkommen mit Hachette, das zum Medienkonzern Legardère gehört, bedeutet keinesfalls das Ende der Bemühungen von Google in Frankreich. Bemühungen ähnliche Verträge mit anderen französischen Verlagen zu erreichen, sind bisher gescheitert. Einige Buchvertriebe haben Google sogar wegen unrechtmässigem Digitalisieren von geschütztem Material verklagt. Der Ton der französischen Verlagshäuser gegenüber Google war mitunter recht harsch, was das Abkommen um so erstaunlicher wirken lässt.
Die harte Position der französischen Verlage hat sich aber bezahlt gemacht. Die Konditionen, die Google Hachette einräumt, sind um einiges besser als diejenigen, die den US-amerikanischen Verlagen angeboten wurden. Hachette darf frei entscheiden, welche Bücher Google zur Verfügung gestellt werden. In den USA wollte Google einen Persilschein zur Digitalisierung von nicht mehr gedruckten Büchern durchsetzen. Das Abkommen mit Hachette wird die Verhandlungsposition von Google in den USA mit Sicherheit ein wenig schwächen.
Hachette lässt derweil ausrichten, dass man gedenkt die digitalisierten Bücher Bibliotheken zur Verfügung zu stellen. Damit "fördere man Entwicklung der französischen Kultur", heißt es in einer Aussendung des Verlagshauses. Dass Google ausgerechnet in Frankreich, wo der Konzern unter anderem als "Kulturimperialist" betitelt wurde, einen ersten Erfolg für seine Strategie zur Digitalisierung von Büchern verbuchen kann, wird den Bemühungen des Internet-Riesen in anderen Ländern sicherlich Auftrieb verleihen. (pte)