18.02.2023

Microsoft

Chatbot wird an die kurze Leine gelegt

Verwirrende Antworten: Einem Journalisten hat der KI-Chatbot empfohlen, sich von seiner Frau zu trennen. Nun hat Microsoft die Nutzung seines Bing-Chats eingeschränkt.

Die Internet-Suchmaschine Bing von Microsoft konnte sich jahrelang nicht gegen Google behaupten. Mit der Einbindung eines KI-Chatbots wurden Bing zuletzt aber deutlich bessere Chancen eingeräumt (persoenlich.com berichtete). Microsoft kämpft nun allerdings gegen Kinderkrankheiten des Systems.

Microsoft hat die Nutzung seines Bing-Chatbots eingeschränkt, der mit Hilfe von künstlicher Intelligenz auch komplexe Fragen beantworten und ausführliche Konversationen führen kann. Der Softwarekonzern reagiert damit auf etliche Vorfälle, in denen der Textroboter aus dem Ruder gelaufen ist und Antworten formuliert hat, die als übergriffig und unangemessen empfunden wurden.

In einem Blogeintrag kündigte das Unternehmen an, Bing-Chats nun auf 50 Fragen pro Tag und fünf pro Sitzung zu begrenzen. «Unsere Daten haben gezeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen die Antworten, die sie suchen, innerhalb von fünf Runden findet», erklärte das Bing-Team. Nur etwa ein Prozent der Chat-Unterhaltungen enthalte mehr als 50 Nachrichten. Wenn die Nutzerinnen und Nutzer das Limit von fünf Eingaben pro Sitzung erreichen, wird Bing sie auffordern, ein neues Thema zu beginnen.

Microsoft hatte zuvor bereits davor gewarnt, den KI-Chatbot, der sich noch in einer Erprobungsphase befindet, in längliche Konversationen zu verwickeln. Längere Chats mit 15 oder mehr Fragen könnten demnach dazu führen, dass Bing «sich wiederholt oder zu Antworten veranlasst beziehungsweise provoziert wird, die nicht unbedingt hilfreich sind oder nicht mit unserer beabsichtigten Tonalität übereinstimmen».

Für Aufsehen im Netz hatte ein Test des Bing-Chatbots durch einen Reporter der New York Times gesorgt. In einem mehr als zweistündigen Dialog behauptete der Chatbot, dass er den Journalisten liebe. Dann forderte er den Reporter auf, sich von seiner Frau zu trennen.

Microsoft setzt bei seinem Bing-Chatbot auf Technik des Start-ups OpenAI und unterstützt das kalifornischen KI-Unternehmen mit Milliarden. Microsoft-CEO Satya Nadella sieht in der Einbindung von KI-Funktionen zum einen die Chance, die Marktverhältnisse im Wettbewerb mit dem Google-Konzern Alphabet umzukehren. Ausserdem will er mit Hilfe von KI die Vormachtstellung seiner Bürosoftware absichern und das Cloud-Geschäft mit Microsoft Azure vorantreiben. Google hat mit dem Chatbot Bard eine eigene KI-Offensive gestartet, um den Vorstoss von Microsoft und OpenAI zu kontern. (sda/dpa/cbe)



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