Der 18-jährige Johann Beurich aus Radebeul bei Dresden hat im Internet eine Fangemeinde, die sich von ihm schwierige mathematische Formeln erklären lässt. Und dabei setzt Beurich auf Musik: Er singt und rappt seine Lernvideos. "Ich haben inzwischen mehr als eine Million Klicks", sagt Beurich stolz. Die Videos der Mathematik-Songs sind auf Youtube gratis für alle erreichbar. Angefangen habe alles vor etwa eineinhalb Jahren, erklärt der "virtuelle" Nachhilfelehrer, der seine Videos unter dem Namen "Dor Fuchs" einstellt.
"Ich mag Mathematik und Musik, wollte beides zusammenbringen." Da kam es gelegen, dass eine Melodie fertig war, aber noch kein Text. Also hat Beurich die sogenannte Lösungsformel für quadratische Gleichungen vertont. Es sei anfangs als reiner Spass gedacht gewesen. "Ich wollte selbstironisch sein und dachte, die Internetuser bezeichnen mich als einen Spinner, der aus Langeweile Mathelieder singt."
Schnell wurde jedoch klar, dass der Gag für viele Schüler mit Problemen im Rechnen eine echte Hilfe und Motivation ist. Inzwischen hat Beurich zehn Songs online gestellt: Sinussatz, Binomische Formeln, Polynomdivision und lineare Funktionen erklärt der Sachse reimend verständlich, charmant und mit reichlich Unterhaltungstalent. Die Themen stammen überwiegend aus den Lehrplänen der Gymnasialstufe zwischen Klasse 7 und Abitur. Die Erklärung mancher Formeln hätten sich Fans sogar schon gewünscht, sagt Beurich.
Selbst positive Reaktionen von Mathematiklehrern habe er schon bekommen. Die meisten seien zwar nicht sonderlich aktiv im Internet, trotzdem habe sich die ungewöhnliche Lehrmethode herumgesprochen und sei sogar schon Thema bei Fortbildungen gewesen, weiss er aus E-Mails von Lehrern.
Die Herstellung eines solchen Kurzfilms dauere meist mehrere Wochen, sagt Beurich. Er schreibt zunächst die Musik und den Text, nimmt dann den Gesang mit der Musik aus Kopfhörern auf, spielt danach die Melodie teilweise mit mehreren Instrumenten ein, dreht das Video dazu und entwickelt Grafiken. "Am Schluss wird alles zum fertigen Film gemischt", erklärt er. Dabei agiere er immer alleine. "Es ist aber nicht so, dass ich keine Freunde oder andere Hobbys habe", stellt Beurich klar. Er spielt Volleyball, Fussball und engagiert sich in einer freien evangelischen Gemeinde.
Woher sein mathematisches Talent kommt, weiss er nicht so genau. In der Familie gebe es keine ausgesprochenen Naturwissenschaftler. Nur seine Oma sei sehr gut im Kopfrechnen, weil sie viele Jahre im Laden der Familie gestanden habe. "Warum für mich behalten?" "Ich selbst habe seit Anfang der Schulzeit gemerkt, dass mir Mathe liegt", erinnert sich Beurich. Fürs Abi, das er mit 1,5 gemacht hat, habe er kaum lernen müssen. Stattdessen habe er Mitschülern und Freunden Nachhilfe gegeben. "Wenn ich schon Mathe gut verstehe, warum soll ich das für mich behalten", sagt er - und es klingt fast wie eine Mission. Ab Herbst will der Radebeuler an der Technischen Universität Dresden Mathematik studieren. Zuvor werde mindestens noch ein Song aus der höheren Mathematik online gestellt. (sda/dpa)